Catalonĭen,
span. Cataluna, früher Fürstentum der
Krone
Aragonien, die nordöstlichste Landschaft der Pyrenäischen
Halbinsel, umfaßt die vier
Provinzen Gerona,
Barcelona,
[* 2]
Tarragona und Lerida mit zusammen 32196 qkm und
(1887) 1752033 E. (59 auf 1 qkm). Catalonien
wird im
N. gegen
Frankreich von den Pyrenäen, im O. vom Mittelländischen
Meere,
im S. von
Valencia,
[* 3] im W. von
Aragonien begrenzt und
ist mit Ausnahme weniger
Tiefebenen ein wild zerklüftetes Bergland, das sich in
Terrassen an die schneebedeckten Ostpyrenäen
lehnt.
Diese entsenden mehrere bedeutende Verzweigungen nach Catalonien
hinein. Vom Col de la Perche zweigt sich die
Sierra del Cadi ab,
die links des
Segre anfangs 2500 m hoch sich schnell senkt auch zwischen
Segre und Noguera Pallaresa erstreckt sich ein bis 2074 m
hoher Zweig, während westlich von der letztern die gewaltigen
Massen des Maladettagebirges aufsteigen,
mit dem 3404 m hohen
Pic d'Anethou. Der
Küste im allgemeinen parallel verläuft vom Ebro bis zum
Ter, fast ganz Catalonien
erfüllend,
ein Gebirgssystem, welches durch das Durchbruchsthal des Llobregat in zwei besondere
Massen geschieden wird.
Sein östl. Teil gipfelt in der Sierra de Monseny (1699 m), zum westlichen gehört der Montserrat (1238 m) und nahe am Ebro der Mont-Sant (1071 m). Die kleinen Ebenen C.s sind an der Küste das Ampurdan im NO., die Ebene von Barcelona, das Campo de Tarragona und im Innern die Vegeria de Vich und de Manresa, die Llanos del Urgel und die Huertas von Tortosa am untern Ebro. Die Küste ist etwa 400 km lang, zwischen dem Nordostkap Creus und Termündung bei Rosas und im S. bei Tarragona tief eingebuchtet, teils sandig, teils felsig, enthält aber einige gute Häfen.
Das Klima ist trotz häufigen Nebels, und Regens, schnellen Temperaturwechsels und oft brennender Tageshitze gesund und der Vegetation günstig. Noch giebt es Zwergpalmen an der Küste, bei Barcelona Orangen und auf dem Montserrat Ölbäume. Die Korkeiche ist der gewöhnliche Baum der Bergwaldungen im Osten, zumal in den Bergen [* 4] von Gavarras und La Bisbal im südl. Gerona. Wo diese aufhören, treten dichte Gesträuche auf von Stechwinde, Lorbeer, Myrte, Lentiscus, Buchsbaum, Rosmarin, Cistrose und Erica.
Obercatalonien
ist rauher, besitzt aber zahlreiche Weizen-, Gersten- und Maisfluren. Wiesen und
Weiden sind seltener. Die
wichtigsten Produkte der
Landwirtschaft sind Weizen, Öl,
Wein, Wal- und
Haselnüsse, Hanf, Gemüse und Gartenfrüchte. Weniger
bedeutend ist der Ertrag an
Mais, Gerste,
[* 5] Roggen, Obst,
Südfrüchten,
Reis und Flachs. Die Rindviehzucht
ist gering und meist auf die Pyrenäengegenden verwiesen.
Pferde
[* 6] und Esel werden weniger gezogen, dagegen Schafe,
[* 7] Ziegen und
Schweine
[* 8] in größerer Menge.
Die Seidenraupe wird ohne sonderliche Mühe gepflegt, ebenso die
Biene.
[* 9] Die Fischerei
[* 10] ist besonders an der
Küste
einträglich, der Wildstand groß. Der
Bergbau
[* 11] liegt vernachlässigt, wiewohl
Eisen,
[* 12]
Steinsalz,
Steinkohlen, Schwefel, viele
Marmorarten und mehrere edle
Steine vorhanden sind. Die natürlichen Hilfsquellen im
Verein mit den großartigen Bewässerungsanstalten,
den Häfen und Eisenbahnen haben Catalonien
zum Mittelpunkt der
Industrie und die Hauptstadt
Barcelona zum ersten Handelsplatz
Spaniens
gemacht. Die Catalonier
(Catalanes) sind nüchterne, mit körperlicher und geistiger Gewandtheit begabte
Leute. Für die
Bildung und die Erziehung des
Volks ist schon seit längerer Zeit gut gesorgt. Dennoch sprechen auch die gebildeten
Stände unter sich nur die
Catalanische Sprache (s. d.), nicht das Castilianische, und zwar aus
Abneigung gegen die Castilianer.
Geschichte. Catalonien
war eine der ersten, aber auch eine der letzten röm.
Provinzen (bis 460) als nordöstl.
Teil
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von Hispania Tarraconensis. Zur Zeit der Völkerwanderung wurde es von den Alanen besetzt, denen um 415 die Westgoten folgten,
daher der Name Catalonien
, d. h. Gotalanien. 711 wurde der südl.
Teil von den Arabern erobert. Als Karl d. Gr. Spanien
[* 14] 778 bis zum Ebro unterwarf, bildete Catalonien
den Hauptkern der span. Mark,
welche von Barcelona aus durch fränk. Grafen regiert wurde, die sich nach Karls des Dicken Tode (888) unabhängig vom Frankenreiche
machten. Graf Raymund Berengar IV. erwarb 1137 durch Heirat Aragonien und vereinigte das Fürstentum Catalonien
damit; doch wurde dieses
Bündnis öfter unterbrochen. 1469 ward durch die Heirat Ferdinands von Aragonien und Isabellas von Castilien
Catalonien
ein integrierender Teil der span. Monarchie, behielt jedoch seine sehr freisinnige Verfassung, die es erst durch Philipp
V. nach dem Spanischen Erbfolgekriege verlor. –
Vgl. Balaguer, Historia de Cataluña (Bd. 1–9, Madr. 1885–87).