Catalānische
Sprache [* 2] und Litteratur. Die catalan. Sprache, die an der Ostküste Spaniens in Catalonien und Valencia, [* 3] auf den Balearen und Pithyusen, in Frankreich im Depart. Pyrénées-Orientales und seit dem 13. Jahrh. auf Sardinien [* 4] in Alghero von insgesamt über 3 Mill. Menschen, und außerdem in überseeischen Besitzungen der span. Krone gesprochen wird, ist ein provençal. Dialekt, der vom eigentlichen Provençalischen sich vor allem durch den Mangel des ü unterscheidet.
Sie gehört zu den roman. Schriftsprachen
des Mittelalters und pflegt darum als eine selbständige
Sprache unter den roman.
Sprachen betrachtet zu werden, obwohl sie jetzt, wo das
Spanische
[* 5] zur offiziellen
Sprache in den catalan.
Provinzen
Spaniens geworden ist, diesen Rang nicht mehr beanspruchen kann. – Die ersten catalan. Schriftsteller,
dem 13. und 14. Jahrh. angehörig, pflegten die
Lyrik in der
Weise der Provençalen,
Epik und Didaktik nach franz.
Mustern, während
sie in der belehrenden Prosa Selbständiges leisteten, und R.
Muntaner (s. d.) und B. Desclot (s. d.)
zu den hervorragenden Geschichtschreibern, der Scholastiker R. Lull (s.
Lullus) zu den einflußreichen
ascetischen Schriftstellern des Mittelalters zählen dürfen.
Mit den unter ital. Einfluß dichtenden Lyrikern und Satirikern des 15. Jahrh.,
A.
March (um 1460) und J. ^[=Jaume] Roig (um 1478), verlor das Catalanische
seinen Charakter als Schriftsprache
und sank
in den litterar. Erzeugnissen des 16. Jahrh. auf die
Stufe des Patois herab. Eine künstliche Pflege wird
der
Sprache seit Errichtung der Blumenpreisspiele (Jochs florals) in
Barcelona
[* 6] (1859) wieder zu teil (s.
Jeux floraux), an die
sich, wie im südl.
Frankreich, auch partikularistisch-polit. Bestrebungen anschlossen,
^[Artikel die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.] ¶
mehr
die ihren Ausdruck mehr oder weniger deutlich in catalan. Zeitungen und Unterhaltungsblättern, in der Verbrüderung der neucatalan. Schriftsteller mit den neuprovençalischen (1861), und in lyrischen, dramat. und erzählenden Dichtungen in neucatalan. Sprache gefunden haben. Die hervorragendsten unter den neucatalan. Schriftstellern und Dichtern sind V. Balaguer (s. d.) und J. Verdaguer (1878 Epos «Atlántide»).
Vgl. über diese litterar.
Bewegung und ihre Vertreter Tubina, Historia del renacimiento literario en Cataluña (Madr. 1880).
– Die altcatalan. Sprache stellte am besten dar A. Mussafia in «Die catalan. Version der sieben weisen Meister» (Wien [* 8] 1876),
die neucatalanische
Milá y Fontanals («Estudios de lengua catalana,»,
Barcel. 1875) und Morel-Fatio in Gröbers «Grundriß der roman.
Philologie»; die brauchbarste catalan. Sprachlehre ist die von Ballot y Torres (ebd. 1815), das verläßlichste Wörterbuch von
Llabernia (ebd. 1839 u. 1865),
das beste valencianische von Escrig und Martinez (3. Aufl. von Llombart, Valencia 1887). Zur Beförderung der Kenntnis der altcatalan. Litteratur trug Milá y Fontanals bei, der die catalan. Volksdichtung («Observaciones sobre la poesia popular», Barcel. 1853) ans Licht [* 9] zog, Volkslieder sammelte («Romancerillo catalan», ebd. 1882) und zahlreiche altcatalan. Texte herausgab. Catalan. Schriftstücke und Litteraturerzeugnisse zugänglich zu machen ist die von Aguiló y Fuster begonnene «Biblioteca catalana» (Paris, [* 10] seit 1873) bestimmt. Eine Übersicht über die Schriften zur u. L. findet sich bei E. Vogel, «Neucatalan. Studien» (Paderb. 1886).