Castro,
1) Jaes de, Geliebte des Infanten Dom Pedro von Portugal, kam als Constanzas, der Gemahlin Dom Pedros, Hofdame aus Kastilien 1328 an den portugiesischen Hof. Noch zu Lebzeiten Constanzas stand der Prinz mit Ines, die sich durch Schönheit und Anmut auszeichnete, in einem Liebesverhältnis; nach dem Tode derselben (1345) lebte er mit ihr in der engsten Gemeinschaft, und sie gebar ihm vier Kinder. Da aber sein Vater, der König Alfons IV., eine andre Heirat seines Sohns wünschte und Pedro sich dessen standhaft weigerte, so wurde die Ermordung der Ines beschlossen, welche bei den Portugiesen auch deshalb verhaßt war, weil durch sie viele Kastilier in Lissabon zu hohen Stellungen gelangten. Um den Mord zu legalisieren, wurde derselbe 1355 vor den Augen des Königs im Kloster Santa Clara zu Coimbra, wohin Dom Pedro seine Geliebte geflüchtet hatte, von drei der ersten Würdenträger des Reichs, Diego Lopez Pacheco, Pedro Coelho und Alvaro Gonsalvez, vollzogen. Im Schmerz darüber erhob Dom Pedro das Schwert gegen seinen Vater, doch versöhnten sich beide 1355 wieder. Nach Alfons' IV. Tod 1357 flüchteten die Mörder nach Kastilien, wurden aber ausgeliefert und zwei davon aufs qualvollste hingerichtet; der dritte, Pacheco, entkam. Dann versammelte Pedro die Großen des Reichs und schwur, das Ines seine angetraute Gemahlin gewesen, worauf die Leiche aus dem Grab genommen, in königlichem Schmuck auf den Thron gesetzt und, nachdem sämtliche Große den Saum ihres Kleides geküßt, in der königlichen Gruft beigesetzt wurde; auch ward ihr ein prachtvolles Marmordenkmal errichtet. Dennoch wurde von vielen die Rechtmäßigkeit der Ehe und die Legitimität der Kinder bezweifelt. Die Geschichte der unglücklichen Ines haben mehrere Dichter bearbeitet. Trauerspiele lieferten der Portugiese Gomez, der Holländer Fritz, die Deutschen Graf von Soden und Murad Efendi. In Camoens' »Lusiaden« bildet die Geschichte ihrer Liebe eine der herrlichsten Episoden. Eine vergleichende Kritik der Ines-Tragödien hat Wittich seiner Übersetzung des Trauerspiels von Gomez (Leipz. 1841) beigefügt. Vgl. Raumer im »Historischen Taschenbuch« 1851.
2) João de, tapferer portug. Feldherr und Seefahrer, geb. 7. Febr. 1500 zu Lissabon, machte, noch sehr jung, einen Feldzug nach Tanger gegen die Mauren mit und folgte später auch Kaiser Karl V. nach Tunis. Von seiner in nautischer Hinsicht sehr wichtigen Beschreibung des Roten Meers, der Frucht seiner Teilnahme an einer Expedition (1540) dahin, haben sich Fragmente in Purchas »Pilgrimes« (Lond. 1625) erhalten und sind auch in das Lateinische, Französische und Holländische übersetzt worden. 1545 begab sich Castro als Statthalter nach Ostindien, wo er sich durch seine heldenmütige Verteidigung Dius gegen die Mohammedaner großen Ruhm erwarb. Während er den Länderbesitz der Portugiesen zu erweitern und zugleich die gesunkene altritterliche Tüchtigkeit seiner Landsleute zu heben suchte, überrascht ihn 6. Juni 1548 in Ormus der Tod. Sein Nachlaß bestand in 3 Realen. Höchst interessant sind seine aus Indien an den portugiesischen König geschriebenen Briefe (jetzt auf der Bibliothek zu Lissabon). Vgl. Andrada, Vida de Dom João de Castro (Lissab. 1651).