3) (CastiglioneFiorentino) Ortschaft in der ital.
ProvinzArezzo, am östlichen
Rande der Chianaebene und an der
EisenbahnArezzo-Rom,
von Ringmauern umgeben, hat eine Hauptkirche,
San Giuliano, mit Altarbild von Gatta, eine Kollegiatkirche mit altsienesischem
Bild von Segna und eine Cappella del
Sacramento mit einer
Kreuzabnahme von
LucaSignorelli, Tuchfabrikation und (1881) 1984 Einw.
Wiewohl Castiglione hier das
Interesse seines
Herrn zu wahren suchte, so traf ihn doch seit der
PlünderungRoms 1527 dessen
Ungunst. Dafür überhäufte ihn
Karl V. mit seinen Gunstbezeigungen und gab ihm das reiche
BistumAvila. Er starb in
Toledo.
[* 10]
Sein berühmtestes Werk ist sein »Libro del cortegiano«, eine in Gesprächsform
abgefaßte
Darstellung des
Ideals eines
Hofmannes (Vened. 1528),
ein Meisterwerk eleganter und zierlicher
Prosa. Castigliones »Lettere«
(Padua
[* 11] 1769-71, 2 Bde.) geben Aufschluß über politische
Ereignisse, bei denen er thätig war.
2)
GiovanniBenedetto, genannt il Grechetto, ital.
Maler und Kupferätzer, geb. 1616 zu
Genua,
[* 12]
Schüler Paggis, G.
Andrea de
Ferraris
und van
Dycks, bildete sich noch in
Rom,
Florenz,
[* 13]
Parma
[* 14] und
Venedig
[* 15] und trat sodann in die
Dienste
[* 16] des
HerzogsKarl I. zu
Mantua. Er starb daselbst 1670. Castiglione hat namentlich seinen
Ruf durch seine Tierdarstellungen erlangt; die historischen
und biblischen Vorwürfe pflegen meist nur den
Namen für seine
Bilder herzugeben, während das Vieh und
die
Landschaft die Hauptrolle spielen. Er behandelte seine
Darstellungen in etwas einförmiger
Weise, seine Gestalten pflegen
ziemlich konventionell zu sein; auch ist seine
Farbe zu bunt.
Sehr bekannt ist
Castiglione auch als Radierer, als welcher er
Rembrandt nachzuahmen suchte; aber auch hier kam er trotz einer leichten,
wenn auch etwas kleinlichen Nadelführung nicht über eine konventionelle Auffassung hinaus. Man zählt
über 70 solcher
Blätter. 1786 erschien zu
Venedig eine
Folge von zwölf nach Castigliones
Zeichnungen von G. Zompini geätzten
Blättern: Varii capricci e paesi ecc. disegnati dal celebre
G.
B. Castiglione, tratti dalla raccolta Zanettiana.
3) CarloOttavio,Graf, ital. Sprachforscher, geb. 1784 zu
Mailand, lieferte wertvolle Beiträge zur orientalischen
Münzkunde und Altertumsforschung in seinen
Schriften: »Monete cufiche
del museo di
Milano«
(Mail. 1819);
Zugleich mit Mai veröffentlichte er in »Ulphilae partium ineditarum Ambrosianis
palimpsestis repertarum editio«
(Mail. 1819) Proben von Teilen des Alten
Testaments
(Esra und
Nehemia), von einigen Paulinischen
Briefen sowie das
Fragment eines gotischen
Kalenders und einer
Homilie, sodann allein fernere Bruchstücke
der
Briefe des
Paulus
(Mail. 1829, 1834, 1835, 1839). Er starb in
Genua.
SeinLeben hat Biondelli
(Mail. 1856) beschrieben.
(spr. kastilijónĕ), Giuseppe, ein in Paris lebender Genremaler aus Neapel,
der sich auf der internationalen Ausstellung von 1878 durch zwei
Genrebilder von fein erfundenen Charakteren und scharfer,
geistvoller Ausführung hervorthat. Das eine war das Schloß Haddon Hall (Derbyshire) in dem Augenblick,
wo der Schloßherr in dem Park mit seinen Damen durch die eindringenden Soldaten Cromwells sehr unangenehm überrascht wird,
das andre ein Kardinal, der in einem Park bei Frascati den Besuch seiner aus Rom kommenden Neffen und Nichten empfängt.
1) Castiglione delle Stiviere, Hauptstadt des Distrikts Castiglione delle Stiviere (13709 E.) der Provinz Mantua, 10 km im Süden des Gardasees,
hat (1881) 3720, als Gemeinde 5251 E., Post und Telegraph,
[* 18] Dampfstraßenverbindung nach Brescia und Mantua, zwei Kirchen, ein
Schloß sowie Seidenspinnerei. – Castiglione fiel 1339 in die Hand
[* 19] des Azzo Visconti und ging 1404 durch Heirat
an Francesco Gonzaga über, worauf es das Fürstentum des 1819 erloschenen jüngsten Zweiges der Gonzaga bildete; 1773 kam
es an Österreich.
[* 20] 1702 wurde Castiglione vom 27. Mai bis 1. Juni von den Franzosen unter Revel belagert und nach tapferm
Widerstande eingenommen, wodurch Prinz Eugen vom Gardasee abgeschnitten wurde. Am siegten bei Castiglione die
Franzosen unter Medavi über die Kaiserlichen unter dem Prinzen von Hessen, welche den Platz belagerten, und unter
Bonaparte über die Österreicher unter Wurmser.
Marschall Augereau, der die österr. Vorhut3. Aug. aus Castiglione vertrieb und am 5. Aug. das feindliche Centrum durchbrach,
erhielt den Titel eines Herzogs von Castiglione In der Nähe (7 km) Solferino
[* 21] (s. d.). –
Vgl. B. Arrighi, Storia di Castiglione sotto il dominio
dei Gonzaga (2 Bde., Mantua 1853).
(spr. -iljohne), Baldassare, Graf, ital. Schriftsteller, geb. zu Casanatico im
Mantuanischen, studierte zu Mailand und trat dort in Dienst des Herzogs Lodovico Sforza il Moro, dann in den Gian Francesco Gonzagas,
Markgrafen von Mantua. Einige Jahre nachher nahm er Dienste bei Guidubaldo von Montefeltro, Herzog von
Urbino, der ihn 1506 als Gesandten an Heinrich Ⅶ. von England, 1507 an Ludwig Ⅻ. sandte. Unter Papst Leo Ⅹ. war er Gesandter
des Herzogs von Urbino, Francesco della Rovere, in Rom, und vertrat später in gleicher Eigenschaft die Interessen des Federigo
von Mantua.
Unter Clemens Ⅶ. trat er in päpstl. Dienst und ging 1525 als Nuntius nach Spanien, wo er zu Toledo starb. Unter
C.s Werken (hg. von Volpi, Padua 1733) ist das bedeutendste «Il Cortegiano» (Vened. 1528 u. ö.;
neue Ausg. von Baudi di Vesme, Flor. 1854; von Salvadori, ebd. 1884),
Dialoge, die ein Idealbild des vollkommenen
Hofmanns zeichnen und, wie keine andere Schrift, die elegante Sitte, die geistreiche Unterhaltung der ital. Renaissancegesellschaft
vorführen. Seine «Lettere» (2 Bde.,
Padua 1769–71) sind für polit. wie litterar. Geschichte wichtig. Auch als lat. und ital.
Dichter hat Castiglione Bedeutung; seine «Poesie volgari e Iatine» veröffentlichte Serassi (Rom 1760). Giulio Romano
hat ihm, dem Freunde Raffaels, ein Monument in der Kirche der Madonna delle Grazie bei Mantua errichtet. –
(spr. -iljohne), Carlo Ottavio, Graf, ital. Münzforscher, geb. 1784 zu Mailand, beschrieb
mit großer Sachkenntnis die «Monete cufiche del Museo di Milano» (Mail.
1819),
an welche Arbeit sich «Dell' uso cui erano destinati i vetri epigrafi cufiche» (ebd. 1847) anschließt.
In dem «Mémoire géographique numismatique sur la partie orientale de la
Barbarie appelée Afrikia par les Arabes» (ebd. 1826) suchte er den Ursprung und die Geschichte der Berberei zu ermitteln,
deren Namen auf arab. Münzen
[* 25] sich finden. Am bekanntesten in Deutschland ist Castiglione durch die Mitentdeckung
der got. Übersetzung der Paulinischen Briefe und der Fragmente des Alten Testaments (in der Ambrosianischen Bibliothek zu Mailand),
die er teils allein, teils mit dem Mitentdecker A. Mai (s. d.) 1819–39 (5 Hefte)
herausgab. Castiglione starb zu Genua. Sein Leben hat Biondelli (Mail. 1856)
beschrieben.
(spr. -iljohne),Giovanni Benedetto, genannt il Grecchetto, ital. Maler und Kupferstecher, geb. 1616 zu
Genua, war ein Schüler von G. B. Paggi und A. de' Ferrari. Später trat er in die Dienste des Herzogs von Mantua, wo er 1670 starb.
Vorzüglich ausgezeichnet ist Castiglione als Maler alttestamentlicher Geschichten mit Tieren (Geburt Christi in SanLuca zu Genua), wozu er sich durch langes Studium des J. Bassano in Venedig herangebildet hatte; doch ist er naturalistischer,
nüchterner und oberflächlicher als dieser. Im Hofmuseum zu Wien
[* 26] befinden sich: Noah mit den Tierenvor derArche, Noah läßt
die Tiere in die Arche gehen;
Auch die von ihm angefertigten
Landschaften und Porträte
[* 27] sind vortrefflich. 67 Blätter, in Kupfer
[* 28] geätzt, zeigen seine außerordentliche Gewandtheit in der
Helldunkelmanier. ^[]