1) Castiglione delle Stiviere, Hauptstadt des Distrikts Castiglione delle Stiviere (13709
E.) der
Provinz Mantua,
[* 2] 10 km im
Süden des Gardasees,
hat (1881) 3720, als Gemeinde 5251 E., Post und
Telegraph,
[* 3] Dampfstraßenverbindung nach
Brescia und Mantua, zwei
Kirchen, ein
Schloß sowie Seidenspinnerei. – Castiglione fiel 1339 in die
Hand
[* 4] des Azzo Visconti und ging 1404 durch Heirat
an
Francesco Gonzaga über, worauf es das Fürstentum des 1819 erloschenen jüngsten Zweiges der Gonzaga bildete; 1773 kam
es an
Österreich.
[* 5] 1702 wurde Castiglione vom 27. Mai bis 1. Juni von den
Franzosen unter Revel belagert und nach tapferm
Widerstande eingenommen, wodurch Prinz Eugen vom Gardasee abgeschnitten wurde. Am siegten bei Castiglione die
Franzosen unter Medavi über die Kaiserlichen unter dem Prinzen von Hessen,
[* 6] welche den Platz belagerten, und unter
Bonaparte über die
Österreicher unter Wurmser.
MarschallAugereau, der die österr.
Vorhut3. Aug. aus Castiglione vertrieb und am 5. Aug. das feindliche Centrum durchbrach,
erhielt den
Titel eines
Herzogs von Castiglione In der Nähe (7 km)
Solferino
[* 7] (s. d.). –
Vgl. B.
Arrighi, Storia di Castiglione sotto il dominio
dei Gonzaga (2 Bde., Mantua 1853).
(spr. -iljohne), Baldassare, Graf, ital. Schriftsteller, geb. zu Casanatico im
Mantuanischen, studierte zu Mailand
[* 11] und trat dort in Dienst des Herzogs Lodovico Sforza il Moro, dann in den Gian Francesco Gonzagas,
Markgrafen von Mantua. Einige Jahre nachher nahm er Dienste
[* 12] bei Guidubaldo von Montefeltro, Herzog von
Urbino, der ihn 1506 als Gesandten an Heinrich Ⅶ. von England, 1507 an Ludwig Ⅻ. sandte. Unter Papst Leo Ⅹ. war er Gesandter
des Herzogs von Urbino, Francesco della Rovere, in Rom,
[* 13] und vertrat später in gleicher Eigenschaft die Interessen des Federigo
von Mantua.
Unter Clemens Ⅶ. trat er in päpstl. Dienst und ging 1525 als Nuntius nach Spanien,
[* 14] wo er zu Toledo
[* 15] starb. Unter
C.s Werken (hg. von Volpi, Padua
[* 16] 1733) ist das bedeutendste «Il Cortegiano» (Vened. 1528 u. ö.;
neue Ausg. von Baudi di Vesme, Flor. 1854; von Salvadori, ebd. 1884),
Dialoge, die ein Idealbild des vollkommenen
Hofmanns zeichnen und, wie keine andere Schrift, die elegante Sitte, die geistreiche Unterhaltung der ital. Renaissancegesellschaft
vorführen. Seine «Lettere» (2 Bde.,
Padua 1769–71) sind für polit. wie litterar. Geschichte wichtig. Auch als lat. und ital.
Dichter hat Castiglione Bedeutung; seine «Poesie volgari e Iatine» veröffentlichte Serassi (Rom 1760). Giulio Romano
hat ihm, dem Freunde Raffaels, ein Monument in der Kirche der Madonna delle Grazie bei Mantua errichtet. –
(spr. -iljohne), Carlo Ottavio, Graf, ital. Münzforscher, geb. 1784 zu Mailand, beschrieb
mit großer Sachkenntnis die «Monete cufiche del Museo di Milano» (Mail.
1819),
an welche Arbeit sich «Dell' uso cui erano destinati i vetri epigrafi cufiche» (ebd. 1847) anschließt.
In dem «Mémoire géographique numismatique sur la partie orientale de la
Barbarie appelée Afrikia par les Arabes» (ebd. 1826) suchte er den Ursprung und die Geschichte der Berberei zu ermitteln,
deren Namen auf arab. Münzen
[* 19] sich finden. Am bekanntesten in Deutschland
[* 20] ist Castiglione durch die Mitentdeckung
der got. Übersetzung der Paulinischen Briefe und der Fragmente des Alten Testaments (in der Ambrosianischen Bibliothek zu Mailand),
die er teils allein, teils mit dem Mitentdecker A. Mai (s. d.) 1819–39 (5 Hefte)
herausgab. Castiglione starb zu Genua.
[* 21] Sein Leben hat Biondelli (Mail. 1856)
beschrieben.
(spr. -iljohne),Giovanni Benedetto, genannt il Grecchetto, ital. Maler und Kupferstecher, geb. 1616 zu
Genua, war ein Schüler von G. B. Paggi und A. de' Ferrari. Später trat er in die Dienste des Herzogs von Mantua, wo er 1670 starb.
Vorzüglich ausgezeichnet ist Castiglione als Maler alttestamentlicher Geschichten mit Tieren (Geburt Christi in SanLuca zu Genua), wozu er sich durch langes Studium des J. Bassano in Venedig
[* 22] herangebildet hatte; doch ist er naturalistischer,
nüchterner und oberflächlicher als dieser. Im Hofmuseum zu Wien
[* 23] befinden sich: Noah mit den Tierenvor derArche, Noah läßt
die Tiere in die Arche gehen;
Auch die von ihm angefertigten
Landschaften und Porträte
[* 24] sind vortrefflich. 67 Blätter, in Kupfer
[* 25] geätzt, zeigen seine außerordentliche Gewandtheit in der
Helldunkelmanier. ^[]