Casti
,
Giambattista, ital. Dichter, geboren wahrscheinlich 1721 zu
Prato in
Toscana, machte seine ersten
Studien im
Seminar
zu
Montefiascone und erhielt in der
Folge eine Professur an derselben Anstalt und ein Kanonikat an der
Kathedrale. Bei Gelegenheit
eines Aufenthalts in
Florenz
[* 2] (1764) machte er die Bekanntschaft des
Grafen
Rosenberg, der ihn mit sich nach
Wien
[* 3] nahm und am dortigen
Hof
[* 4] einführte, wo er sich durch
Geist und Liebenswürdigkeit allgemein belebt machte und der besondern
Gunst
Josephs II. genoß. Casti
begleitete darauf mehrere kaiserliche Gesandtschaften nach
Petersburg,
[* 5] später nach
Berlin
[* 6] und
Madrid.
[* 7]
Nach seiner Rückkehr nach Wien zum kaiserlichen Hofdichter befördert, verfaßte er zwei komische Opern: »La grotta di Trofonio« (eine Satire gegen die anmaßlichen Schulphilosophen) und »Re Teodoro«, und die mehr burleske »Congiura di Catilina«, deren Held Cicero ist. Nach Josephs II. Tod ließ er sich in Florenz nieder, wo er den größten Teil seiner Gedichte schrieb. Um seine »Animali parlanti« zum Druck zu bringen, begab sich der rüstige Greis 1798 nach Paris, [* 8] wo ihn der Tod überraschte.
Seine beiden Hauptwerke sind die
»Novelle galanti« (zuerst Par. 1793; vermehrt, das. 1804, 3 Bde.,
u. öfter) und das didaktisch-satirische Tierepos »Gli
animali parlanti« (das. 1802, 3 Bde.;
Flor. 1822; deutsch von Stiegler,
Aachen
[* 9] 1843, 2 Bde.). Die 48
Novellen sind in
Oktaven geschrieben, größtenteils von Castis
eigner
Erfindung, voll
Witz und
Laune, aber fast durchgängig äußerst schlüpfrig.
In den
»Animali parlanti«, in sechszeiligen
Stanzen und 26
Gesängen, werden in dem Gewand der Tierfabel die Fehler und
Gebrechen der verschiedenen
politischen
Systeme dargelegt.
Das Gedicht gehört trotz einiger allzu lang ausgesponnene Partien wegen der lebendigen Darstellung, des glänzenden Stils und der Leichtigkeit des Versbaues zu den vorzüglichsten seiner Art. Von geringerer Bedeutung und weniger bekannt ist das satirische Gedicht »Poema tartaro«, in 12 Gesängen (zuerst Mail. 1802, 2 Bde.; neue Ausg., das. 1871),
in welchem das Hofleben
Katharinas II. gegeißelt wird. Castis
übrige poetische Werke, unter welfen noch seine
zum Teil reizenden anakreontischen
Lieder sowie seine 216 schmerzhaften
Sonette »I tre Giulj« zu nennen sind, erschienen als,
sind
¶
mehr
»Opere varie« (unter dem Druckort Paris 1821, 6 Bde.) und als »Poesie lirico-dramatiche« (Lond. 1829).