Castellĭo,
Sebastian, oder, wie er selbst sich nannte, Castalio (latinisiert aus Chateillon), humanistischer Theolog, geb. 1515 zu St. Martin du Fresne in Savoyen, studierte die alten Sprachen zu Lyon, ward in Straßburg mit Calvin bekannt und von diesem als Rektor einer Schule nach Genf gezogen. Bald zeigten sich jedoch Meinungsverschiedenheiten. Castellio faßte z. B. das Hohe Lied als Liebeslied auf und erklärte sich gegen die im Genfer Katechismus vorgetragene Deutung der Höllenfahrt Christi.
Deshalb wurde ihm ein Predigtamt verweigert, und Castellio begab sich 1544 nach Basel, wo er 1553 Professor der griech. Litteratur ward. Er starb Sein Hauptwerk ist die lat. und franz. Übersetzung der Bibel. Die lateinische von 1551, Eduard Ⅵ. von England gewidmet, zeichnet sich durch reinen, klassischen Ausdruck aus, die französische von 1553 nähert sich mehr der Volkssprache und trifft meist die biblischen Gedanken richtiger. –
Vgl. Mähly, Sebastian Castellio (Basel 1862);
Buisson, S. Castellion, sa vie et son œuvre 1515–63 (2 Tle., Par. 1892).