reichsunmittelbares fränk. Grafengeschlecht, ward 1768 mit dem Obermundschenkenamt
desFürstentumsWürzburg
[* 2] belehnt und blühte in zwei
Linien, Castell-Rüdenhausen und Castell-Remlingen, von denen
erstere 1803 erlosch, während sich die letztere wieder in zwei
Linien, eine ältere und eine jüngere, teilte, von denen
erstere in Castell im bayrischen Regierungsbezirk
Unterfranken (s. unten), letztere in Rüdenhausen ebendaselbst residiert. Die
Grafen von Castell stehen unter bayrischer
Hoheit und sind seit als erbliche
Reichsräte Mitglieder
der bayrischen
Kammer. Sie besitzen die Herrschaftsgerichte Rüdenhausen, Burghaßlach und Remlingen in
Bayern
[* 3] und viele zerstreute
Güter und
Gefälle. Die
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ältere Linie besitzt noch Wolkenberg und Stradow in der preußischen Niederlausitz. Der gleichnamige Marktflecken, Hauptort
der bis 1803 reichsunmittelbaren Grafschaft, liegt am Fuß des Steigerwaldes, hat ein gräfliches Residenzschloß, eine Burgruine,
einen Alabasterbruch, Pottaschesiederei, Brauerei, eine Mineralquelle und 612 Einw.
Dorf im Bezirksamt Gerolzhofen des bayr. Reg.-Bez. Unterfranken, auf dem Nordwestabhange des Steigerwaldes,
überragt von dem bewaldeten Schloßberge mit der Ruine der einstigen Stammburg der Grafen und Herren zu Castell, hat (1890) 620 evang.
E., Post, Telegraph,
[* 6] ein gräfl. Schloß mit Parkanlagen, ein Forstamt, Domänenamt, gräfl. Kreditkasse,
Hypothekenbank, Obst- und Weinbau sowie salpeterhaltige Quellen, früher vielfach zu Heilzwecken benutzt. Zu Castell gehört der
nahe Trautberg, Rettungsanstalt für verwahrloste Kinder. – Die Grafen von Castell entstammen einem uralten fränk. Dynastengeschlecht,
welches sich hier urkundlich bis zum J. 1000 n. Chr. verfolgen läßt, bis zum J. 1806 über
ein Gebiet von 4 Quadratmeilen Souveränitätsrechte ausübte und noch gegenwärtig in zwei Linien, den
gräfl. Standesherrschaften Castell-Rüdenhausen und zu Castel-Castell blüht. –Vgl. Viehbeck, Statist.-histor.-geogr. Beschreibung
der GrafschaftCastell (Erlangen
[* 7] 1808); ders., Abriß einer genealog. Geschichte des gräfl. Hauses Castell
in Franken (ebd. 1814); Monumenta
Castellana. Urkundenbuch (hg. von Wittmann, Münch. 1890); Stein, Geschichte des fränk. Dynastengeschlechts
der Grafen und Herren von Castell (Schweinf.
1892). ^[]
(richtiger Castle, spr. käßtl, latinisiert Castellus), Edmund, Orientalist, geb. 1606 zu Hatley in Cambridgeshire,
starb 1685 zu Cambridge als Professor des Arabischen. Er verfaßte das «Lexicon heptaglotton» (2 Bde.,
1669), das unter Zugrundelegung der hebr. Stämme den gesamten Wortschatz des Hebräischen, Chaldäischen,
Syrischen, Samaritanischen, Äthiopischen und Arabischen, also der damals bekannten semit. Sprachen, und als Anhang ein Wörterbuch
des Persischen umfaßt, und dessen bester, syr. Teil in der Separatausgabe von J. D. ^[JohannDavid] Michaelis (Gött. 1788)
noch heute im Gebrauche ist. Da es den Wortschatz dieser Sprachen hauptsächlich aus der Bibel
[* 8] und ihren
orient. Übersetzungen schöpfte, wird es häufig als 7. und 8. Bd.
der Londoner Polyglotte, an denen er mit arbeitete, angesehen.