Cass
(spr. käß), Lewis, amerikan. Staatsmann, geb. zu Exeter im Staat New Hampshire, siedelte mit seiner Familie nach Ohio über und studierte die Rechte. 1802 trat er als Anwalt auf, und vier Jahre später ward er in die Legislatur des Staats gewählt. Nach dem Kriege gegen England von 1812, an dem er teilgenommen, wurde er Gouverneur des Territoriums von Michigan. Hier schloß er mit den Indianern vorteilhafte Verträge über Landabtretungen zu gunsten der Republik und erwarb selbst ein großes Vermögen dabei. 1831 wurde er als entschiedener Anhänger des Präsidenten Jackson zum Kriegsminister ernannt, und 1835 ging er als außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister der Vereinigten Staaten nach Paris.
Hier geriet er wegen des von England behaupteten Durchsuchungsrechts mit Guizot und dem Staatssekretär in Washington in eine politisch-litterarische Fehde und kehrte daher 1843 nach Amerika zurück. Der Staat Michigan wählte ihn 1845 in den Senat, wo er namentlich Polks Administration während der Dauer des mexikanischen Kriegs gegen die Angriffe der Whigs verteidigte. Für die nächste Präsidentenwahl von den Demokraten zum Kandidaten ausgestellt, unterlag er gegen den Whig Taylor infolge von Spaltungen in der demokratischen Partei.
Seitdem that er sich im Kongreß mehr und mehr durch sein Einstehen für die Interessen der Südstaaten und alle Anmaßungen der Sklavenhalter hervor. Im März 1857 ward Cass Staatssekretär in Buchanans Kabinett. Doch war er hellsehend genug, um die vom Übermut der Sklavenstaaten der Union drohende Gefahr zu erkennen. Er gab daher im Dezember 1860 sein Amt auf und zog sich nach Detroit zurück. Während des bald darauf ausbrechenden Kriegs war seine Haltung entschieden unionstreu: in seinem Kreis bot er alle ihm zu Gebote stehende Energie auf, um den Krieg zu einem für die Union glücklichen Erfolg zu lenken. Er starb zu Detroit in Michigan Unter seinen Schriften sind hervorzuheben die »Inquiries respecting the history, traditions, language etc. of the Indians living within the United States« (Detroit 1823).
Vgl. Smith, Life and times of Lewis Cass (New York 1856).