Časlau
oder Czaslau (spr. tschas-), czech. Čáslav.
1) Bezirkshauptmannschaft in Böhmen, [* 2] hat 598,73 qkm und (1890) 63654 (30578 männl., 33076 weibl.) czech. E. (362 Deutsche), [* 3] darunter 5503 Evangelische, 56862 Katholiken, 1282 Israeliten und 623 Militärpersonen; 7872 Wohnhäuser [* 4] und 13005 Wohnparteien in 105 Gemeinden mit 157 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Č. und Habern. – 2) Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft Č., 75 km östlich von Prag [* 5] in 263 m Höhe, an der Linie Wien-Tetschen und den gepachteten Linien Č.-Zawratetz-Třemoschnitz (16,90 km) und Č.-Moschowitz (4 km) der Österr.Nordwestbahn, hat (1890) 8105, mit Filipshof als Gemeinde 8396 czech. E. (179 Deutsche), darunter 552 Evangelische, 103 Augsburgischen Bekenntnisses und 247 Israeliten; in Garnison (623 Mann) das 1. und 2. Bataillon des 21. böhm. Infanterieregiments «Graf von Abensperg und Traun», Post, Telegraph [* 6] und Bezirksgericht (391 qkm, 72 Gemeinden, 106 Ortschaften, 47497 czech. E.), Finanzbezirksdirektion, Hauptsteueramt, eine Dechanteikirche St. Peter-Paul mit Turm [* 7] (89 m), wo der Hussitenanführer Zižka begraben lag, bis seine Gebeine 1623 auf Befehl Kaiser Ferdinands Ⅱ. entfernt und das Grab von den Jesuiten zerstört wurde. 1880 wurde ihm ein Monument auf dem großen, schönen Ringplatze errichtet.
Sehenswert ist auch die evang. Kirche (1868), das Theater, [* 8] das Rathaus (1766) und das Museum mit interessanten Sammlungen des Archäologischen Vereins, besonders vorhistor. Altertümern. Č. hat zwei Bürgerschulen, ein reformiertes czech. Privat-Lehrerseminar, ein czech. Kommunal-Untergymnasium, einen Kindergarten, ein Waisenhaus, eine Rübenzuckerfabrik, eine Brauerei und eine Alkoholfabrik. In dem nahen der Familie von Ritterstein gehörigen Filipshof (291 E.) befindet sich ein von Philipp Grafen Kolowrat-Krakovsky (gest. 1773) erbautes schönes Schloß (262 m) mit Park, Gruft und Allodgut (298 ha), sowie eine Zuckerfabrik. – Die Stadt wurde von Ottokar Ⅱ. erbaut und hatte im Dreißigjährigen und im Siebenjährigen Kriege viel zu leiden. Geschichtlich merkwürdig wurde der Ort durch den Sieg, den Friedrich Ⅱ. von Preußen [* 9] zwischen Č. und Chotusitz über die Österreicher unter Karl von Lothringen gewann. Eine Gedenktafel ist im Kirchturm eingemauert.