sizilischem Marmor, welcher, auf 64 Säulen
[* 12] ruhend, das Gebäude in einer Länge von 165 m durchschneidet. In der Mitte kreuzt
ihn ein Mittelflügel mit zwei andern Säulendurchgängen, so daß auf diese Weise vier Höfe gebildet werden. Zu dem großen
Garten,
[* 13] der in den Antico bosco (mit Kastell, immergrünen Eichen, Lorbeeren und Ahorn) und den Nuovo bosco
(mit englischem Garten, reichem Pflanzenwuchs, Wasserfällen und Wasserwerken) zerfällt, wird das Wasser durch eine 40 km lange
Wasserleitung
[* 14] vom Monte Taburno her geliefert, welche bei Maddaloni durch einen riesigen Aquädukt, Ponte della Valle genannt,
mit drei Bogenreihen von fast 60 m Höhe führt. Casérta zählt (1881) 17,257 Einw.,
besitzt ein Gymnasium, eine technische und eine landwirtschaftliche Schule und ist Sitz des Präfekten, eines Bischofs und einer
Handelskammer.
Nordöstlich von Casérta, in denMonti Tifati, 7 km entfernt, liegt Casérta Vecchia mit 2115 Einw. Der letztere,
gegenwärtig ganz herabgekommene, alte Ort war ehedem Hauptort einer Grafschaft, welche 1749 von der Familie
Gaetani an das bourbonische Haus verkauft wurde. Das ersterwähnte Casérta ist eine neue Stadt, welche erst durch die Anlage des
königlichen Schlosses entstand, und auf welche vom alten Casérta der Name und das Bistum, von Capua die Provinzbehörden übertragen
wurden. 1860 war Casérta eine Zeitlang HauptquartierGaribaldis.
Grafengeschlecht, unterstützte den KaiserFriedrich II. 1243 bei der erfolglosen
Belagerung von Viterbo, entdeckte 1246 die große Adelsverschwörung gegen den Kaiser, leistete demselben auch sonst wichtige
Dienste
[* 15] im Kampf gegen Innocenz IV. und wurde Gemahl von Friedrichs Tochter Violante, zeigte sich aber, um
seine Herrschaft über Capua zu retten, im Streit seines SchwagersManfred gegen Karl von Anjou unzuverlässig und trug so zu
ManfredsNiederlage bei Benevent 1266 bei.
im S. eben, außerordentlich fruchtbar und gut bewässert. Hauptflüsse sind Garigliano und Volturno. Die Bewohner bauen vorzügliches
Getreide, Hülsenfrüchte, Futterkräuter, Hanf, Baumwolle, Oliven, Maulbeeren, Wein, betreiben Seefischerei, Schiffbau, und
arbeiten in den Marmorbrüchen bei Petraroja und Mondragone. Knotenpunkt der zahlreichen Eisenbahnlinien ist die Stadt Caserta –
2) Hauptstadt der Provinz Caserta, 22 km nördlich von Neapel, in 77 m Höhe, das Potsdam
[* 18] oder Versailles
[* 19] von
Neapel, an den Linien Rom-Neapel des Mittelmeer- und Foggia-Neapel des AdriatischenNetzes und der Nebenbahn Caserta-Castellamare
gelegen, ist Sitz eines Bischofs (Suffragan des Erzbischofs von Capua), der Kommandos der Infanteriebrigade «Pinerolo» und der 8. Kavalleriebrigade,
hat reinliche Straßen, schöne Häuser und (1881) 17354, mit dem 8 km im NO. gelegenen Caserta vecchia (im
Gegensatz zu welchem sie Caserta nuova genannt wird) und ihrem Gemeindebezirk 30450, (1891) etwa 36000 E., in Garnison
das 13. Infanterieregiment, 2. und 3. Bataillon des 14. Infanterieregiments, 2. bis 5. Eskadron des 24. Kavallerie-,
das 10. Feldartillerieregiment und die 2. Traincompagnie, sowie ein königl. Schloß, jetzt
unbewohnt, 1752 von König Karl Ⅲ. nach Plänen des Luigi Vanvitelli erbaut, dem 1879 ein Marmorstandbild von Onofrio Buccini
errichtet worden ist.
Das Schloß bildet mit seinen vier Höfen ein ungeheures Viereck,
[* 20] dessen Südseite (253 m lang, 41 m hoch)
in jedem Geschoß
[* 21] 37 Fenster hat, mit Kuppeln und Pavillons an den Seiten; die verschiedensten Marmorarten sind dabei verwendet.
Eine herrliche Säulenhalle von 26 Marmorsäulen durchschneidet das Gebäude in einer Länge von 164,7 m; aus ihrer Mitte
steigt das Treppenhaus auf mit einer reichen marmornen Staatstreppe von 116 Stufen. Die Kapelle ist mit
Marmor, imitiertem Lapis lazuli und Gold
[* 22] reich ausgestattet; das Theater
[* 23] hat 12 korinth.
Säulen von afrik. Marmor aus dem Tempel
[* 24] des Serapis zu Pozzuoli und 40 Logen. Das Ganze umgeben engl. Gartenanlagen mit herrlichen
Wasserfällen, Springbrunnen und Statuen. Der Park mißt 1052 und 870 m. Eine 41,5 km lange Wasserleitung
vom Monte-Taburno versorgt die Gärten und Wasserkünste mit Wasser. Dieselbe ist durch das Thal
[* 25] Maddaloni auf einer kühn
erbauten Brücke
[* 26] geführt, die 526 m lang, 58 m hoch über dem Thale hinläuft und aus drei Reihen übereinandergewölbter
Bogen
[* 27] (Ponti della Valle genannt) besteht, von denen die höchste Reihe 43 Bogen zählt. Auch geht sie durch
den Berg Garzano in einer Länge von 975 m. Im Norden
[* 28] der Stadt liegt die KolonieSan Leucio mit einer königl. Seidenspinnerei,
verbunden mit Leinen- und Tapetenwebereien. –
Vgl. Das Bourbonenschloß Caserta (in Gregorovius' «KleinenSchriften zur
Geschichte und Kultur», Bd. 3, Lpz.
1892).
Richard von, aus neapolit. Geschlecht, Schwiegersohn KaiserFriedrichs Ⅱ. Er war 1247 Mitglied des Reichsrats,
dem Friedrich bei seinem Zuge in die Lombardei die VerwaltungSiciliens übertrug, stand dem Kaiser in seinem Kampf gegen den
Papst und den Adel zur Seite und erhielt 1250 des Kaisers Tochter Violante zur Gemahlin. Nach FriedrichsTode 1250 war er jedoch nicht standhaft in der Treue gegen dessen Haus und entschied die Schlacht von Benevent 1266 gegen seinen
Schwager Manfred, indem er zu Karl vonAnjou überging. Daß er aus Rache so handelte, ^[] weil Manfred ihm
die Gemahlin verführt habe, ist grundlose Erfindung.