Titel
Caserta.
1)
Provinz (früher
Terra di Lavoro genannt) im Königreich
Italien
[* 2] in der Landschaft
Campanien, grenzt im
N. an die
Provinz
Aquila, im
NO. an
Campobasso, im O. an
Avellino und
Benevent, im
S. an Neapel,
[* 3] im
W. an das
Tyrrhenische Meer, im
NW. an die
Provinz
Rom,
[* 4] hat 5974,8 (nach Strelbitskij 5412) qkm, (1881) 71 4131 E. und zerfällt in
die 5
Kreise
[* 5] Caserta
(28 5192 E.), Gaeta (14 3583 E.),
Nola (95 199 E.), Piedimonte d'Alise (51 066 E.) und
Sora (139 091 E.). 1892 wurden 736 960 E.
berechnet. Das Land ist im N. und W. von den
Ausläufern der
Apenninen durchzogen,
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im S. eben, außerordentlich fruchtbar und gut bewässert. Hauptflüsse sind Garigliano und Volturno. Die Bewohner bauen vorzügliches
Getreide,
[* 7] Hülsenfrüchte, Futterkräuter, Hanf, Baumwolle,
[* 8] Oliven, Maulbeeren, Wein, betreiben Seefischerei, Schiffbau, und
arbeiten in den Marmorbrüchen bei Petraroja und Mondragone. Knotenpunkt der zahlreichen Eisenbahnlinien ist die Stadt Caserta
–
2) Hauptstadt der Provinz Caserta
, 22 km nördlich von Neapel, in 77 m Höhe, das Potsdam
[* 9] oder Versailles
[* 10] von
Neapel, an den Linien Rom-Neapel des Mittelmeer- und Foggia-Neapel des Adriatischen Netzes und der Nebenbahn Caserta-Castellamare
gelegen, ist Sitz eines Bischofs (Suffragan des Erzbischofs von Capua), der Kommandos der Infanteriebrigade «Pinerolo» und der 8. Kavalleriebrigade,
hat reinliche Straßen, schöne Häuser und (1881) 17354, mit dem 8 km im NO. gelegenen Caserta vecchia (im
Gegensatz zu welchem sie Caserta nuova genannt wird) und ihrem Gemeindebezirk 30450, (1891) etwa 36000 E., in Garnison
das 13. Infanterieregiment, 2. und 3. Bataillon des 14. Infanterieregiments, 2. bis 5. Eskadron des 24. Kavallerie-,
das 10. Feldartillerieregiment und die 2. Traincompagnie, sowie ein königl. Schloß, jetzt
unbewohnt, 1752 von König Karl Ⅲ. nach Plänen des Luigi Vanvitelli erbaut, dem 1879 ein Marmorstandbild von Onofrio Buccini
errichtet worden ist.
Das Schloß bildet mit seinen vier Höfen ein ungeheures Viereck, [* 11] dessen Südseite (253 m lang, 41 m hoch) in jedem Geschoß [* 12] 37 Fenster hat, mit Kuppeln und Pavillons an den Seiten; die verschiedensten Marmorarten sind dabei verwendet. Eine herrliche Säulenhalle von 26 Marmorsäulen durchschneidet das Gebäude in einer Länge von 164,7 m; aus ihrer Mitte steigt das Treppenhaus auf mit einer reichen marmornen Staatstreppe von 116 Stufen. Die Kapelle ist mit Marmor, imitiertem Lapis lazuli und Gold [* 13] reich ausgestattet; das Theater [* 14] hat 12 korinth.
Säulen [* 15] von afrik. Marmor aus dem Tempel [* 16] des Serapis zu Pozzuoli und 40 Logen. Das Ganze umgeben engl. Gartenanlagen mit herrlichen Wasserfällen, Springbrunnen und Statuen. Der Park mißt 1052 und 870 m. Eine 41,5 km lange Wasserleitung [* 17] vom Monte-Taburno versorgt die Gärten und Wasserkünste mit Wasser. Dieselbe ist durch das Thal [* 18] Maddaloni auf einer kühn erbauten Brücke [* 19] geführt, die 526 m lang, 58 m hoch über dem Thale hinläuft und aus drei Reihen übereinandergewölbter Bogen [* 20] (Ponti della Valle genannt) besteht, von denen die höchste Reihe 43 Bogen zählt. Auch geht sie durch den Berg Garzano in einer Länge von 975 m. Im Norden [* 21] der Stadt liegt die Kolonie San Leucio mit einer königl. Seidenspinnerei, verbunden mit Leinen- und Tapetenwebereien. –
Vgl. Das Bourbonenschloß Caserta (in Gregorovius' «Kleinen Schriften zur Geschichte und Kultur», Bd. 3, Lpz. 1892).