Casa
559 Wörter, 3'786 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Casa
Casa,
Giovanni della, einer der ausgezeichnetsten ital. Schriftsteller des 16. Jahrh., geb. zu Mugello bei Florenz [* 2] aus einer altadligen Familie, widmete sich in Bologna und Florenz unter der Leitung Baldinellis der schönen Litteratur und Rechtswissenschaft, begab sich dann nach Rom und [* 3] erwarb sich vorzüglich hier seine reichen philologischen Kenntnisse. Nachdem er 1538 Weltgeistlicher geworden, ging er als apostolischer Kommissar nach Florenz und trat in die dort eben erst gestiftete Akademie.
Papst
Paul III. ernannte ihn zum Clerico der apostolischen
Kammer und bald darauf zum
Erzbischof von
Benevent und sandte ihn als
Nunzius nach
Venedig,
[* 4] um die stolze
Republik zu bewegen, dem
Bündnis des
Papstes, der
Schweizer und
Heinrichs
II. von
Frankreich gegen
Kaiser
Karl V. beizutreten. Casa
schrieb zu diesem
Zweck zwei
Reden »per la lega«, die aber ohne
Wirkung
blieben. Von
Papst
Julius III. etwas vernachlässigt, lebte er im
Venezianischen den
Wissenschaften und der
Dichtkunst.
Erst
Paul IV. berief ihn wieder nach
Rom und ernannte ihn zum
Geheimen
Staatssekretär. Er starb Casa
gehört
wegen der Reinheit und
Eleganz seines
Stils zu den vorzüglichsten italienischen
Prosaikern.
Sein Hauptwerk ist sein »Galateo,
trattato de' costumi« (Vened. 1558 u. öfter,
Mail. 1825),
ein ursprünglich zum
Unterricht eines vornehmen jungen
Mannes verfaßtes
Sittenbuch. Diesem schließt sich der »Trattato degli ufficj
communi tra gli amici superiori e inferiori« an, ursprünglich lateinisch geschrieben, später von Casa
selbst
ins
Italienische übersetzt.
Auch seine verschiedenen
Reden, unter welchen die
Lobrede auf die
Republik
Venedig am meisten geschätzt
wird, zeichnen sich durch korrekte
Sprache,
[* 5] wenn auch nicht durch Gedankenreichtum aus. In seinen lyrischen
Gedichten gilt er insofern für den
Gründer einer neuen
Schule, als er die monotone Reichlichkeit der bisherigen Petrarchisten
durch eine gewisse
Würde und Strenge des
Ausdrucks ersetzte. In seinen lateinischen Gedichten und prosaischen
Schriften, unter
welchen besonders die
Biographien der
Kardinäle
Bembo und
Contarini hervorzuheben sind, zeigte er sich als
einen der glücklichsten Nachahmer der Alten. Außerdem hat man von ihm eine Anzahl »Lettere«
und eine Übersetzung der im
Thukydides vorkommenden
Reden. Gesamtausgaben seiner Werke erschienen
Florenz 1707, 3 Bde. (mit
Biographie von Casotti); von
Forcellini (Vened. 1752, 3 Bde.)
und in der Sammlung der
»Classici italiani«
(Mail. 1806, 4 Bde.).
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Casa,
Giovanni della, ital. Schriftsteller, geb. 28. Juni 1503 in dem toscan. Bezirk Mugello, studierte zu Bologna, Padua
[* 7] und Rom und trat in den Dienst Alessandro Farneses (1534 als Paul Ⅲ. Papst). Durch dessen Gunst ward Casa
1541 apostolischer
Kommissar zu Florenz, 1544 Erzbischof von Benevent und Nuntius zu Venedig. Hier trat er als heftiger Verfolger
der Protestanten auf, führte mit dem Patriarchen von Venedig den Prozeß gegen Bergerio (1546) und erließ 1549 einen Index
verbotener Bücher.
Unter Julius Ⅲ. lebte er als Privatmann in Venedig und Treviso. Durch Papst Paul Ⅳ. ward Casa
Staatssekretär;
er starb zu Rom. Am bekanntesten machte ihn «Il Galateo, overo de' costumi» (1558
u.ö.; neue Ausg. Mail. 1892),
eine Art Komplimentier- und Sittenbuch in Form der Unterweisung eines Erziehers an seinen
Zögling; es fand solchen Beifall, daß bis heute in Italien
[* 8] Galateo «Anstandslehre» bedeutet, obgleich
das Buch C.s wenig mehr gelesen wird. Die beste Ausgabe seiner Werke veranstaltete Forcellini (3 Bde., Vened. 1752).
Ausgaben der «Opere» erschienen Florenz 1707 (mit «Vita del Casa
» von Casotti) und Mailand
[* 9] 1806 (4
Bde.).