Caryophyllus
L. (Gewürznelkenbaum
), gräzisierte
Form des arabischen oder persischen Karunfal
(Nelke), vielleicht auch abstammend vom indischen Karukaphulla (Granatblüte),
Gattung aus der
Familie der
Myrtaceen mit der Art Caryophyllus
aromaticus L.
(Eugenia caryophyllata
Thbg.,
s. Tafel
»Gewürzpflanzen«).
[* 2] Dies ist ein immergrüner
Baum von 9-12 m
Höhe mit niedrigem
Stamm und kegel- oder pyramidenförmiger,
aus zahlreichen rutenförmigen, sehr hartholzigen
Ästen gebildeter
Krone, meist paarig, übers
Kreuz
[* 3] stehenden, fein punktierten,
etwa 10
cm langen, ei-lanzettlichen, spitzigen, am
Grund keilig in den Blattstiel übergehenden Blättern
und auf dreigabeligen Stielen stehenden, zusammen eine
Trugdolde bildenden
Blüten.
Diese bestehen aus einem prächtig roten, gerundet vierkantigen, unterständigen
Fruchtknoten mit vier kurzen, fleischigen,
auseinander fahrenden Kelchlappen und vier mit letztern abwechselnden, reinweißen
Blumenblättern.
Letztere sind kugelförmig
zusammengeneigt und schließen die
Geschlechtsorgane ein. Die als
Knospen
[* 4] gebrochenen
Blüten färben sich in wenigen
Stunden
braun und bilden getrocknet die bekannten
Gewürznelken (Gewürznägelein, Kreidnelken
,
Caryophylli).
Der
Baum ist vom 10., 11. oder 12. Jahr bis zum 24., nach andern Angaben bis zum 50. und 60, am ertragfähigsten, soll aber
ein noch höheres
Alter erreichen. Ein
Baum liefert 3-3,5 kg, bisweilen das
Doppelte. Die
Gewürznelken sind fettglänzend, runzelig,
schmecken feurig aromatisch und zwar weit stärker als die übrigen
Organe des
Baums, welche gleichfalls ätherisches
Öl enthalten.
Zur Zeit der
Ernte
[* 5] findet sich letzteres am reichlichsten in den
Gewürznelken; in jüngerm Zustand riechen
sie feiner und milder, aber nach dem Aufblühen nimmt das
Aroma an
Quantität und
Qualität ab. Gewöhnlich enthalten
Gewürznelken
16-18 Proz., sehr gute 25 Proz. ätherisches
Öl, außerdem sehr viel
Gerbsäure (17 Proz.),
Gummi,
Harz etc. Der Gewürznelkenbaum
scheint auf den
Molukken, vorzüglich
Amboina, vielleicht auch noch auf
Dschilolo und
Neuguinea heimisch
gewesen zu sein.
Jetzt wird er auf den
Maskarenen, auf
Pinang,
Sumatra,
Jamaica, in
Cayenne, auf
Trinidad, in
Brasilien,
[* 6]
Ostafrika und andern Tropenländern
kultiviert. Von den Handelssorten sind die
Gewürznelken von
Amboina die schönsten. Diese werden von der
Holländisch-Ostindischen
Handelsgesellschaft in den
Auktionen zu
Amsterdam,
[* 7]
Rotterdam
[* 8] etc. verkauft. Am häufigsten findet sich im
Handel die bedeutend dunklere und dünnere Sansibarnelke, die zweitbeste
Sorte;
Cayenne- und Réunionnelken
sind kleiner und
ölärmer.
Die Gesamtproduktion wird aus 1 Mill. kg geschätzt, doch werden außerdem große
Quantitäten in den Heimatsländern aus
ätherisches
Öl verarbeitet, und bisweilen kommen solche ihres
Öls
[* 9] beraubte
Nelken in den
Handel.
Gute
Nelken
müssen beim
Drücken mit dem
Nagel reichlich
Öl hervortreten lassen. Als
Nelkenstiele oder
Nelkenholz (Stipites caryophyllorum
,
Fusti)
sind die wohlfeilen
Blütenstiele der
Gewürznelken im
Handel; sie schmecken noch kräftig aromatisch, enthalten 4-5 Proz.
ätherisches
Öl und werden gewöhnlich den als
Pulver in den
Handel zu bringenden
Gewürznelken beigemischt.
Die Gewürznelken wachsen am Baum zu einfächerigen, einsamigen, trocknen Beeren aus, welche noch vom Kelche gekrönt sind, aber eine dick cylindrische oder bauchig keulenförmige Gestalt haben; sie sind 2,5 cm lang, mehr grau als nelkenbraun, werden kurz vor der völligen Reife gesammelt und kommen als Mutternelken (Anthophylli) in den Handel. Sie schmecken bei weitem weniger aromatisch als die Nelkenstiele. Man benutzt die Gewürznelken als Gewürz, zu Parfümerien und Likören, in der Medizin als mild adstringierendes, stark gewürzhaftes, die Thätigkeit des Nerven- und Gefäßsystems anregendes Mittel, bei lässiger Verdauung, Appetitlosigkeit, Lähmungen, auch zu Zahntinkturen, Mundwassern, Kräuterkissen, aromatischen Bädern etc. Die Mutternelken dienen nur zu abergläubische Zwecken, als sympathetische Mittel etc.; in den Tropenländern werden sie in Zucker [* 10] eingemacht. Ob die Gewürznelken im Altertum bekannt gewesen sind, ist ungewiß; die Angabe, daß Caillaud eine ägyptische Mumie mit einem Halsband aus Nelken gefunden habe, steht vereinzelt da. Die Chinesen kauten dagegen Gewürznelken schon im 3. Jahrh. v. Chr., um den Atem wohlriechend zu machen. In Europa [* 11] werden sie zuerst von Plinius erwähnt, auch finden sie sich in einem Zolltarif der römischen Kaiser, und von den griechischen Ärzten des 6. und 7. Jahrh., z. B. von Ätius, Trallianus und Paulus Ägineta, werden sie unzweideutig erwähnt, auch später von den arabischen Ärzten viel gebraucht, so daß sie im Mittelalter in Europa wohl gekannt und hochgeschätzt waren.
Den Gewürznelkenbaum erwähnt Marco Polo (1272) in einem Land Caindu, welches vermutlich im Stromgebiet des Irawadi zu suchen ist. Nach der Besitznahme der Molukken durch die Portugiesen 1524 kamen die Nelken reichlicher nach Europa, und als später (1599) die Holländer sich in ausschließlichen Besitz jener Inseln setzten, monopolisierten sie die Kultur und den Handel mit diesem Gewürz durch alle Härten ihrer Handelspolitik. Sie vernichteten überall, außer auf Amboina, die Bäume, verboten allen Handel mit andern Völkern und überlieferten die übrigbleibenden Vorräte den Flammen, damit das Gewürz nicht im Preis falle.
Auf Amboina selbst wurde die Zahl der Bäume auf 500,000 begrenzt. Die Produzenten mußten ihre Ernten zu fest bestimmten sehr niedrigen Preisen in die öffentlichen Vorratshäuser abliefern. Im J. 1714 wurden in Holland 217,713 kg Gewürznelken versteigert. 1769-1771 gelang es dem französischen Intendanten von Réunion und Ile de France, Poivre, den Nelkenbaum dorthin zu verpflanzen. Auch in Cayenne pflanzte man seit 1779 den Baum an, ebenso auf Martinique, St.-Vincent, Domingo, Trinidad. Neuerlich hat sich die Kultur desselben noch weiter ausgebreitet und ist besonders auf Sansibar [* 12] seit 1830 sehr bedeutend geworden. Auf Amboina, wo 450,000 Bäume 1856 über 300,000 kg Nelken, im folgenden Jahr aber nur noch 80,000 kg lieferten, ist die Kultur im Verfall, ebenso aus Réunion, dessen Ernte von fast 0,75 Mill. kg im J. 1849 auf 21,000 kg gesunken ist.