Carvalho
(spr. -wálju), Jozé da
Silva, portug.
Minister, geb. zu Castelbranco in der
Provinz
Beira, studierte zu
Coimbra die
Rechte, erhielt aber, wegen seiner freisinnigen
Richtung zurückgesetzt und selbst verfolgt,
erst 1810 eine kleine
Anstellung als
Richter.
Liberal gesinnt und eifriger
Patriot, plante er seit 1817 die
Befreiung des Vaterlandes
von den Engländern und eine konstitutionelle
Verfassung, und brach die
Revolution in
Oporto
[* 2] aus. Carvalho
ward Mitglied und
Sekretär
[* 3] der provisorischen
Junta und 1821 Mitglied der von den
Cortes eingesetzten
Regentschaft.
Johann VI., welcher im Juni 1821 die
Regierung übernahm, erhob Carvalho
zum
Präsidenten der
Lissaboner Munizipalität und bald
darauf zum Justizminister, in welcher
Stellung er bis zur Konterrevolution 1823 blieb. Damals floh Carvalho
nach
England und lebte
hier in kümmerlichen Umständen. Als
Dom
Pedro 1826 die konstitutionelle
Charte gegeben, kehrte Carvalho
nach
Portugal
[* 4] zurück, mußte
aber nach dem
Staatsstreich
Dom
Miguels (1828) wieder nach
England fliehen. Nach
Dom
Pedros Rückkehr nach
Europa
[* 5] gewann ihn Carvalho
in
Cherbourg
[* 6] 1831 für die
Befreiung
Portugals, wurde Mitglied des Vormundschaftsrats für die
Königin,
schaffte in
London
[* 7] die nötigen Geldmittel, begleitete dann
Dom
Pedro nach der
Insel
Terceira zur
Organisation der Expedition und
wurde nach der
Landung in
Portugal
Direktor der Zivilverwaltung bei der
Armee und
Präsident des
Tribunals
der Instiz und des
Kriegs. Im
Dezember 1832 übernahm er das
¶
mehr
Finanzministerium. Er brachte die Expedition des Herzogs von Terceira nach Algarve zu stande, welche für die Sache Dom Pedros
entscheidend wurde, und bewirkte die Befreiung Portugals von Dom Miguel. Als Finanzminister machte er sich durch eine Reihe von
Reformen sehr verdient und stellte den Staatskredit wieder her. Als er mitten im glücklichsten Streben
für Portugals Wiederaufblühen durch Intrigen im November 1835 mit dem Ministerium Saldanha gestürzt wurde, verminderte sich
sofort der Staatskredit, die Fonds sanken, und man mußte wenige Monate nachher Carvalho
abermals die Finanzen übergeben.
Als die Revolution vom zu gunsten der Konstitution von 1820 ihn wieder stürzte, zog er sich
von den öffentlichen Angelegenheiten zurück, beteiligte sich aber bei der unglücklichen Gegenrevolution vom
mußte nach England fliehen und kehrte erst auf die von der Königin ausgesprochene Amnestie hin nach Portugal zurück. Obgleich
verleumdet und von der Menge sogar am Leben bedroht, hielt Carvalho
furchtlos in Portugal aus, war an der Herstellung
der Pedristischen Charte durch die Empörung zu Oporto 1842 beteiligt und trat wieder in den Staatsrat. Er starb