Carus
(lat.), lieb, teuer.
2 Seiten, 1'427 Wörter, 10'429 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
(lat.), lieb, teuer.
M. Aurelius, röm. Kaiser 282 n. Chr., von ungewisser Herkunft, war unter Kaiser Probus Praefectus praetorio (Oberster der Leibwache) und wurde nach dessen Ermordung von den Soldaten zum Kaiser erhoben. Nachdem er seine Söhne Carinus und Numerianus zu Cäsaren ernannt und die Sarmaten gedemütigt hatte, zog er mit Numerianus gegen die Perser, unterwarf Mesopotamien und eroberte Ktesiphon. Aber schon 283 starb er in seinem Lager jenseit des Tigris oder wurde, wie auch berichtet wird, in seinem Zelt vom Blitz getötet.
1) Karl Gustav, Mediziner, geb. 3. Jan. 1789 zu Leipzig, studierte daselbst, habilitierte sich 1811 als Privatdozent und begann Vorlesungen über vergleichende Anatomie. Später widmete er sich der Gynäkologie, ging 1814 als Professor der Entbindungskunst und Direktor der geburtshilflichen Klinik nach Dresden und wurde 1827 königlicher Leibarzt. Im J. 1862 erwählte ihn die kaiserliche Leopoldinisch-Karolinische Akademie zum Präsidenten. Carus starb 28. Juli 1869 in Dresden. Er schrieb: »Lehrbuch der Zootomie« (Leipz. 1818, 2. Aufl. 1834); »Lehrbuch der Gynäkologie« (das. 1820; 3. Aufl. 1838, 2 Bde.); »Erläuterungstafeln zur vergleichenden Anatomie« (das. 1826-55, 9 Hefte, mit Ed. d'Alton); »Grundzüge zur vergleichenden Anatomie« (Dresd. 1828, 3 Bde.); »System der Physiologie« (das. 1838-1840, 3 Bde.; 2. Aufl., Leipz. 1848-49, 2 Bde.); »Grundzüge einer neuen und wissenschaftlich begründeten Kranioskopie« (Stuttg. 1841); »Atlas der Kranioskopie« (Leipz. 1843, Heft 1); »Über Grund und Bedeutung der verschiedenen Formen der Hand bei verschiedenen Personen« (Stuttg. 1846); »Psyche, zur Entwickelungsgeschichte der Seele« (Pforzh. 1846; 3. Aufl., Stuttg. 1860), dem alsbald »Physis, zur Geschichte des leiblichen Lebens« (das. 1851) folgte; »Symbolik der menschlichen Gestalt« (Leipz. 1853, 2. Aufl. 1858); »Proportionslehre des menschlichen Körpers« (das. 1854); »Natur und Idee« (Wien 1861); »Die Lebenskunst nach den Inschriften des Tempels zu Delphi« (Dresd. 1863); »Neuer Atlas der Kranioskopie« (2. Aufl., Leipz. 1864); »Über die typisch gewordenen Abbildungen menschlicher Kopfformen« (Jena 1863); »Vergleichende Psychologie oder Geschichte der Seele in der Reihenfolge der Tierwelt« (Wien 1866). Seinem freundschaftlichen Verkehr mit Goethe entsprangen die Schriften: »Goethe. Zu dessen näherm Verständnis« (Leipz. 1843); »Briefe über Goethes Faust« (Heft 1, Vorwort und drei Briefe enthaltend, das. 1835); »Goethe und seine Bedeutung für diese und die künftige Zeit« (Festrede, Dresd. 1849), dem sich ein größeres Buch unter demselben Titel (Wien 1863) anschloß, etc. Auch als Künstler hat Carus im Felde der Landschaftsmalerei Ausgezeichnetes geleistet. Ebenso hat er die 6 Tafeln zur Darstellung des Nervensystems gestochen und die 20 Tafeln
zum »Lehrbuch der Zootomie« radiert. Als Kunstschriftsteller hat er sich hervorgethan durch seine »Briefe über die Landschaftsmalerei« (Leipz. 1831, 2. Aufl. 1835) und die »Betrachtungen und Gedanken vorauserwählten Bildern der Dresdener Galerie« (Dresd. 1867). In seinen letzten Lebensjahren veröffentlichte er noch seine »Lebenserinnerungen und Denkwürdigkeiten« (Leipz. 1865-66, 4 Bde.).
2) Julius Viktor, Zoolog, geb. 25. Aug. 1823 zu Leipzig, Sohn des Professors der Chirurgie in Dorpat, Ernst August E. (gest. 26. März 1854 in Berlin), studierte seit 1841 in Leipzig Medizin und Chirurgie, ward 1846 Assistenzarzt am Georgenhospital daselbst, ging 1849 nach Würzburg, dann nach Freiburg i. Br. und im Herbst d. J. als Konservator des vergleichend-anatomischen Museums nach Oxford. Im J. 1851 habilitierte er sich in Leipzig und erhielt hier 1853 die Professur der vergleichenden Anatomie und die Direktion der zootomischen Sammlung daselbst; im Sommer 1873 und 1874 hielt er an der Universität Edinburg Vorlesungen über Zoologie in Vertretung des die Expedition des Challenger leitenden Professors Wyville Thomson. Carus schrieb: »Zur nähern Kenntnis des Generationswechsels« (Leipz. 1849); »System der tierischen Morphologie« (das. 1853); »Icones zootomicae« (das. 1857); »Über die Wertbestimmung zoologische Merkmale« (das. 1854); »Über die Leptokephaliden« (das. 1861); »Handbuch der Zoologie« (mit Gerstäcker, das. 1863 ff.); »Geschichte der Zoologie« (Münch. 1872); »Prodromus faunae mediterraneae« (das. 1884 ff.); außerdem gab er mit Engelmann die »Bibliotheca zoologica« (Leipz. 1861, 2 Bde.) heraus und übersetzte Lewes' »Physiologie« (das. 1860), dessen »Aristoteles« (das. 1866) sowie Darwins Schriften. 1878 begann er die Herausgabe des »Zoologischen Anzeigers«.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
(lat.), teuer, lieb.
Marcus Aurelius, röm. Kaiser, stammte aus der röm. Kolonie Narona in Dalmatien. Er war Gardepräfekt des Kaisers Probus und schon bejahrt, als ihn die gegen Probus erbitterten Truppen in Rhätien und Noricum im Spätsommer 282 n. Chr. zwangen, den Purpur zu nehmen und nach Illyrien gegen Probus zu marschieren, der jedoch inzwischen bereits getötet worden war. Als Kaiser bestrafte Carus diesen Mord hart, schlug 283 an der Donau in blutiger Schlacht die Quaden und Jazygen, überwand die Perser unter Vararanes Ⅱ. an der armenisch-mesopotam. Grenze und eroberte die pers. Hauptstadt Ktesiphon. Als er aber wider den Wunsch der Armee tiefer in das pers. Reich eindrang, fand er plötzlich gegen Ende Dez. 283 in seinem angeblich durch Blitzstrahl in Brand gesteckten Zelte den Tod.
Jul. Victor, Zoolog und Zootom, geb. 25. Aug. 1823 zu Leipzig, wo er seit 1841 Medizin und Naturwissenschaften studierte, wurde 1846 Assistenzarzt am Georgenhospital daselbst, wandte sich 1849 nach Würzburg, dann nach Freiburg i. Br. und nahm im Herbst desselben Jahres die Stelle eines Konservators des vergleichend-anatom. Museums zu Oxford an. 1851 habilitierte er sich in Leipzig, wo er 1853 die Professur der vergleichenden Anatomie und die Direktion der zootomischen Sammlung erhielt. Während der beiden Sommer 1873 und 1874 vertrat er den mit der Expedition des Challenger ausgesandten Professor Wyville Thomson als Professor der Zoologie in Edinburgh. Unter seinen Schriften sind hervorzuheben: «Zur nähern Kenntnis des Generationswechsels» (Lpz. 1849), «System der tierischen Morphologie» (ebd. 1853), «Icones zootomicae» (Tl. 1, ebd. 1857), «Über die Wertbestimmung zoolog. Merkmale» (ebd. 1854), «Über die Leptocephaliden» (ebd. 1861), «Handbuch der Zoologie» (2 Bde., mit Ad. Gerstäcker, ebd. 1863–75), «Prodromus faunae mediterraneae» (Bd. 1 u. 2, Stuttg. 1884–85). Mit Engelmann gab er die «Bibliotheca zoologica» (2 Bde., Lpz. 1862) heraus. Die Ergebnisse seiner histor.-zoolog. Studien sind in seiner «Geschichte der Zoologie» (12. Bd. der «Geschichte der Wissenschaften», Münch. 1872) niedergelegt. Seit 1878 giebt Carus ein der Mitteilung der gleichzeitigen Litteratur und Veröffentlichung kürzerer wissenschaftlicher Arbeiten gewidmetes Blatt, den «Zoologischen Anzeiger» (Leipzig) heraus. Carus hat sich um die Verbreitung der Kenntnis von Darwins Arbeiten durch Übersetzung der meisten Schriften desselben Verdienste erworben. Auch übersetzte er Lewes' «Physiologie des täglichen Lebens» (2 Bde., Lpz. 1860) und dessen «Aristoteles» (ebd. 1865).
Karl Gust., Arzt und Physiolog, geb 3. Jan. 1789 zu Leipzig, studierte daselbst Medizin und habilitierte sich 1811 als Privatdocent. Nachdem er im Kriege von 1813 die Direktion des franz.
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
Hospitals zu Pfaffendorf bei Leipzig geführt, ging er 1814 als Professor der Entbindungskunst und Direktor der geburtshilflichen Klinik an die neu organisierte mediz.-chirurg. Akademie nach Dresden. Hier wurde er 1827 unter Enthebung von seinem Lehramt zum königl. Leibarzt ernannt. Auch erwählte ihn im Dez. 1802 die Kaiserlich Leopoldinisch-Karolinische Akademie zu ihrem Präsidenten. Carus starb 28. Juli 1869 zu Dresden. Er trat mit Entschiedenheit dafür ein, daß die Geburtshilfe und die Gynäkologie zusammen gehören und im klinischen Unterrichte nicht voneinander geschieden werden dürfen. Seine Fachschriften zeichnen sich durch Gründlichkeit und methodische Forschung aus, stehen aber unter dem Einfluß der Schellingschen Naturphilosophie. Dahin gehören: «Lehrbuch der Zootomie» (mit 20 von ihm selbst radierten Kupfertafeln, Lpz. 1818: 2. Aufl. 1834), «Lehrbuch der Gynäkologie» (2 Bde., ebd. 1820; 3. Aufl. 1838), «Erläuterungstafeln zur vergleichenden Anatomie» (zum Teil mit Otto, 9 Hefte, ebd. 1826–55; lateinisch von Thienemann, ebd. 1828–55), «Grundzüge der vergleichenden Anatomie und Physiologie» (3 Bde., Dresd. 1828), «System der Physiologie» (2. Aufl., 2 Bde., Lpz. 1847–49), «Von den äußern Lebensbedingungen der weiß- und kaltblütigen Thiere» (ebd. 1824) und «Über den Blutkreislauf der Insekten» (1827), «Erfahrungsresultate aus ärztlichen Studien und ärztlichem Wirken» (ebd. 1859). Hervorzuheben sind außerdem die «Vorlesungen über Psychologie» (ebd. 1831), «Briefe über Landschaftsmalerei» (ebd. 1831; 2 Aufl. 1835), «Zwölf Briefe über das Erdleben» (Stuttg. 1841), «Denkschrift zum 100jährigen Geburtstagsfeste Goethes. Über ungleiche Befähigung der verschiedenen Menschheitsstämme für höhere geistige Entwicklung» (Lpz. 1849), «Psyche. Zur Entwicklungsgeschichte der Seele» (Pforzh. 1846; 2. Aufl., Stuttg. 1851), «Physis. Zur Geschichte des leiblichen Lebens» (Stuttg. 1851), «Über Lebensmagnetismus» (Lpz. 1857), «Natur und Idee oder das Werdende und sein Gesetz» (Wien 1861), «Grundzüge einer neuen Kranioskopie» (Stuttg. 1841), «Neuer Atlas der Kranioskopie» (2. Aufl., Lpz. 1864), «Über Grund und Bedeutung der verschiedenen Formen der Hand in verschiedenen Personen» (Stuttg. 1846), «Symbolik der menschlichen Gestalt» (Lpz. 1852; 2. Aufl. 1858), «Vergleichende Psychologie oder Geschichte der Seele in der Reihenfolge der Tierwelt» (Wien 1866), «Über die typisch gewordenen Abbildungen menschlicher Kopfformen» (Jena 1863), «Die Lebenskunst nach den Inschriften des Tempels zu Delphi» (Dresd. 1863), «Betrachtungen und Gedanken vor auserwählten Bildern der Dresdener Galerie» (ebd. 1867), «Lebenserinnerungen und Denkwürdigkeiten» (4 Bde., Lpz. 1865–66). Carus war auch Künstler und hat sich namentlich auf dem Gebiete der Landschaftsmalerei als solcher bewährt. Eine biogr. Charakteristik von Carus enthält «Unsere Zeit» (Neue Folge, Jahrg. 1869, Ⅱ).