Carus
2 Seiten, 1'427 Wörter, 10'429 Zeichen
Carus
Carus,
Marcus Aurelius, röm.
Kaiser, stammte aus der röm.
Kolonie Narona in
Dalmatien. Er war Gardepräfekt des
Kaisers
Probus und schon bejahrt, als ihn die gegen Probus erbitterten
Truppen in Rhätien und Noricum im Spätsommer 282 n. Chr.
zwangen, den Purpur zu nehmen und nach Illyrien gegen Probus zu marschieren, der jedoch inzwischen bereits
getötet worden war. Als
Kaiser bestrafte Carus
diesen
Mord hart, schlug 283 an der Donau in blutiger
Schlacht die Quaden und Jazygen,
überwand die
Perser unter Vararanes Ⅱ. an der armenisch-mesopotam. Grenze und eroberte die pers.
Hauptstadt
Ktesiphon.
Als er aber wider den Wunsch der
Armee tiefer in das pers.
Reich eindrang, fand er plötzlich gegen Ende
Dez. 283 in seinem angeblich durch Blitzstrahl in
Brand gesteckten Zelte den
Tod.
Carus,
Jul. Victor, Zoolog und Zootom, geb. zu Leipzig, [* 2] wo er seit 1841 Medizin und Naturwissenschaften studierte, wurde 1846 Assistenzarzt am Georgenhospital daselbst, wandte sich 1849 nach Würzburg, [* 3] dann nach Freiburg [* 4] i. Br. und nahm im Herbst desselben Jahres die Stelle eines Konservators des vergleichend-anatom. Museums zu Oxford [* 5] an. 1851 habilitierte er sich in Leipzig, wo er 1853 die Professur der vergleichenden Anatomie und die Direktion der zootomischen Sammlung erhielt.
Während der beiden Sommer 1873 und 1874 vertrat er den mit der Expedition des Challenger ausgesandten Professor Wyville Thomson als Professor der Zoologie in Edinburgh. Unter seinen Schriften sind hervorzuheben: «Zur nähern Kenntnis des Generationswechsels» (Lpz. 1849),
«System der tierischen Morphologie» (ebd. 1853),
«Icones zootomicae» (Tl. 1, ebd. 1857),
«Über die Wertbestimmung zoolog. Merkmale» (ebd. 1854),
«Über die Leptocephaliden» (ebd. 1861),
«Handbuch der Zoologie» (2 Bde., mit Ad. Gerstäcker, ebd. 1863–75),
«Prodromus faunae mediterraneae» (Bd. 1
u. 2, Stuttg. 1884–85). Mit Engelmann gab
er die «Bibliotheca zoologica» (2 Bde.,
Lpz. 1862) heraus. Die Ergebnisse seiner histor.-zoolog.
Studien sind in seiner «Geschichte der Zoologie» (12. Bd.
der «Geschichte der Wissenschaften»,
Münch. 1872) niedergelegt. Seit 1878 giebt Carus
ein der Mitteilung der gleichzeitigen
Litteratur und Veröffentlichung kürzerer wissenschaftlicher
Arbeiten gewidmetes
Blatt,
[* 6] den «Zoologischen Anzeiger»
(Leipzig)
heraus. Carus
hat sich um die
Verbreitung der Kenntnis von
Darwins
Arbeiten durch
Übersetzung der meisten
Schriften
desselben Verdienste erworben. Auch übersetzte er Lewes'
«Physiologie des täglichen Lebens» (2 Bde., Lpz.
1860) und dessen
«Aristoteles» (ebd. 1865).
Carus,
Karl Gust., Arzt und Physiolog, geb zu Leipzig, studierte daselbst Medizin und habilitierte sich 1811 als Privatdocent. Nachdem er im Kriege von 1813 die Direktion des franz.
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.] ¶
Hospitals zu Pfaffendorf bei Leipzig geführt, ging er 1814 als Professor der Entbindungskunst und Direktor der geburtshilflichen
Klinik an die neu organisierte mediz.-chirurg. Akademie nach Dresden.
[* 8] Hier wurde er 1827 unter Enthebung von seinem Lehramt
zum königl. Leibarzt ernannt. Auch erwählte ihn im Dez. 1802 die Kaiserlich Leopoldinisch-Karolinische Akademie zu
ihrem Präsidenten. Carus
starb zu Dresden. Er trat mit Entschiedenheit dafür ein, daß die Geburtshilfe und die Gynäkologie
zusammen gehören und im klinischen Unterrichte nicht voneinander geschieden werden dürfen.
Seine Fachschriften zeichnen sich durch Gründlichkeit und methodische Forschung aus, stehen aber unter dem Einfluß der Schellingschen Naturphilosophie. Dahin gehören: «Lehrbuch der Zootomie» (mit 20 von ihm selbst radierten Kupfertafeln, Lpz. 1818: 2. Aufl. 1834),
«Lehrbuch der Gynäkologie» (2 Bde., ebd. 1820; 3. Aufl. 1838),
«Erläuterungstafeln zur vergleichenden Anatomie» (zum Teil mit Otto, 9 Hefte, ebd. 1826–55; lateinisch von Thienemann, ebd. 1828–55),
«Grundzüge der vergleichenden Anatomie und Physiologie» (3 Bde., Dresd. 1828),
«System der Physiologie» (2. Aufl., 2 Bde., Lpz. 1847–49),
«Von den äußern Lebensbedingungen der weiß- und kaltblütigen Thiere» (ebd. 1824) und «Über den Blutkreislauf [* 9] der Insekten» [* 10] (1827),
«Erfahrungsresultate aus ärztlichen Studien und ärztlichem Wirken» (ebd. 1859). Hervorzuheben sind außerdem die «Vorlesungen über Psychologie» (ebd. 1831),
«Briefe über Landschaftsmalerei» (ebd. 1831; 2 Aufl. 1835),
«Zwölf Briefe über das Erdleben» (Stuttg. 1841),
«Denkschrift zum 100jährigen Geburtstagsfeste Goethes. Über ungleiche Befähigung der verschiedenen Menschheitsstämme für höhere geistige Entwicklung» (Lpz. 1849),
«Psyche. Zur Entwicklungsgeschichte der Seele» (Pforzh. 1846; 2. Aufl., Stuttg. 1851),
«Physis. Zur Geschichte des leiblichen Lebens» (Stuttg. 1851),
«Über Lebensmagnetismus» (Lpz. 1857),
«Natur und Idee oder das Werdende und sein Gesetz» (Wien [* 11] 1861),
«Grundzüge einer neuen Kranioskopie» (Stuttg. 1841),
«Neuer Atlas [* 12] der Kranioskopie» (2. Aufl., Lpz. 1864),
«Über Grund und Bedeutung der verschiedenen Formen der Hand [* 13] in verschiedenen Personen» (Stuttg. 1846),
«Symbolik der menschlichen Gestalt» (Lpz. 1852; 2. Aufl. 1858),
«Vergleichende Psychologie oder Geschichte der Seele in der Reihenfolge der Tierwelt» (Wien 1866),
«Über die typisch gewordenen Abbildungen menschlicher Kopfformen» (Jena [* 14] 1863),
«Die Lebenskunst nach den Inschriften des Tempels zu Delphi» (Dresd. 1863),
«Betrachtungen und Gedanken vor auserwählten Bildern der Dresdener Galerie» (ebd. 1867),
«Lebenserinnerungen und Denkwürdigkeiten»
(4 Bde., Lpz.
1865–66). Carus
war auch Künstler und hat sich namentlich auf dem Gebiete der Landschaftsmalerei als solcher bewährt.
Eine biogr. Charakteristik von Carus
enthält «Unsere Zeit» (Neue Folge, Jahrg. 1869, Ⅱ).