Carroccio
(spr. -rottscho; vom ital. carro, Wagen), Fahnenwagen der ital. Kommunen. Er wurde von Aribert, Erzbischof von Mailand, [* 2] zuerst der Bürgerschaft zur Erhöhung ihrer Tapferkeit im Kampfe gegen die Valvassoren (s. d.) gegeben; die übrigen Städte, zuerst der Lombardei, dann auch die Toscanas, ebenso Rom, [* 3] übernahmen von Mailand dieses Feldzeichen, dessen Gebrauch sich sogar nach Deutschland [* 4] unter dem Namen «Karrasche» verbreitete. Es war ein großer vierräderiger, von weißen oder roten Stieren gezogener Wagen, auf welchem sich an einem Maste die segelartigen Banner der Städte, ferner eine Glocke, ein Crucifix [* 5] und ein Altar [* 6] mit der Hostie befanden.
Dieses an die israel. Bundeslade erinnernde, nur langsam fortzubewegende Feldzeichen bildete das Heiligtum der Schlacht, um das sich die Bürger in den Kämpfen gegen Adel, den Kaiser und gegeneinander todesmutig scharten. Der Verlust desselben bezeichnete die volle Niederlage, seine Auslieferung, wie die des mailändischen 1162 an Friedrich Ⅰ., 1237 an Friedrich Ⅱ., die gänzliche Unterwerfung. –
Vgl. Jähns, Geschichte der Kriegswissenschaften, Bd. 1 (Münch. 1889);
ders., Die Kriegskunst als Kunst (ebd. 1874).