Carrière
(frz., spr. -ĭähr), Rennbahn in der Reitschule;
der volle Lauf eines Pferdes;
die Laufbahn, die einer macht.
Carrière
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Carrière
(frz., spr. -ĭähr), Rennbahn in der Reitschule;
der volle Lauf eines Pferdes;
die Laufbahn, die einer macht.
Carriere,
Moriz, Philosoph und Ästhetiker, geb. zu Griedel im Großherzogtum Hessen, [* 2] studierte zu Gießen, [* 3] Göttingen [* 4] und Berlin, [* 5] lebte dann einige Jahre, namentlich mit Kunststudien beschäftigt, in Italien [* 6] und habilitierte sich 1842 als Docent der Philosophie zu Gießen, wo er 1849 eine Professur erhielt. Seit 1853 Professor zu München, [* 7] liest er an der Universität vorzugsweise Ästhetik. In der Kunstakademie, deren schriftführendes Mitglied er während 30 Jahren war, trug er Kunstgeschichte vor. C.s erste Schriften, wie namentlich «Vom Geist. Schwert- und Handschlag für Franz Baader» (Weilb. 1841) ^[] und «Die Religion in ihrem Begriff, ihrer weltgeschichtlichen Entwicklung und Vollendung» (ebd. 1841),
bewegten sich teilweise noch in Hegelschen Gedankenkreisen, hoben aber bereits das Princip der Individualität entschieden hervor. Daran reihte sich «Der Kölner [* 8] Dom als freie deutsche Kirche» (Stuttg. 1843) und eine Übertragung der Briefe und Leidensgeschichte von «Abälard und Heloise» (Gieß. 1844). In dem Werke «Die philos. Weltanschauung der Reformationszeit» (Stuttg. 1847; 2. Aufl., 2 Bde., Lpz. 1887) schildert er die Übergangsperiode von der Scholastik zu Cartesius und legt namentlich die Lehren [* 9] des Giordano Bruno, Campanella und Jakob Böhme in neuer und eigenartiger Weise dar.
Zugleich tritt die Überwindung des Pantheismus und
Deismus in der
Anschauung eines sowohl selbstbewußten als
unendlichen, in Natur und Geschichte sich offenbarenden
Gottes als der
Gedanke hervor, dessen Durchführung Carriere
für die
Aufgabe
der Gegenwart hält. In diesem
Sinne gehaltene Vorträge veröffentlichte er als «Religiöse Reden und Betrachtungen
für das deutsche
Volk» (2. Aufl., Lpz. 1856). Ein
Buch über «Die
Poesie, ihr Wesen und ihre Formen» (ebd.
1854; neu bearbeitet mit Grundzügen der vergleichenden Litteraturgeschichte 1884) war der
Vorläufer einer «Ästhetik» (2
Bde., ebd. 1859; 2. Aufl. in neuer
Bearbeitung 1873; 3. Aufl. 1885),
welche die Idee des Schönen und ihre Verwirklichung im Leben und in der Kunst an der
Hand
[* 10] der Erfahrung vom Standpunkte des Idealismus darlegte. Das ausgezeichnete Werk «Die
Kunst im Zusammenhang der Kulturentwicklung und die Ideale der Menschheit» (5 Bde.,
Lpz. 1863–73; 3. Aufl. 1877–86) verbindet philos. Tiefblick mit
geschichtlicher
Treue. Das Charakterbild Cromwells im «Histor.
Taschenbuch» (1851) kann als
C.s polit.
Glaubensbekenntnis gelten.
Für
Brockhaus'
«Bibliothek der deutschen Nationallitteratur» besorgte er die
Ausgaben von
Goethes
«Faust»
(Lpz. 1869) und
Schillers «Wilhelm
Tell» (ebd. 1871) mit histor. Einleitung und namentlich die erstere mit reichen Erläuterungen.
Seine philos. Lebensansicht faßte er in einem Werke über «Die sittliche Weltordnung»
(Lpz. 1877; 2. Aufl. 1891) zusammen, worin er dem Mechanismus der Natur
und seiner
Notwendigkeit wie der
Freiheit des
Geistes in gleicher
Weise gerecht zu werden und nach den gesicherten
Ergebnissen der Erfahrungswissenschaft die Principien des Seins und Erkennens zu bestimmen sucht.
Schon
vor der 2.
Auflage dieser
Schrift suchte Carriere
die in ihr enthaltenen
Gedanken in
«Jesus
Christus und die Wissenschaft der Gegenwart»
(Lpz., 2. Aufl. 1889) weiter zu führen und den Abriß einer
Philosophie des
Christentums zu geben. Er veröffentlichte auch
Gedichte u. d. T.:
«Agnes. Liebeslieder und Gedankendichtungen» (Lpz. 1883). Die «Lebensbilder»
(ebd. 1890) schildern vornehmlich
Denker, Dichter und Künstler, die dem Verfasser persönlich bekannt geworden. Seine «Gesammelten
Werke» erscheinen seit 1886 (Lpz.).