Carranza
,
Bartholomäus von,
Erzbischof von
Toledo,
[* 3] bekannt als
Opfer der spanischen
Inquisition, geb. 1503 zu
Miranda in
Navarra, studierte zu
Alcala, trat daselbst in den Dominikanerorden und machte sich als
Professor der
Theologie in
Valladolid bald einen so berühmten
Namen, daß ihn
Karl V. 1546 auf die Tridentiner
Kirchenversammlung entsandte und zu andern
wichtigen
Missionen verwendete. So begleitete er 1554
Philipp II. auf dessen Brautfahrt nach
England, ward
dort
Beichtvater der
Königin
Maria, beteiligte sich in eifrigster
Weise an der Wiederdurchführung des
Katholizismus in
England
und gewann so das Vertrauen
Philipps und zugleich das Erzbistum
Toledo, das reichste
Stift des
Königreichs.
Bald aber ward er
der
Inquisition verdächtig. Man wollte in seinen »Comentarios
sobre el catechismo christiano«
(Antwerp. 1558) protestantische
Lehrsätze finden, auch beschuldigte man ihn,
Karl V. auf dessen
Totenbett ketzerische
Gedanken eingeflößt zu haben, und Carranza
wurde 1559 in
Valladolid verhaftet.
Auf
Grund seiner erzbischöflichen
Würde appellierte er nach
Rom,
[* 4] wo er mildere Behandlung zu erfahren hoffte; aber
erst nach achtjähriger harter Gefangenschaft wurde er dahin abgeliefert, und auch in
Rom mußte er weitere zehn Jahre in
den Kerkern der
Engelsburg schmachten, ehe sein
Urteil gefällt wurde.
Endlich freigesprochen, aber doch mit fünfjähriger
Amtsenthebung bestraft, überlebte Carranza
diese Wendung seines
Schicksals nur um wenige
Tage; er starb
Beim
Volk stand Carranza
stets in hoher Verehrung, und
Gregor XIII. setzte ihm sogar ein Denkmal.
Schriften von ihm sind noch: »Summa consiliorum«
(Vened. 1546);
»De necessaria residentia episcopum« (das. 1547) u. a.