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Carpentras
1) Arrondissement im franz. Depart. Vaucluse (Provence), hat 896,16
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qkm, 31 Gemeinden, (1891) 44243 E. und zerfällt in die 5 Kantone Carpentras
-Nord (145,35 qkm, 11559 E.), Carpentras-Sud
(97,01 qkm, 13629 E.), Mormoiron (268,98 qkm, 8077 E.), Pernes (134,97 qkm, 6861 E.), Sault (249,85 qkm, 4117 E.). – 2)
Hauptstadt des Arrondissements Carpentras
, liegt an der Linie Sorgues-Carpentras (17 km) der Franz. Mittelmeerbahn am Auzon,
der zur Sorgue geht, 102 m hoch auf einer Anhöhe am Fuße des Mont-Ventoux (1911 m), in anmutiger Gegend, 26 km nordöstlich
von Avignon, hat (1891) 7589, als Gemeinde 9778 E., Post und Telegraph,
[* 3] einen Assisenhof, ein Kommunal-Collège, eine große
Kathedrale (1405–1509), 6 andere Kirchen, Synagoge, Hospital, einen bischöfl.
Palast, der jetzt den Justizpalast bildet, ein Theater,
[* 4] eine öffentliche Bibliothek (30000 Bände und 800 Manuskripte) mit Kupferstich-
und Münzsammlung und ein Museum mit dem berühmten phöniz. Basrelief von Carpentras
(eine dem Osiris
[* 5] opfernde Frau darstellend).
Aus der Römerzeit finden sich noch Reste eines Turms und des Triumphbogens mit Basrelief. Von den Festungswerken
des 14. Jahrh. steht nur noch das 37 m hohe, kühne Orangethor. Neu dagegen ist die 1720–34 erbaute, 914 m lange Wasserleitung
[* 6] von 48 Bogen.
[* 7] Bedeutend ist der Anbau von Krapp, Safran und Obst, die Fabrikation von Chemikalien, Branntwein, Leder und Wachs,
die Seide- und Baumwollspinnereien. – Carpentras
, das alte Carpentoracte im Narbonensischen Gallien, erhielt durch
Cäsar eine Kolonie, war berühmter Bischofssitz und Hauptstadt der Grafschaft Venaissin, die von 1271 bis zur Revolution unter
päpstl. Hoheit stand. Am 6. Nov. 527 wurde hier ein Konzil gehalten.