alte kelt.
Stadt in
Pannonien, an der
Donau, früher östlichster Platz des norischen
Reichs, ein für den
Handel der
Römer
[* 2] mit Germanien
[* 3] und auch militärisch höchst wichtig gelegener
Ort. Carnúntum war das gewöhnliche pannonische
Winterquartier
der römischen
Truppen und
Station der Donauflottille. Von hier aus unternahm
KaiserMarcus Aurelius, welcher
drei Jahre in Carnúntum zubrachte und daselbst einen Teil seiner Selbstgespräche schrieb, seine
Züge gegen die
Markomannen; hier
wurde auch
Severus zum
Kaiser ausgerufen. Bei dem
Einfall der
Ungarn
[* 4] fand Carnúntum seinen
Untergang, nachdem es schon im 4. Jahrh. einmal
von deutschen
Stämmen zerstört worden war. Ausgedehnte
Ruinen finden sich zu
Deutsch-Altenburg bei
Hainburg
östlich von
Wien.
[* 5]
norischer (kelt.) Ort in Niederösterreich und ehemalige röm.
Festung
[* 6] (seit dem 1. Jahrh. n. Chr. zu Pannonien gehörig),
zwischen Deutsch-Altenburg und Petronell, rechts der Donau gelegen, war ein sehr alter Stapelplatz für den Bernsteinhandel
aus den nördl. Ländern und als solcher Endstation der sog. Bernsteinstraße, die über
Steinamanger, Pettau, Cilli und Laibach
[* 7] nach Italien
[* 8] führte, weshalb dieser Ort wegen seiner günstigen Lage die Aufmerksamkeit
der Römer auf sich zog.
Deshalb wählte schon Tiberius auf seinem Zuge gegen Marbod (6 n. Chr.) Carnúntum zum Hauptquartier.
Die Römer machten sodann Carnúntum zum Mittelpunkte ihrer Befestigungen längs der Donau, die
sich vom Wienerwalde (Vindobona, Wien) bis zur Waag (Brigetio, das heutige Ó-Szöny) erstreckten. Die Kaiser Vespasian und
Trajan vergrößerten diese Anlagen, indem sie in Carnúntum und den beiden Flankenpunkten Vindobona und Brigetio je ein vollständiges
Legionslager errichteten und ersterer die Legio XIV. nach der Zerstörung Jerusalems (70 n. Chr.) hierher
verlegte, während die Legio XIII.
Gemina von Pettau (Poetovio) nach Vindobona versetzt wurde. Das im J. 73 vollendete Legionslager auf einer Anhöhe zwischen
Petronell und Deutsch-Altenburg hatte ein Praetorium, Lagerheiligtümer, ein Forum
[* 9] mit einer gewaltigen Säulenreihe und zahlreiche
Bäder. Zwischen Carnúntum und Vindobona waren die Mündungen der Schwechat und Fischa in die Donau durch die
Kastelle Ala nova und Aequinoctium gesichert und die Verbindung derselben durch eine Donauflottille, deren StationCarnúntum war, hergestellt.
Von aus gingen Heerstraßen längs der Donau, d. i. der Reichsgrenze (limes), nach Vindobona, eine nach Scarabantia (Ödenburg)
[* 10] und nach Aquae (Baden).
[* 11] An diese Legionslager schlossen sich bald Städte an, die unter Hadrian Municipalverfassung
erhielten. In C. hielten sich Hadrian, AntoninusPius und Marc Aurel auf, von denen der letztere während des Markomannenkrieges
(172–175 n. Chr.) in Carnúntum sein Standquartier hatte, hier auch das zweite Buch seiner Selbstbetrachtungen schrieb und 180 bei
Vindobona starb. Ein in Carnúntum aufgefundenes Mithrasdenkmal bezeugt die gleichzeitige Anwesenheit
von vier Kaisern in Carnúntum gegen Ende des J. 307, als Galerius in Gegenwart der damals bereits abgetretenen Kaiser Diocletian und
Herculius den bisherigen Cäsar Licinius zum Augustus ernannte. Carnúntum wurde im 4. Jahrh. von den Deutschen zerstört, erholte
sich wieder unter Valentinianus und scheint
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
erst im Mittelalter durch die Ungarn völlig zu Grunde gerichtet worden zu sein. Die Ausgrabungen in Carnúntum wurden in den letzten
Jahren, namentlich durch den in Wien dafür gegründeten Verein «Carnuntum», sehr gefördert. -
Vgl. Sacken, Die röm. Stadt
Carnúntum (Wien 1853);
Kubitschek und Frankfurter, Führer durch Carnúntum (ebd. 1891).