Hauptstadt vonCarnarvonshire
(Wales), in schöner
Lage an der
Menaistraße, mit (1881)
10,237 Einw., ist von
Mauern umgeben und hat die prächtigen
Ruinen eines von
Wilhelm dem Eroberer erbauten
Kastells, in dem
Eduard II. geboren wurde. Zum
Hafen gehören 365 Seeschiffe von 46,990
Ton. und 46 Fischerboote. Der Küstenhandel ist von Bedeutung,
weniger der direkte
Handel mit dem
Ausland (Einfuhr 1883: 30,774 Pfd. Sterl., Ausfuhr 164,915 Pfd. Sterl.).
Dachschiefer bilden den Hauptartikel der Ausfuhr.Carnarvon hat ein
Lehrerseminar, 2 Lateinschulen und eine
Besserungsanstalt für
jugendliche Verbrecher auf dem
Schiff
[* 2]
Clio. Es ist ein beliebtes
Seebad und Touristenquartier.
Mit
Disraelis Orientpolitik war er nicht einverstanden und sprach sich gegen jede bewaffnete
Intervention zu gunsten der Türkei
[* 4] aus. Als daher das
Ministerium dennoch der
Flotte den Befehl erteilte, in die
Dardanellen einzulaufen,
und vom
Parlament einen
Kredit von 5 Mill. verlangte, forderte Carnarvon nebst
Derby seine Entlassung und ward durch
Hicks-Beach ersetzt.
Im Juni 1885 wurde er unter dem
MinisteriumSalisbury zum
Vizekönig von
Irland ernannt. Er veröffentlichte
noch: »Reminiscences of
Athen
[* 5] and the
Morea« (1869).
1) Die nordwestlichste Grafschaft des engl. Fürstentums Wales, durch den Menaikanal von der
InselAnglesey getrennt, hat 1495,17 qkm und (1891) 118225 E. Carnarvon grenzt im O. an Denbigh, im S. an Merioneth und sendet gegen
SW. die Halbinsel Lleyn aus, welche im Kap Braich-y-Pwll endet. Eine hohe Gebirgskette, deren Gipfel durch tief eingeschnittene,
von kleinen Seen (Llyns) erfüllte Klüfte getrennt werden, durchzieht die Grafschaft von NO. gegen SW.
und giebt ihr den Charakter einer Alpenlandschaft.
Den Mittelpunkt bildet der Snowdon (1094 m), der höchste Berg in Wales und England. Nächst ihm ist der höchste der Carnedd-
oder Carn-David (980 m). Hauptfluß ist der Conway an der Ostgrenze, der 16 km weit
schiffbar ist. Die vorwiegenden Erwerbszweige sind Viehzucht
[* 7] und Milchwirtschaft. Den Hauptreichtum bilden indes die Schieferbrüche,
namentlich die von Penrhyn, die viele Tausende von Arbeitern beschäftigen
^[] und deren jährlicher Ertrag auf 119000 Pfd.
St. veranschlagt wird. (S. Bangor.) Auch werden Blei,
[* 8] Silber, Schwefelerze, Kupfer
[* 9] und Zink gewonnen, und an den Küsten
wird Fisch- und Austernfang getrieben.
Die Grafschaft schickt ein Mitglied zum Parlament, die Hauptstadt nebst Conway (s. d.),
Pwllheli, Nevin, Criccieth und Bangor ein zweites. – 2) Hauptstadt der GrafschaftCarnarvon,. Municipal- und Hafenstadt sowie Parlamentsborough,
an der Mündung des Seiont in den Menaikanal, 11 km südwestlich von der großen Britanniabrücke, ist
von einer festen Mauer mit runden Türmen umgeben, hat enge Straßen, (1891) 9804 E. Die besonders gut erhaltene Burg Eduards
Ⅰ., das 1283 begonnene, neuerdings restaurierte Carnarvon-Castle, ist eins der imposantesten Bauwerke in England. Carnarvon hat
ein Schullehrerseminar, ein Museum mit Altertums- und naturhistor.
Sammlungen, Eisen- und Messinggießerei, Schiffbau, Fischfang und Segeltuchfabrikation. Der Handel geht besonders
nach Bristol, Liverpool
[* 10] und Dublin
[* 11] und bringt hauptsächlich Schiefer zur Ausfuhr. Schiffe
[* 12] bis zu 400 t können in den Hafen
einlaufen. Carnarvon ist zugleich Seebad und wird seiner reizenden Umgebung wegen von Vergnügungsreisenden stark
besucht. – Die Römer
[* 13] hatten dicht bei Carnarvon in Segontium eine wichtige Station. Die jetzige Anlage stammt
von Eduard Ⅰ. und Ⅱ. Die Waliser plünderten 1294 die Stadt, die auch durch die Eroberung 1644 viel litt.
(spr. -nahrw'n), Division in der «Midland"-Provinz der Kapkolonie, zwischen dem Oranjefluß im N. und den Karreebergen
im S., ein wasserloses, für Schafzucht geeignetes Weideland, hat 31258 qkm und (1891) 9130 E., darunter 3730 Weiße.
(spr. -nahrw'n), Henry Howard Molyneux Herbert, vierter Graf von Carnarvon, konservativer engl. Staatsmann, geb. in
London, wurde in Eton und Oxford gebildet, gelangte durch den Tod seines Vaters schon 1849 ins Oberhaus und
machte gleich mit seiner ersten Rede bedeutendes Aufsehen. Unter Derby war er 1858–59 Unterstaatssekretär, 1866 Staatssekretär
für die Kolonien, schied aber 1867 aus, weil ihm die Bestrebungen Disraelis für eine Parlamentsreform zu demokratisch erschienen.
Dennoch übernahm er in dessen zweitem Ministerium 1874 das Kolonialamt wieder, und unter seiner Amtsführung
erfolgte die Einverleibung der Transvaal-Republik; ein neues Zerwürfnis mit dem Premierminister, dessen angriffslustige Orientpolitik
Carnarvon mißbilligte, führte zu seinem Rücktritt, ohne daß er darum sich der Opposition zugesellte.
Salisbury ernannte ihn Juni 1885 zum Vicekönig von Irland, und seine persönliche Zusammenkunft mit Parnell, die
bei diesem Hoffnungen auf eine Unterstützung seiner Pläne durch die Konservativen erweckt haben muß, hatte zur Folge,
daß diesen bei den nächsten Neuwahlen die Stimmen der Iren zufielen.
Bei dem Beginn einer neuen Zwangspolitik gegen Irland legte Carnarvon sein Amt nieder und fand auch in dem zweiten, Aug. 1886, gebildeten
Kabinett Salisbury keine Stelle. Er starb in London. Carnarvon hat sich auch als Schriftsteller bekannt gemacht. Von ihm
erschien: «The Archæology of Berkshire» (1859) und «Recollections of the Druses of the Lebanon and
notes on their religion» (1860). Außerdem gab er ein hinterlassenes Werk seines Vaters: «Reminiscences
of Athens and the
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
Morea» (1869) sowie «The gnostic heresies of the first and second centuries»
(1875),
ein hinterlassenes Werk seines Freundes, des Dekans der Paulskirche, Dr. Mansel, mit einer Biographie des letztern,
und eine gelungene metrische Übersetzung von Äschylus' «Agamemnon» (1879) und von der «Odyssee»
(Lond. 1887) heraus.