Titel
Carnarvon
oder Caernarvon (spr. -nahrw'n).
1) Die nordwestlichste
Grafschaft des engl. Fürstentums Wales, durch den Menaikanal von der
Insel
Anglesey getrennt, hat 1495,17 qkm und (1891) 118225 E. Carnarvon
grenzt im O. an
Denbigh, im
S. an
Merioneth und sendet gegen
SW. die Halbinsel Lleyn aus, welche im
Kap Braich-y-Pwll endet. Eine hohe Gebirgskette, deren Gipfel durch tief eingeschnittene,
von kleinen Seen (Llyns) erfüllte Klüfte getrennt werden, durchzieht die
Grafschaft von
NO. gegen
SW.
und giebt ihr den Charakter einer Alpenlandschaft.
Den Mittelpunkt bildet der Snowdon (1094 m), der höchste Berg in Wales und England. Nächst ihm ist der höchste der Carnedd- oder Carn-David (980 m). Hauptfluß ist der Conway an der Ostgrenze, der 16 km weit schiffbar ist. Die vorwiegenden Erwerbszweige sind Viehzucht [* 2] und Milchwirtschaft. Den Hauptreichtum bilden indes die Schieferbrüche, namentlich die von Penrhyn, die viele Tausende von Arbeitern beschäftigen ^[] und deren jährlicher Ertrag auf 119000 Pfd. St. veranschlagt wird. (S. Bangor.) Auch werden Blei, [* 3] Silber, Schwefelerze, Kupfer [* 4] und Zink gewonnen, und an den Küsten wird Fisch- und Austernfang getrieben.
Die
Grafschaft schickt ein Mitglied zum Parlament, die Hauptstadt nebst Conway (s. d.),
Pwllheli, Nevin, Criccieth und
Bangor ein zweites. – 2) Hauptstadt der
Grafschaft Carnarvon
,. Municipal- und Hafenstadt sowie Parlamentsborough,
an der Mündung des Seiont in den Menaikanal, 11 km südwestlich von der großen
Britanniabrücke, ist
von einer festen
Mauer mit runden
Türmen umgeben, hat enge
Straßen, (1891) 9804 E. Die besonders gut erhaltene
Burg Eduards
Ⅰ., das 1283 begonnene, neuerdings restaurierte Carnarvon
-Castle, ist eins der imposantesten Bauwerke in England. Carnarvon hat
ein Schullehrerseminar, ein Museum mit
Altertums- und naturhistor.
Sammlungen,
Eisen- und
Messinggießerei,
Schiffbau, Fischfang und Segeltuchfabrikation.
Der Handel geht besonders
nach
Bristol, Liverpool
[* 5] und Dublin
[* 6] und bringt hauptsächlich
Schiefer zur Ausfuhr. Schiffe
[* 7] bis zu 400 t können in den
Hafen
einlaufen. Carnarvon
ist zugleich Seebad und wird seiner reizenden Umgebung wegen von Vergnügungsreisenden stark
besucht. – Die
Römer
[* 8] hatten dicht bei Carnarvon
in Segontium eine wichtige
Station. Die jetzige
Anlage stammt
von Eduard Ⅰ. und Ⅱ. Die Waliser plünderten 1294 die Stadt, die auch durch die Eroberung 1644 viel litt.