Carménta
hieß eine altröm. Göttin, dem Namen nach eine Göttin der carmina (d. h. der Lieder, Weissagungen, Zaubersprüche u. s. w.), ursprünglich wohl eine Quellgottheit, die aber dann ebenso wie Egeria (s. d.) vor allem als Geburtsgöttin verehrt wurde. Carménta hatte in Rom an dem nach ihr benannten Stadtthor am Fuße des Capitolinischen Hügels ein Heiligtum mit einem eigenen Priester, sowie Feste am 11. und 15. Jan. Diese galten ihr als Geburtsgöttin in doppelter Person, als der Carménta. Prorsa oder Porrima und der Carménta Postverta, welche ursprünglich als Göttinnen der Kopf- und Steißgeburt verehrt wurden, während eine spätere Deutung aus ihnen Schicksalsgöttinnen machte, die das Geschick der Neugeborenen weissagen. In der röm. Sagengeschichte ist Carménta die seherische Mutter oder Gemahlin des Euander (s. d.).