(spr. karleil), 1) Hauptstadt der engl. Grafschaft Cumberland, auf einer Anhöhe am Eden, inmitten eines fruchtbaren
Landstrichs, der auch reich an Kohlen und Eisen ist. Von öffentlichen Gebäuden verdienen Erwähnung:
die Kathedrale, seit 1092 erbaut, das alte Schloß (jetzt Kaserne), die neuen Gerichtshöfe (von Smirke) und die öffentliche
Schule. Carlisle hatte 1881: 35,866 Einw. Die Industrie lieferte namentlich Baumwollzeuge (Gingans, karierte Stoffe), Hüte und Zwieback.
Ein Kanal und eine Eisenbahn verbinden Carlisle mit dem 16 km entfernten Port Carlisle am Solway Firth. In den Hafen
liefen 1883: 686 Seeschiffe von 103,923 Ton. Gehalt ein. Carlisle ist das Luguvallum der Römer und steht am Westende der von Hadrian
erbauten Schutzmauer (s. Piktenmauer). Unter den Angelsachsen wurde es 680 als Caer Lion (»Stadt am Wall«)
befestigt; doch fiel es bald darauf in die Gewalt der Schotten, die es mit den Engländern abwechselnd bis zur Zeit Heinrichs
VII. besaßen. 1645 ergab sich die Stadt, durch Hunger bezwungen, den Parlamentstruppen, und 1745 fiel sie in die Gewalt der
Parteigänger des Prätendenten. Bald darauf wurde sie vom Herzog von Cumberland wiedergewonnen und ihre
Befestigungen zum Teil geschleift. -
2) Stadt im nordamerikan. Staat Pennsylvanien, in der fruchtbaren Grafschaft Cumberland, 30 km westlich von Harrisburg, reizend
gelegen, ist Sitz des methodistischen Dickinson College (1783 gestiftet) und hat (1880) 6209 Einw. Nördlich
davon heiße Schwefelquellen.
(spr. -leil), 1) Frederick Howard, Graf, engl. Staatsmann, geb. 28. Mai 1748, war Geheimrat
und Schatzmeister des königlichen Hauses, später erster Kommissar des Handels und der Plantagen, unterhandelte 1778 vergeblich
mit den Kolonien von Nordamerika und war 1780-82 Vizekönig von Irland. Auf diesem Posten durch den Herzog von Portland verdrängt,
schloß er sich eine Zeitlang der Opposition gegen Pitt an. Wegen seiner 1801 erschienenen »Tragedies and
poems« wurde er von seinem Neffen und Mündel, Lord Byron, mit dem er sich entzweit hatte, in dessen bekannter Satire »English bards
and Scotch reviewers« heftig angegriffen. Er starb 4. Sept. 1825.
2) George Howard, Graf, Sohn des vorigen, geb. 17. Sept. 1773, ward zu Eton und Oxford gebildet, dann bei der
Gesandtschaft angestellt, mit welcher Lord Malmesbury 1795-96 auf dem Festland betraut war, und trat nach seiner Rückkehr ins
Parlament, wo er sich namentlich bei den Verhandlungen über Ostindien auszeichnete. 1827-28 war
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er im Ministerium Canning Siegelbewahrer. Seit Jahren von den Geschäften zurückgezogen, starb er 7. Okt. 1848.
3) George William Frederick, Graf, Sohn des vorigen, geb. 18. April 1802, erst als Mr. Howard, dann als Lord Morpeth, seit 1848 als Graf
Carlisle bekannt, war eine Zeitlang Attaché bei der Gesandtschaft in Petersburg, saß dann für Yorkshire im
Parlament und fungierte unter dem Ministerium Melbourne bis 1841 als Staatssekretär für Irland. Als 1846 die Whigs wieder ans
Ruder kamen, ward er zum Oberkommissar der Wälder und Forsten (Minister der Domänen) ernannt und war von 1850 bis 1852 Kanzler
des Herzogtums Lancaster. Nach dem Sturz des Ministeriums Russell machte er in den Jahren 1853 und 1854 eine
Reise nach Griechenland und der Türkei, die er im »Diary in Turkish and Greek waters«
(Lond. 1854) beschrieb. Unter Palmerston war er 1855-58 Vizekönig von Irland, nahm diesen Posten 1859 abermals ein, trat aber
im September 1864 wegen zerrütteter Gesundheit zurück und starb 5. Dez. 1864 auf dem Schloß Howard in Yorkshire.
Seine Gedichte und Reden sind von Gaskin herausgegeben (Dublin 1866); eine Auswahl der Gedichte allein besorgten seine Schwestern
(1869). Sein Stammschloß Howard enthält eine treffliche Gemäldesammlung.
(spr. -leil), Municipalstadt und Parlamentsborough in der engl.
Grafschaft Cumberland, auf einer Anhöhe nahe dem Zusammenflusse des Eden, Peteril und Caldew, in der Nähe des Solway Firth,
ist wichtiger Eisenbahnknotenpunkt, Sitz eines Bischofs, hat 1891: 39176 E., eine schöne Kathedrale aus
dem 11. bis 15. Jahrh., 1853–57 restauriert,mit berühmtem Fenster im Chor, elf andere Kirchen, Citadelle, ein stattliches
Gerichtshaus, Lateinschule, öffentliche Bibliothek, einen 3 ha bedeckenden Centralbahnhof und Promenaden an Stelle der alten
Festungswerke.
In dem alten Kastell aus der Zeit Wilhelms Ⅱ. wurde Maria Stuart nach ihrer Flucht aus Schottland 1568 eine
Zeit lang gefangen gehalten. In der Nähe röm. Altertümer und ein Druidendenkmal. Die Industrie erstreckt sich auf Baumwollfabrikation,
Färberei, Hutfabrikation, Eisenfabrikation und Gerberei. Im Eden wird Salm gefangen. Der Handel ist lebhaft und wird zum Teil
durch den nach Bowneß führenden Kanal vermittelt. – Carlisle war als Luguvallium röm. Station im Gebiete
der Briganten, wurde später Hauptstadt der Könige von Cumbrien, bei den Einfällen der Normannen und Dänen, besonders 875,
verwüstet und lag in Trümmern, bis König Wilhelm Ⅱ. sie wieder aufbaute. Carlisle wurde 1645 von Leslie genommen
und kam 1745 in die Gewalt des Prätendenten Karl Eduard, worauf es wieder vom Herzog von Cumberland erobert
wurde.
(spr. -leil), Hauptstadt des County Cumberland im nordamerik.
Staate Pennsylvanien, 26 km westsüdwestlich von
Harrisburg, in dem großen, von den Kittatinny und South-Mountains eingeschlossenen Kalksteinthal in schöner und wohl angebauter
Umgebung, hat (1890) 7620 E., das 1783 gegründete Dickinson College, Schuh-
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
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fabrikation und andere Industrie. 6 km nördlich in einem reizenden Thale der Blue Mountains das Schwefelbad Carlisle-Springs.
(spr. -leil), engl. Grafenwürde im Hause Howard (s. d.).
Der erste Träger war Charles Howard, dessen Erhebung zum Viscount Howard von Morpeth und zum Grafen von Carlisle 1661 geschah. Er
wurde von Karl Ⅱ. in diplomat. Dienst verwendet, später war er Gouverneur von Jamaika. Frederick Howard,
fünfter Graf von Carlisle, geb. 1748, war 1778 Führer einer Kommission, die von Lord North nach Amerika geschickt wurde und vergeblich
einen Ausgleich mit den aufständischen Kolonien herzustellen suchte. 1780–82 Lordlieutenant von Irland, stand er bis zur
Französischen Revolution von 1789 in Opposition gegen Pitt und gehörte dann zu dessen Anhängern. Er starb 1825. Seine
dichterischen Versuche, gesammelt als «Tragedies and poems of Frederick, Earl
of Carlisle» (Lond. 1801),
wurden von dem ihm verwandten Lord Byron in «English bards and Scotch reviewers» mit ungerechter Bitterkeit
angegriffen. – Sein Sohn, George Howard, sechster Graf von Carlisle, geb. 17. Sept. 1773, nahm als Whig eifrig am
polit. Leben im Parlament teil, wurde mit diplomat. Sendungen betraut und trat unter Canning 1827–28 als Siegelbewahrer
ins Kabinett. In Greys Ministerium 1830–34 hatte er einen Sitz ohne Portefeuille. Er starb in Zurückgezogenheit 7. Okt. 1848. –
Sein ältester Sohn, George William Frederick, siebenter Graf von Carlisle, geb. 18. April 1802, anfangs als Mr. Howard, dann als Lord
Morpeth bekannt, wurde in Oxford gebildet und war 1835–41 unter Melbourne erster Sekretär für Irland, wo er sich sehr beliebt
machte. Nach einer amerik. Reise trat er 1846 unter den Whigs wieder ins Amt als Domänenminister, 1850–52
war er Kanzler des Herzogtums Lancaster. Dann reiste er im Orient, schrieb «A diary in Turkish and Greek waters» (Lond.
1854) und war 1855–58 und 1859–64 Lordlieutenant von Irland. Er schied Sept. 1864 wegen zerrütteter Gesundheit aus dem
Amt und starb 5. Dez. desselben Jahres auf Howard Castle in Yorkshire. Außer einer größern Dichtung, «The second vision of Daniel»
(Lond. 1858),
veröffentlichte er mehrere in Taschenbüchern und Zeitschriften zerstreute Gedichte. Nach seinem Tode gab Gaskin
seine «Vice-regal Speeches and addresses, lectures and poems» (Dublin 1866) heraus.