Carissĭmi,
Giacomo, ital. Tonsetzer, geb. um 1604 zu Marino
bei
Rom,
[* 2] wurde 1624 Kapellmeister in
Assisi, 1628 Kapellmeister an der St.
Apollinariskirche des Collegium Germanicum in
Rom,
wo er 1674 starb. In dieser bescheidenen
Stellung entfaltete er eine wahrhaft reformatorische Thätigkeit in fast allen Fächern
der
Musik. Durch Carissimi
erhielt die im J. 1600 begonnene Reformbewegung der ital.
Musik ihren ersten
Abschluß. Er gab der weltlichen Kantate, der
Arie und dem Duett so feste und allgemeingültige Formen, daß
die gesamte spätere
Entwicklung in seine
Bahnen einlenkte.
Besonders war dies beim Recitativ der Fall. Diesem und den
Chören verlieh Carissimi
eine wunderbare Ausdrucksfähigkeit.
Sein Hauptverdienst ist, daß er den neuen
Stil auf die Kirchenmusik zu übertragen suchte, indem er eine Anzahl Historien
in Form von Kantaten komponierte, die begleiteten Sologesang mit
Chören verbanden. Hierdurch begründete er das spätere
biblische Oratorium. 14 solcher kleiner Oratorien, sämtlich zu lat.
Texten, sind von ihm noch erhalten;
die meisten behandeln alttestamentliche, die übrigen allegorisch-biblische oder geistliche Gegenstände. Diese bisher unbekannten
Werke wurden
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.] ¶
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von Chrysander in den «Denkmälern der Tonkunst» herausgegeben; bis 1882 erschienen «Jephta», «Baltazar'»,
«Jonas», «Judicium Salomonis». Außer diesen komponierte Carissimi
viele Motetten (die meisten dreistimmig),
Kantaten, Duette, Serenaden u. s. w. Ein Meister der Komposition wie des Gesangs, wurde er von vielen Schülern (Cesti, A. Scarlatti u. a.) aufgesucht. Für sie schrieb er eine «Ars cantandi», Anleitung zur Singkunst, die nur in einer deutschen Übersetzung als Anhang zum «Vermehrten Wegweiser» (3. Aufl., Augsb. 1696) erhalten ist.