Cardanische
Formel, die von Cardano in der Schrift »Artis magnae sive de regulis algebraicis liber unus« (Nürnb. 1545) veröffentlichte Formel
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welche eine Lösung der kubischen Gleichung x3 + px + q = o gibt. Scipione Ferro, welcher 1496-1525 in Bologna Mathematik lehrte, ist der erste, welcher gemischte kubische Gleichungen algebraisch löste; er soll aber seine Methode nur einem seiner Schüler, Antonio Maria del Fiore, um 1505 mitgeteilt haben. Als ein Jahrzehnt nach Ferros Tode Tartaglia hörte, daß Fiore im Besitz einer Lösung der kubischen Gleichungen sei, bemühte er sich auch, dieselbe selbständig zu finden, und wie er in seinem Werk »Quesiti et inventioni diverse« berichtet, glückte ihm dies 1535. Er hielt diese Entdeckung anfangs geheim, auf Andringen Cardanos deutete er aber demselben 1539 sein Verfahren in Terzinen an, nachdem letzterer strengste Geheimhaltung zugesagt. Trotzdem veröffentlichte Cardano die Regel und gab ihr den Beweis bei, den man heutzutage in den Lehrbüchern der Algebra trifft; vielleicht, daß er sich durch die selbständige Auffindung des Beweises nicht mehr an sein Versprechen gebunden erachtete, vielleicht auch, weil ihm die Formel inzwischen von andrer Seite mitgeteilt worden war. Gherardi hat es nämlich (vgl. »Grunerts Archiv«, Bd. 52) wahrscheinlich gemacht, daß Ferro seine Methode in einem Heft entwickelt und dieses seinem Schwiegersohn und Amtsnachfolger Annibale della Nave hinterlassen habe, bei dem Cardano und sein Schüler Ferrari 1542 Einsicht von demselben nahmen. So berichtet Ferrari in einer 1547 gegen Tartaglia gerichteten Streitschrift.
Vgl. Cantor in Schlömilchs »Zeitschrift für Mathematik und Physik«, Bd. 25, historisch-litterarische Abteilung, S. 133.