Carbōlvergiftung,
Phenolvergiftung, Carbolismus, wird neuerdings infolge der ausgedehnten mediz. und hygieinischen Verwendung der
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Carbolsäure (s. d. und Phenol) öfters beobachtet; sie kann sowohl bei Einführung der letztern in den Magen wie bei äußerer Anwendung (Einreibungen und Umschlägen auf offene Wunden und große eiternde Flächen, bei Klystieren und Ausspülungen) zu stande kommen, wenn die hierzu verwandten Lösungen zu stark und oder zu lange Zeit hindurch oder in unvorsichtiger Weise benutzt werden. Als Verbandwasser soll im allgemeinen nur eine ein-, höchstens zweiprozentige Carbollösung Verwendung finden; bei kleinen Kindern sowie bei umfangreichen Wundflächen, namentlich Brandwunden, ist besondere Vorsicht geraten, da in beiden Fällen die Möglichkeit einer Resorption der Carbolsäure und damit die Gefahr einer Vergiftung besonders nahe liegt. Innerlich genommen können schon 5-20 g Carbolsäure eine tödliche Vergiftung herbeiführen. Die Symptome der Carbolvergiftung bestehen bei akuter Vergiftung mit größern Mengen von Carbolsäure in bläulicher Gesichtsverfärbung, heftigem Erbrechen, Kälte der Extremitäten, Schwindel, Bewußtlosigkeit und Krämpfen, aussetzender Atmung, hochgradiger Pupillenverengerung und schwerem Kollaps, der durch Lähmung des Atmungscentrums in plötzlichen Tod übergehen kann. In Fällen von schwacher Carbolvergiftung klagen die Betroffenen über Kopfschmerzen und Schwindel, Abgeschlagenheit, Übelkeit und Appetitmangel; in ihrem Harn bildet sich entweder schon in den Harnwegen oder erst beim Stehen an der Luft eine ganz charakteristische dunkelgrüne, oft fast schwärzliche Färbung (sog. Carbolharn, Carbolurin). Als Gegenmittel dienen bei der Carbolvergiftung Zuckerkalk (Calcaria saccharata), Eiweiß, Milch, Kalkmilch oder schwefelsaure Salze (Glaubersalz) in großen Gaben, ebenso kräftige Reizmittel; größere Giftmengen im Magen werden am besten durch die Magenpumpe entfernt.