Caraffa,
alte, weitverzweigte neapolit. Adelsfamilie, aus der viele bedeutende Theologen, Schriftsteller, Heerführer und Staatsmänner hervorgingen; die wichtigsten sind:
Oliviero Caraffa, geb. 1406, wurde Erzbischof von Neapel, 1467 Kardinal und erhielt 1472 von Sixtus IV. den Befehl über eine gegen die Türken ausgerüstete Flotte, mit der er Smyrna und den afrik. Hafen von Satalia eroberte.
Gian Pietro Caraffa, bestieg 1555 den päpstl. Stuhl als Paul IV. (s. d.). Er stattete die Familie mit den gerichtlich eingezogenen Gütern des röm. Adels, namentlich der Cesarini und Colonna (s. d.) aus, mit deren Herzogtum Palliano Giovanni Caraffa, Graf von Montorio, belehnt wurde, der durch Ermordung seiner Frau wegen Ehebruchs unter Pius IV. den Anlaß zur Verfolgung der Caraffa gab.
Carlo C., geb. 1517, Neffe Pauls IV., diente im span. Heere unter dem Herzoge von Parma in den Niederlanden und wurde unter seinem Oheim Papst Paul IV. als Kardinal Hauptlenker der päpstl. Politik, namentlich während des unglücklichen Krieges gegen Philipp II. von Spanien. Später fiel Caraffa bei Paul IV. in Ungnade und wurde unter dessen Nachfolger Pius IV. nebst seinem ältern Bruder 1561 hingerichtet. Er gehörte zu der unlängst ausgestorbenen Linie der Caraffa von Maddaloni, die in den Masanielloschen Händeln eine wichtige Rolle spielten.
Vgl. Reumont, Die Caraffa von Maddaloni (2 Bde., Berl. 1851);
G. Duruy, Le Cardinal Carlo Caraffa (Par. 1883).
Antonio Caraffa, geb. 1538, gest. 1591, wurde unter Pius V. Kardinal und Leiter der Kongregation für Verbesserung des Bibeltextes und Erläuterung der Beschlüsse des Tridentinischen Konzils; er besorgte eine Sammlung der Dekretalen und eine verbesserte Ausgabe der Septuaginta (Rom 1587).
Geronimo Caraffa, geb. 1564, gest. 1633 zu Genua, kämpfte für die Habsburger in den Niederlanden 1584, in Frankreich 1597, in Böhmen 1620 und im Mailändischen 1621; 1630 - 33 war er Vicekönig von Aragonien.
Antonio Caraffa, österr. Feldmarschall, half Wien (1683) entsetzen und Ofen (1686) wiedererobern, machte sich aber als Kommandant von Ungarn durch Errichtung des Eperieser Blutgerichts und die grausame Verfolgung von Tökölys Anhängern im Lande furchtbar; er wurde deshalb (1687) zwar abberufen, aber bald darauf mit der Übernahme des an Österreich gefallenen Siebenbürgen betraut. Zuletzt kämpfte er unter dem Herzog Karl von Lothringen gegen Frankreich. Er starb zu Wien.
Ettore Caraffa, geb. 1767 zu Neapel, Anhänger der Französischen Revolution, verteidigte als neapolit. General die Parthenopäische Republik aufs tapferste, nach deren Fall er 1799 hingerichtet wurde. -
Vgl. B. Maresca, Ettore Caraffa, conte di Ruvo (im «Archivio storico napolitano», 1885);
R. Caraffa d' Andria, Ettore Caraffa, conte di Ruvo (Rom 1886).