Carácas
(Bahia Carácas), Bai an der Küste des südamerikan. Staats Ecuador, bildet einen sichern Hafen, an der Mündung des Flusses Carácas oder Chonos 10 m tief.
917 Wörter, 6'509 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
(Bahia Carácas), Bai an der Küste des südamerikan. Staats Ecuador, bildet einen sichern Hafen, an der Mündung des Flusses Carácas oder Chonos 10 m tief.
Bundeshauptstadt der südamerikan. Republik Venezuela, liegt unter 10° 31' nördl. Br., 67° 3' westl. L. v. Gr., 903 m ü. M., in einem schönen Thal am Rio Guaire und am Fuß des Monte Avila (2632 m), nur 15 km in gerader Linie vom Meer. Sie wurde 1567 gegründet und ist nach der Zerstörung durch ein heftiges Erdbeben im März 1812 regelmäßig wieder aufgebaut. Sie hat breite, rechtwinkelig sich schneidende Straßen und öffentliche Plätze, teilweise hübsch bepflanzt und alle mit Denkmälern berühmter Amerikaner, wie Bolivar (dem außerdem noch ein besonderes Panthéon gewidmet ist), Washington, Guzman Blanco u. a. Eine Wasserleitung, 45 km lang, versorgt die Stadt mit Wasser; die Straßen sind mit Gas beleuchtet, und Pferdebahnen erleichtern den Verkehr.
Viele der Privathäuser sind nur einstöckig, aus ungebrannten Backsteinen erbaut, aber die namentlich in jüngerer Zeit errichteten öffentlichen Gebäude sind recht stattlich. Die vom Erdbeben verschonte Kathedrale ist ein schwerfälliger Bau mit dickem Turm an der Plaza de Bolivar, an der auch der Palacio de Justicia liegt. Nicht weit davon erheben sich das Capitolio, die Universität und der 1883 erbaute Ausstellungspalast (Palacio de artes y oficios). Bemerkenswert sind ferner: das »gelbe Haus« (Wohnung des Präsidenten), die Annakirche (eine Basilika) und die Kalvarienkapelle auf einer Anhöhe im W. der Stadt. Carácas hatte 1873: 60,010, 1883 aber 70,198 Einw. Die Industrie ist noch nicht sehr entwickelt, doch gab es 1884: 31 Töpfereien, 10 Seife- und Lichtefabriken, 28 Zigarren- und Tabaksfabriken, 2 Dampfsägemühlen, eine Brauerei, eine Papiermühle, 17 Druckereien.
Große Schlächtereien liegen im O. der Stadt, ein Zentralmarkt im Innern. Eine 38 km lange Eisenbahn verbindet Carácas mit seinem Hafen La Guaira. An Wohlthätigkeitsanstalten sind zu erwähnen ein Armenhaus, 4 Krankenhäuser, ein Waisenhaus und öffentliche Bäder. Sehr zahlreich sind die Bildungsanstalten. Neben der Universität (mit Bibliothek von 30,000 Bänden) gibt es eine Kunstakademie, medizinische, rechtswissenschaftliche und mathematische Kollegien, eine polytechnische und eine Handwerkerschule, ein Lehrerseminar und 160 Schulen (mit 6175 Schülern). Ein 1874 gegründetes Nationalmuseum enthält eine naturhistorische und antiquarische Sammlung. Es erscheinen 21 Zeitungen und Zeitschriften. Für öffentliche Unterhaltung sorgen 2 Theater und ein Zirkus. Die städtischen Einnahmen beliefen sich 1883 aus 1,561,107 Frank. Carácas ist Sitz eines deutschen Konsulats. - Kolumbus entdeckte die Küste von Carácas 1498; es entstand dort eine kleine Kolonie, welche Karl V. 1526 als Lehen der Krone Kastilien dem Handelsherrn Welser zu Augsburg als Entschädigung für eine Anleihe erblich übergab.
Die Welser behielten indes die Besitzung nur bis 1546. Die eigentliche Stadt entstand um 1570. Später war Carácas Hauptstadt eines spanischen Generalkapitanats und Sitz des Gouverneurs. Im Unabhängigkeitskrieg wurde die Stadt und wiederum, nachdem sie durch Bolivar befreit worden, 1814 von den Spaniern genommen. 1821 erfolgte ihre abermalige Befreiung, und Carácas bildete von da an bis 1831 einen Bestandteil des Freistaats Kolumbien, bis es die Republik Venezuela bilden half, deren Hauptstadt es wurde. Die Stadt hatte wiederholt durch Erdbeben zu leiden; gänzlich zerstört wurde sie durch ein solches wovon Alex. v. Humboldt eine Beschreibung gegeben hat. An 12,000 Menschen kamen um.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Hauptstadt der Vereinigten Staaten von Venezuela und des Bundesdistrikts (117 qkm, 89133 E.), unter 10° 31' nördl. Br., 10 km südlich vom Seehafen La-Guaira, mit dem es durch Eisenbahn verbunden ist, am südwestl. Fuße der Silla de Caracas (2801 m), in 920 m Höhe, in einem mit Kaffee- und Fruchtbäumen besetzten Thale, hat gemäßigtes Klima und (1891) 72429 E. Caracas ist Sitz der Regierung, des Obergerichtshofs, des Nationalkongresses, eines Erzbischofs, der (1722 gegründeten) Centraluniversität sowie aller auswärtigen Gesandtschaften und Konsulate, hat einstöckige Häuser aus ungebrannten Backsteinen, gerade, rechtwinklig sich schneidende, gepflasterte Straßen, Gasbeleuchtung, 3 Nonnenklöster und an der belebten Plaza Bolivar mit einem Denkmale Bolivars eine schwerfällige Kathedrale, die die Erdbeben überdauert hat, das Regierungsgebäude, die Universität (ehemals erzbischöfl. Seminar) und den Palast des Metropoliten sowie Denkmäler Guzman Blancos, des Generals Monagas und Washingtons.
In C. bestehen ein Nationalmuseum, eine höhere mediz. Schule, öffentliche Bibliothek, Priesterseminar, Militärschule, Maler- und Zeichenakademie, verschiedene andere öffentliche und Privatschulen, darunter das Colegio de la Independencia und das Colegio de Chaves für arme Zöglinge, zwei Theater und mehrere Gesellschaften zur Beförderung des Ackerbaues und der Gewerbthätigkeit. Nennenswerte Industrie und Manufaktur hat Caracas nicht. Dagegen ist es der Mittelpunkt eines bedeutenden Ausfuhrhandels für die Ackerbauprodukte der benachbarten Staaten, sowie für Kakao, Tabak, Kaffee u. s. w. hauptsächlich nach Hamburg und vermittelt die Einfuhr nach dem Innern. - Caracas wurde 1567 von Diego Losada unter dem Namen Santiago de Leon de Caracas an derselben Stelle gegründet, welche sieben Jahre früher schon Francisco Fajardo durch eine kleine Niederlassung unter dem Namen Valle de San Francisco bezeichnet hatte. Bei ihrer günstigen Lage hob sich die Stadt schnell, obgleich sie 1595 von den Engländern niedergebrannt und 1766, wie die ganze Provinz, durch große Seuchen entvölkert wurde. In dem Unabhängigkeitskampf gegen Spanien spielte sie eine wichtige Rolle. Schon 1644, 1770 und 1782 durch heftige Erschütterungen heimgesucht, wurde Caracas durch das Erdbeben vom bei welchem 12000 Menschen umkamen, zur Hälfte zerstört. - Die ehemalige Provinz Caracas gehörte seit 1526 als Lehn der Patricierfamilie Welfer in Augsburg, die sie aber 1546 schon wieder an Karl V. zurückgab, weil die dorthin geschickten deutschen Soldaten durch ihre Grausamkeit und Habsucht die Kolonie zu Grunde richteten. Hierauf ward Caracas bis 1810 ein span. Generalkapitanat, demnächst der Schauplatz des Insurrektionskampfes, von 1821 an ein Bestandteil des Freistaates Columbia, bis es die Republik Venezuela (s. d.) bilden half.