Capŭa,
befestigte Stadt in der ital.
Provinz und im
Kreis
[* 3]
Caserta, links am
Volturno, an der Linie
Rom-Neapel des Mittelmeernetzes, 29 km
nördlich von Neapel,
[* 4] in sehr fruchtbarer, aber ungesunder Gegend, ist Sitz eines Erzbischofs und hat (1881)
12241, als Gemeinde 13623 E., eine modernisierte
Kathedrale, ein Museum (Museo Campano) mit einigen wertvollen
Skulpturen und eine
Brücke
[* 5] über den
Volturno. Die
Torre mignana innerhalb und die Kapelle de' Morti
vor der Stadt erinnern an den
Überfall Cesare
Borgias (1501), der 5000
Menschen das Leben kostete. Capua
ist ein herabgekommener schlecht gebauter Ort und nur
als Festung
[* 6] von Bedeutung. Es ist Sitz einer
Genie-Territorial-Direktion, eines
Artillerie-Lokal- und eines
Festungs-Artilleriekommandos. Die Garnison besteht aus dem 12. Feldartillerieregiment
(Stab,
[* 7] 2., 3., 4., 5., 6., 7. und 8.
Batterie
und 1. Traincompagnie derselben), 29. Festungsartillerieregiment
(Stab, 5., 6., 7., 8., 9. und 12. Compagnie), 4. und 5. Sappeurcompagnie
des 2. Genieregiments. - Das Capua
des
Altertums, einst die Hauptstadt
Campaniens und eine der reichsten und
schönsten
Städte
Italiens,
[* 8] lag 4 km südöstlich vom jetzigen Capua
, an der
Stelle der Stadt
Santa Maria Capua
Vetere, einer freundlichen,
lebhaften, zum
Teil mit den Ruinen antiker Bauten errichteten Stadt von (1881) 18669, als
Gemeinde 19989 E. Sie liegt an der Linie
Rom-Neapel des Mittelmeernetzes, hat einen großen, 1766 völlig modernisierten
Dom
mit 5 Schiffen und 52
Säulen
[* 9] und viele Reste der alten Stadt Capua.
Diese wurde nach
Cato um 600
v. Chr. von den
Etruskern gegründet.
Sie erhielt nach einigen
Autoren nach dem
Flusse Volturnus den
Namen Volturnum (Geierstadt) und wurde erst
Ausgang des 5. Jahrh. von den
Samnitern «Capua»
umbenannt. Die
Fruchtbarkeit des
Bodens, der blühende
Handel und die Thätigkeit
der Einwohner erhob die Stadt früh auf eine hohe
Stufe des
Glanzes und des Reichtums, aber im Gefolge des wachsenden Reichtums
fand auch Üppigkeit, Verweichlichung und Sittenverderbnis Eingang. In der zweiten Hälfte des 5. Jahrh.
wurde sie eine
Beute der Samniten, die in ihr aber bald verweichlichten, sodaß schon ein Jahrhundert darauf (343) Capua
sich
in Abhängigkeit von
Rom
[* 10] begab.
Nach der
Schlacht von
Cannä (216) öffnete Capua
in der Hoffnung, nach dem Falle
Roms
die erste Stadt
Italiens
zu werden, Hannibal die
Thore. 211 geriet Capua
jedoch wieder in die Gewalt der
Römer,
[* 11] die ein schreckliches Strafgericht über
die Stadt verhängten. Das städtische Gemeinwesen als solches ward aufgelöst, das Gebiet röm.
Staatsdomäne. Erst durch
Marcus
Brutus (83
v. Chr.) wurde Capua
wieder zur wirklichen Stadt erhoben und röm.
Bürger in der Stadt und Umgegend angesiedelt; aber schon im folgenden Jahre ward die
Kolonie infolge der Sullanischen
Unruhen
wieder vernichtet.
Erst
Cäsar setzte es durch, daß 58
v. Chr. 20000 neue Kolonisten, von denen jedem 20 Morgen
Landes angewiesen werden sollten,
nach dem Gebiete von Capua
gesandt und später noch verstärkt wurden, sodaß Capua wieder
eine reiche und blühende Stadt wurde, die zweite nach
Rom an
Größe und Pracht, an Üppigkeit
die erste. 456 verwüsteten
Capua
die
Vandalen unter
Genserich. Unter den Langobarden sank es abermals herab, bis es 840 von den Saracenen völlig zerstört
ward. Unter den Resten des alten Capua
ist das
Amphitheater, vom
Volke jetzt Virilasci (früher Berolais,
Berelasis, d. h. Bärengelaß)
genannt, bemerkenswert. Es hat eine Länge von 170
m, eine
Breite
[* 12] von 140 m, die
Arena eine Länge von 76, eine
Breite von 46 m;
die Façade ward von 80
Bogen
[* 13] gebildet, es stand also dem
Kolosseum
[* 14] in
Rom an
Größe nicht nach; Hadrian
hat es restauriert.
Etwa 7 km von am Fuße des
Berges Tifata, lag das berühmte Heiligtum der Diana Tifatina, wo jetzt die altchristl.
Basilika
[* 15] San
Angelo in Formis steht, die schon 944 erwähnt wird. Zahlreiche
Altertümer fand man auch um die Ruinen
eines
Tempels unmittelbar
vor der alten Stadt. Was von solchen nicht nach Neapel gekommen ist, wie die berühmte
Venus und die
sog.
Psyche aus dem
Amphitheater, oder verkauft und zerstreut wurde, befindet sich im heutigen Capua
im Museo Campano. Sehr reich,
namentlich an
Terrakotten
[* 16] und
Vasen,
[* 17] ist noch die jährliche
Ausbeute aus den Gräbern rings um Capua.
-
Vgl.
Riccio, Notizie degli scavamenti del suolo de antica Capua
(Neapel 1855);
Beloch, Campanien (2. Aufl., Bresl. 1890).
Das heutige Capua
, 856 n. Chr. an
Stelle der nach dem zweiten
Punischen Kriege zerfallenen Stadt
Casilinum von dem
Grafen
Lando und dessen
Brüdern erbaut, wurde um 900 selbständiges langobard. Fürstentum und 966 Sitz eines Erzbischofs.
Nach der Mitte des 11. Jahrh. kam es an die
Normannen. Ende 1347 erfocht König
Ludwig von
Ungarn
[* 18] bei Capua
einen
Sieg. Am eroberten
es die
Franzosen. Im
Spanischen Erbfolgekriege besetzten es die Kaiserlichen unter Daun, welche
die seit 1718 neu befestigte Stadt an die
Spanier übergeben mußten.
Nachdem Capua
durch Kapitulation an die
Franzosen unter
Championnet übergeben worden, fiel es schon 28. Juli desselben
Jahres wieder den Neapolitanern unter
Ruffo in die
Hände, wurde aber 1806 wieder erobert. Im Okt. 1860 fanden
bei Capua und auf der ganzen Volturnolinie Kämpfe zwischen den Neapolitanern und der ital.
Südarmee unter Garibaldi statt. Am 2. Nov. ergab sich die Stadt den Piemontesen. -Paschal II. und Gelasius II. hielten in Capua Konzilien.
Capua ist Geburtsort der Päpste Honorius' I. und
Gregors IX., sowie des
Chronisten Pandulf. -
Vgl. Stroffolini, Contea di Capua (2 Bde., Caserta 1885).