Caprivi
de
Caprara de
Montecuculi
,
Georg
Leo von, wurde
nach dem
Rücktritt
Bismarcks zum de
utschen
Reichskanzler
und preußischen
Ministerpräsidenten ernannt. Die
Wahl überraschte anfangs, da Caprivi
de Caprara
de Montecuculi
nie im diplomatischen
Dienste
[* 2] thätig gewesen
war. Doch war er 1883 ebenso unvermittelt zum
Chef der deutschen
Admiralität berufen worden und hatte dieses schwierige
Amt 5 Jahre
lang mit Erfolg verwaltet; namentlich hatte er sich im
Reichstag als einen sehr geschickten Redner erwiesen;
er sprach kurz und knapp, mit vollster Sachkenntnis und vornehmster
Ruhe und erzielte hierdurch stets eine günstige
Wirkung.
Diese
Eigenschaften bewährte er auch als preußischer
Ministerpräsident im
Landtag und als
Reichskanzler im
Reichstag. Er trat
bescheiden und zurückhaltend auf, hob die Schwierigkeit hervor, Nachfolger eines
Mannes wie
Bismarck zu
sein, betonte, daß der alte
Kurs beibehalten werden solle, fügte aber doch hinzu, daß manche Bestrebungen und
Richtungen,
die unter seinem Vorgänger zurückgedrängt worden seien, nun zur Geltung kommen würden. Er erfreute sich daher zunächst
des Wohlwollens aller
Parteien. - Die
Familie Caprivi
de Caprara
de Montecuculi
stammt nicht aus
Italien,
[* 3] wie der
Name, namentlich der Beiname
Caprara de Montecuculi
, andeutet; wahrscheinlich dagegen, wenn auch nicht urkundlich zu erweisen, ist die Abstammung
von dem Friaulschen
Geschlechte Capriva.
Die nachweisbare Stammreihe des
Geschlechts beginnt mit einem
Andreas Kopriva, dessen
Söhne
Andreas und
Johann
Franz Kopriva 1653 in
den rittermäßigen Adelstand des
Reiches mit dem Beinamen »von Reichsberg und Nesselthal«
und 1666 in den Freiherrenstand erhoben wurden. Der Sohn des
Andreas Kopriva, der die Herrschaft
Reichenberg
[* 4] bei
Cilli in
Steiermark
[* 5] besaß,
Karl
Leopold
Freiherr Kapriva von Reichsberg und Nesselthal, erwarb Lanthe in
Schlesien,
[* 6] trat in russische
Kriegsdienste
und fiel 1709.
Sein Sohn
Julius
Leopold (1695 bis 1768), nach seiner
Mutter lutherisch erzogen, nannte sich
von Caprivi
de Caprara
de Montecuculi
mit dem Beinamen
Caprara de Montecuculi
, welcher auf einer Familientradition von der Abstammung von jenem
Geschlecht
beruhte; seine drei
Söhne traten in den preußischen Militärdienst. Einer derselben war
Christian
Friedrich von Caprivi
de Caprara
de Montecuculi
, der 1821 als
Oberst
a. D. starb.
Sein älterer Sohn fiel als
Leutnant im 1. Garderegiment vor
Paris,
[* 7] der jüngere,
Julius
Eduard von Caprivi
de Caprara
de Montecuculi
, starb als Obertribunalsrat, Mitglied des
Herrenhauses und
Kronsyndikus dessen ältester Sohn
ist der jetzige
Reichskanzler, der unvermählt ist und dem
Fürsten
Bismarck etwas ähnlich sieht; ein jüngerer
Bruder ist Infanterieoberst.