Caprara
678 Wörter, 4'444 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Caprara,
Caprara,
1)
Äneas
Sylvius,
Graf von, kaiserl.
Generalfeldmarschall, geb. 1631 zu
Bologna als Sohn des bolognesischen
Senators
Nikol.
v. Caprara
, trat früh in kaiserliche
Kriegsdienste und begleitete den
Grafen
Montecuccoli, seinen Verwandten,
auf dessen
Feldzügen gegen die
Türken und
Franzosen. Ein selbständiges
Kommando über ein Reiterkorps erhielt er 1674 am
Rhein
und nahm an den
Schlachten
[* 2] von
Sinsheim und Enzheim sowie an den weitern
Kämpfen am
Rhein bis 1678 teil. Im J. 1683 focht
er als Befehlshaber der
Reiterei gegen die Insurgenten in
Ungarn
[* 3] und vertrieb beim
Entsatz von
Wien
[* 4] den Feind aus dem stark verschanzten
Nußdorf.
Bei der Belagerung von Ofen 1684 war er dem Kurfürsten von Bayern [* 5] beigegeben. Im J. 1685 nahm er die Festung [* 6] Neuhäusel mit Sturm, und 1686 drang er bis an die Grenzen [* 7] von Siebenbürgen vor. Im dritten Feldzug des französischen Kriegs 1691 befehligte er am Rhein; 1692 fiel er mit dem Herzog von Savoyen in die Dauphiné ein, und 1694 kommandierte er wieder in Ungarn, wo er alle Angriffe der Türken auf seine Stellung bei Peterwardein zurückschlug. Nachdem er in 44 Feldzügen mitgefochten hatte, trat er als Vizepräsident in den Hofkriegsrat ein und zählte hier zu den Gegnern des Prinzen Eugen von Savoyen, wie er überhaupt wegen seines hämischen und unverträglichen Wesens unter den Staats- und Ranggenossen wenig beliebt war. Er starb
2) Johann Baptist, Kardinal und Erzbischof von Mailand, [* 8] Graf und Senator des Königreichs Italien, [* 9] Verwandter des vorigen, geb. zu Bologna, ward 1758 Vizelegat von Ravenna und erhielt später wichtige Missionen nach Köln, [* 10] Luzern [* 11] und Wien, wo er allenthalben die Interessen des römischen Stuhls mit den dortigen reformatorischen Bestrebungen friedlich in Einklang zu bringen und sogar Joseph II. und den Fürsten Kaunitz für sich zu gewinnen wußte. Pius VII. ernannte ihn zum Bischof von Jesi und im September 1801 zum Legaten a latere bei der französischen Republik, mit welcher er 1802 das erste Konkordat abschloß. Als Erzbischof von Mailand weihte er den Kaiser Napoleon I. zum König von Italien und gab als päpstlicher Kardinallegat in Paris [* 12] seine Zustimmung zu dem neuen Napoleonischen Katechismus. Erblindet starb er in Paris.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
eine der Tremiti-Inseln (s. d.). ^[= lat. Diomedeae Insulae, drei Kalkinseln im Adriatischen Meer (s. Karte: Bosnien u. s. w.), nordwestl ...]
Albert, Graf von, österr. General und Diplomat, aus bolognesischem Geschlecht, Neffe Octavio Piccolominis, Vetter Montecuccolis, geb. zu Bologna 1630, zeichnete sich als Offizier in den ungar.-türk. Kriegen und mehr noch auf zwei wichtigen Gesandtschaften aus, mit denen er 1682 und
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.] ¶
1685 nach Konstantinopel [* 14] betraut wurde. Nicht lange darauf starb er. Merkwürdig ist der italienische, auch ins Deutsche [* 15] übertragene Bericht über seine erste Mission, den sein Sekretär [* 16] Giovanni Benaglia (Bologna 1684) veröffentlicht hat. Humanistisch gebildet, hat er sich auch sonst durch litterar. Arbeiten, meist Übersetzungen von Werken des jüngern Seneca, bekannt gemacht.
Äneas Sylvius, Graf von, österr. General, Bruder des vorigen, geb. 1631 zu Bologna, diente unter seinem Vetter Montecuccoli in dessen Feldzügen gegen Türken und Franzosen und erhielt 1674 gegen letztere am Rhein ein selbständiges Kommando. Von Turenne bei Sinsheim geschlagen, focht er mit Auszeichnung bei Ensisheim, ward dann bei Mülhausen [* 17] gefangen, ausgelöst und nahm von neuem an dem Kriege bis 1678 Anteil. Seit 1683 kämpfte er mit besonderm Glück in Ungarn gegen die Insurgenten und die Türken. Damals und später machte er sich unvorteilhaft bekannt durch Neid und Streitsucht, besonders gegenüber dem Prinzen Eugen. Er starb zu Wien.
Joh. Baptist, Kardinal und Erzbischof von Mailand, Graf und Senator des Königreichs Italien, geb. zu Bologna, ward schon 1758 zum Vicelegaten von Ravenna ernannt und vertrat als Nuntius in Köln (1767), Luzern und Wien (1785) mit Geschick die Interessen des Papsttums gegenüber den reform. Bestrebungen der Zeit. Nachdem ihn Pius VII. 1792 zum Kardinal, 1793 zum Bischof von Jesi ernannt hatte, entsandte er ihn September 1801 als Legaten a latere an die Französische Republik, mit der er 1802 das Konkordat abschloß. Am krönte er als Erzbischof von Mailand Napoleon I. zum König von Italien. Er starb zu Paris.