Cappōni,
Gino, Marchese, ital. Gelehrter und Staatsmann, geb. zu Florenz, [* 2] aus alter Patricierfamilie, wurde in Wien [* 3] und Florenz erzogen, machte Reisen durch Frankreich, England und Deutschland, [* 4] lebte dann in Florenz den Wissenschaften, bis ihn, den schon längere Zeit erblindeten, im Sommer 1848 das allgemeine Vertrauen an die Spitze der großherzogl. Verwaltung berief. Inmitten der damaligen Aufregung vermochte er jedoch nicht das Land vor der demokratischen Umwälzung zu bewahren, auf die die Besetzung durch Österreich [* 5] folgte.
Ins Privatleben zurückgekehrt, wurde er nach
Italiens
[* 6] Einigung Senator und
Vorsitzender der Geschichtskommission für
Toscana,
Umbrien und die
Marken. Er starb in
Florenz. Capponi
hat Collettas «Storia del reame
di Napoli» und die wichtigen «Documenti di storia italiana» (Flor. 1836 -
37),
unter G. Molinis Namen, herausgegeben. 1875 erschien seine «Storia della repubblica di Firenze» (3. Aufl., 3 Bde., 1888; deutsch von Dütschke, 2 Bde., Lpz. 1876),
seit Machiavelli der erste größere Versuch einer polit. Geschichte des Freistaates. Zu dem «Archivio storico italiano» hat er tüchtige Arbeiten, z. B. über die Langobarden, geliefert, die mit andern in den «Scritti editi ed inediti» (2 Bde., Flor. 1877) gesammelt wurden. Als Mitglied der Akademie der Crusca besorgte er mit Becchi, Borghi, Niccolini einen verbesserten Text der «Divina Commedia» (ebd. 1837) und nahm an dem fünften Druck des «Vocabolario degli Accademici della Crusca» thätigsten Anteil. C.s Briefwechsel gab Carraresi heraus (6 Bde., ebd. 1882 - 89). -
Vgl. Tabarrini,
G. Capponi
(Flor. 1879);