Capistranus
,
Johannes, Franziskaner und Kreuzprediger gegen Ketzer und Türken, geb. zu Capistrano im Neapolitanischen, Sohn eines Kriegsmannes, unansehnlich von Gestalt, aber mächtigen Ehrgeizes voll, unbeugsam und rücksichtslos im Wollen und Handeln, war anfangs Jurist, gab aber in seinem 30. Jahr seine Stelle als Assessor des Kriminalhofs zu Neapel [* 2] auf und trat in den Franziskanerorden. Sein glühender Eifer für die Kirche empfahl ihn den Päpsten Martin V., Eugen IV. und Felix V., in deren Auftrag er seit 1426: 30 Jahre lang als Legat und Inquisitor gegen die häretische Richtung seines Ordens, die vornehmlich in Neapel und dem Kirchenstaat verbreiteten Fraticellen, thätig war;
zugleich stiftete er mit Bernhardin von Siena den Nebenzweig des Franziskanerordens von der strengen Observanz. 1450 schickte ihn Papst Nikolaus V. als seinen Legaten nach Deutschland, [* 3] um zu einem Kreuzzug wider Hussiten und Türken aufzurufen;
in der That gelang es dem gewaltigen Redner, wiewohl er nur lateinisch reden konnte, den alten Kreuzzugseifer zwar nicht bei den Fürsten, wohl aber bei dem Volk vorübergehend wieder zu entflammen.
Aus
Böhmen
[* 4] wurde er zwar von
Georg
Podiebrad vertrieben, in
Mähren
aber bekehrte er viele
Hussiten. In
Breslau
[* 5] ließ er 40 der
Entweihung einer
Hostie angeklagte
Juden foltern
und verbrennen. Auch in
Schweidnitz,
[* 6]
Löwenberg und
Liegnitz
[* 7] sättigte sich sein
Fanatismus mit blutigen
Opfern. Glänzender als
auf diesem
Feld erscheint der kriegsmutige
Minorit als Bekämpfer des Erbfeindes der
Christenheit. Als
Belgrad,
[* 8] die Schutzmauer
von
Ungarn,
[* 9] von einem türkischen
Heer von 150,000 Mann hart bedrängt wurde, führte Capistranus
dem
Joh.
Corvinus
Hunyades ein
Heer von 60,000 bunt gemischten
Streitern zu, mit dessen
Hilfe die
Festung
[* 10] entsetzt und das feindliche
Heer in die
Flucht geschlagen wurde Aber von den Anstrengungen aufgerieben, starb Capistranus
im
Franziskanerkloster zu Illock.
In dem von ihm geretteten
Ungarn sofort als
Heiliger verehrt, wurde er von
Alexander VIII. 1690 kanonisiert
und der 23. Oktober zu seinem Gedenktag bestimmt.