Canterbury
(spr. kännt'rberri), Stadt und Parlamentsborough (1 Abgeordneter) der engl.
Grafschaft
Kent, 89 km im OSO. von
London,
[* 2] an der Linie
Dover-London und mit
Ashford, Ramsgate und Whitstable
(9 km) durch
Bahn verbunden, in einem freundlichen
Thale am
Stour, dessen
Arme und
Kanäle sie durchschneiden, hat (1891) 18085 E.
Die Stadt ist Sitz des Primas von England, des ersten Peers des Königreichs, der den König krönt, über 20
Bistümer gebietet
und gewöhnlich in Lambethhouse in Lambeth an der
Themse residiert. Canterbury
hat enge
Straßen, altertümliche
Häuser mit Spitzdächern und Giebelfenstern und besitzt eine herrliche
Kathedrale (s.
Tafel:
Englische
[* 3] Kunst I,
[* 1]
Fig. 5
u. 3), 1070 - 1130 erbaut
in Form eines doppelten Kreuzes, nach einem
Brande 1174 - 85 teilweise neu erbaut und später mehrfach
erneuert, 155 m lang, mit 21 m breiten Seitenschiffen und einem 1495 vollendeten Hauptturme von 71,5 m Höhe.
Das
Innere enthält zahlreiche
Denkmäler, altengl.
Glasmalereien, das
Grab
Stephan Langtons, einen reich ausgestatteten
Chor und
in Trinity Chapel die
Gräber
Heinrichs IV. und des
Schwarzen Prinzen. Die
Krypta ist die der ursprünglichen
normann.
Kirche. Überall finden sich
Erinnerungen an den in der
Kathedrale 1170 ermordeten
Thomas a Becket. Außerdem besitzt
Canterbury
ein an
Stelle des
Klosters des heil.
Augustinus, des ersten Erzbischofs, neu erbautes Missionary College mit
Bibliothek, eine
zum
Teil aus der Zeit der Königin
Bertha (um 600 n. Chr.) stammende St. Martinskirche, mehrere Hospitäler,
ursprünglich für Pilger erbaut, Museum,
Stadthaus und röm.
Altertümer. Die alte Herberge Checquers Inn, in der
Chaucers
Pilger übernachteten, litt 1865 durch eine Feuersbrunst. Von Unterrichtsanstalten sind
King's School aus dem 7. Jahrh. sowie
moderne Freischulen zu erwähnen. Die Bewohner treiben bedeutenden, durch eine
Börse unterstützten
Handel
mit Getreide,
[* 4] Hopfen
[* 5] und
Wolle. - Canterbury
, das röm. Durovernum, war Sitz der angelsächs.
Könige von
Kent. Hier wurde im 6. Jahrh. das erste engl.
Bistum gestiftet, das seit 1170 den Primat erlangte.
Außer dem heil.
Augustin und
Becket sind von den Erzbischöfen
Anselm,
Stephan Langton, Cranmer und Laud in der engl. Geschichte
zu großer Berühmtheit gelangt. -
Vgl. Willis, Architectural history of Canterbury
Cathedral (Lond. 1845);
Dean
Stanley, Historical
memorials of Canterbury
(10. Aufl., ebd. 1883).