Cantù
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Cesare, ital. Gelehrter und Schriftsteller, geb. zu Brivio im Mailändischen, widmete sich infolge der Dürftigkeit seiner Eltern dem geistlichen Stande, trat aber noch vor Empfang der Weihen aus dem Seminar, bekleidete Lehrerstellen zu Sondrio, Como und Mailand [* 2] und zog bereits 1825 durch eine Dichtung: »Algiso, o la lega lombarda« (neue Ausg., Mail. 1870),
sowie durch eine treffliche »Storia di Como« (das. 1829) die Aufmerksamkeit auf sich. Dann widmete er sich vornehmlich litterargeschichtlichen Arbeiten und schrieb über Manzoni, Byron, Victor Hugo, die deutsche Litteratur, Parini. Mit Eiser betrieb er auch historische Studien, zog sich 1833 mit seinen »Ragionamenti sulla storia lombarda nel secolo XVII.« (Mail. 1832-33) eine gerichtliche Verfolgung zu, wurde eingekerkert und schrieb im Gefängnis seine »Margherita Pusterla« (das. 1838; deutsch von Fink, Stuttg. 1872),
den populärsten historischen Roman der Italiener nach den »Promessi sposi«, den indessen die österreichische Zensur erst nach drei Jahren freigab. Auch faßte er damals den Plan seiner groß angelegten »Storia universale«; ¶
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aus dem Kerker entlassen, ging er an die Ausarbeitung. Die Veröffentlichung des Werks begann 1836 zu Turin; [* 4] dasselbe wuchs auf 35 Bände an, erlebte zahlreiche Auflagen und wurde in viele fremde Sprachen übersetzt (deutsch von Brühl, Schaffh. 1858-69, 13 Bde.). Es ist das einzige und in mancher Beziehung vorzügliche Werk dieser Art in der italienischen Litteratur, einzig auch darin in Italien, [* 5] daß es seinem Autor Vermögen und Unabhängigkeit eintrug (das Honorar soll über 300,000 Lire betragen haben). Diesem Hauptwerk folgte später eine weniger gut aufgenommene »Storia degli Italiani« (Turin 1854, 6 Bde.; 2. Aufl. 1857-60, 4 Bde.);
ferner eine »Storia dei cent' anni 1750-1850« (Flor. 1864);
»Gli eretici in Italia« (Turin 1866-68, 3 Bde.);
»Italiani illustri ritratti« (Mail. 1870-72, 3 Bde.);
»Caratteri storici« (das. 1882) u. a.
Außerdem veröffentlichte Cantù
weitverbreitete Volks- und Jugendschriften, wie die »Letture giovanili« (48. Aufl.,
Mail. 1874),
»Il giovinetto dirizzato alla bontà« (22. Aufl., das. 1870),
»Il galantuomo« (25. Aufl., das. 1880),
»Il portafoglio di un operajo« (das. 1867),
»Buon senso e buon cuore« (11. Aufl. 1871) u. a. Groß ist endlich die Zahl seiner kleinern historischen und seiner litterarhistorischen Arbeiten.
Cantù
war von seiten der österreichischen Regierung vielen Verfolgungen ausgesetzt, und doch blieb seine politische Gesinnung
eine sehr gemäßigte. Seine Universalgeschichte ist in klerikalen Geist geschrieben, wie es von einem Jünger der kirchenfreundlichen
Schule Manzonis, dem er noch neuestens ein litterarisches Denkmal (»Aless. Manzoni. Reminiscenze«, Mail. 1883, 2 Bde.) gesetzt
hat, nicht anders zu erwarten war, und sein politisches Ideal, das er in der »Storia degli Italiani« darlegte,
erhob sich nicht über die Idee eines italienischen Staatenbundes mit Einschluß Österreichs und des Papstes. Auch hat er in
seinem Werk über Parini (»Parini e la Lombardia etc.«, Mail. 1854) über die österreichische Verwaltung in den italienischen
Provinzen sich geradezu günstig ausgesprochen. Seine Bedeutung als Schriftsteller bleibt indessen
unbestritten; Gründlichkeit, Kunst der Darstellung und ebenso gediegene wie ansprechende Form zeichnen namentlich sein Hauptwerk
aus.