Canitz
,
Friedrich Rudolf Ludwig, Freiherr von, preuß. Diplomat und deutscher Dichter, geb. zu Berlin, [* 2] studierte in Leiden [* 3] und Leipzig [* 4] die Rechte, bereiste dann Italien, [* 5] Frankreich, England und Holland und wurde 1677 Kammerjunker am Berliner [* 6] Hof [* 7] und 1680 Legationsrat. Unter Friedrich I. ward er 1697 Geheimer Staatsrat und dann Wirklicher Geheimer Rat, durch den Kaiser aber 1698 in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Er wurde häufig zu diplomatischen Sendungen verwendet, wie er denn auch 1699 an den im Haag [* 8] eröffneten Verhandlungen über die spanische Erbfolge teilnahm.
Nach der Rückkehr von da starb er in
Berlin. Canitz'
Gedichte erschienen
erst ein Jahr nach seinem
Tod (1700) ohne den
Namen des Verfassers, herausgegeben von J.
^[Joachim]
Lange unter dem
Titel: »Nebenstunden unterschiedener
Gedichte« (1. Ausg. mit dem
Namen des Verfassers 1719; vollständige
Ausgabe mit der
Biographie Canitz'
und historischen
Erklärungen
von König, Leipz. u. Berl.
1727). Eine Auswahl findet sich in der
»Bibliothek deutscher Dichter des 17.
Jahrhunderts«, Bd. 14 (Leipz.
1838). Canitz
war zwar
frei von dem
Schwulst und der Unnatur der schlesischen Dichterschule und ausgezeichnet durch sittliche Reinheit,
doch war er keineswegs ein selbständig produzierendes
Talent, sondern hielt sich an die französischen
Vorbilder, namentlich Boileau.
Vgl. Varnhagen v. Ense, Biographische Denkmale, Bd. 4 (3. Aufl., Leipz. 1872).