Campomanes
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Don Pedro Rodriguez, Graf von, span. Staatsmann, Rechtsgelehrter, Geschichtsforscher und nationalökonomischer Schriftsteller, geb. 1723 zu Santa Eulalia de Sorriba in Asturien, übersetzte schon als Knabe den Ovid in kastilische Verse und trieb philosophische Studien, wandte sich aber später dem Rechtsstudium zu. Nachdem er in Sevilla [* 3] promoviert hatte, war er längere Zeit Advokat. Ausgerüstet mit einem universellen Geist, wohlbekannt mit europäischer Kultur und Politik, uneigennützig, konsequent und vorsichtig, widmete er sich dem Studium der Mittel und Wege, durch die Spanien [* 4] ohne revolutionäre Überstürzung zu europäischer Kultur erhoben werden könne.
Karl III. ernannte ihn 1759 zum Beisitzer im Postdepartement und 1762 zum Fiskal des hohen Rats von Kastilien, später ward er zum Vorsitzenden dieser Behörde ernannt. Neben diesem wichtigen Posten, den er 21 Jahre verwaltete, führte er noch die Geschäfte der königlichen Kammer, seit 1768 als Camarista oder königlicher Rat, hatte seit 1783 den Vorsitz als Gobernator interimo und seit 1789 als wirklicher Präsident, bis er 1791 von Karl IV. zum Staatsrat erhoben wurde.
Die Reihe der Anordnungen, die er als solcher durchführte, stellt ihn in die Reihe der ersten Wohlthäter Spaniens, namentlich that er, trotz der Verdächtigungen von seiten der Geistlichkeit vom König an die Spitze des Rats der Mesta gestellt, außerordentlich viel für Hebung [* 5] der Landwirtschaft und kann als eigentlicher Kolonisator der Sierra Moreni gelten; gleiche Sorgfalt widmete er dem Armenwesen, der Einrichtung von Hospitälern, der Erleichterung des Steuerdrucks, dem Postwesen, den Universitäten, der Rechtsverwaltung.
Sein »Tratado de la regalia de la amortizacion etc.«
(Madr. 1765, neue Ausg. 1821), worin er der spanischen
Regierung das
Recht zusprach, die
Veräußerungen zur
Toten Hand, welche
er als ein Haupthindernis des Fortschritts der Landeskultur und des Volkswohlstandes
Spaniens überhaupt
erkannt hatte, zu beschränken, rief einen
Kampf mit der römischen
Kurie hervor. In seinem »Discurso sobre el fomento de la
industria popular«
(Madr. 1774; deutsch von Göriz, Stuttg. 1778) lieferte Campomanes
das erste gute
Werk in
Spanien über
Nationalökonomie.
Hieran knüpfte er einen
Plan für Verbesserung der Volkserziehung.
Sein »Discurso sobra la educacion popular
de los artesannos,
y su fomento«
(Madr. 1775-77, 6 Bde.) bekämpfte vorzüglich das in
Spanien tief eingewurzelte
Vorurteil gegen
Kunst- und
Handarbeiten.
Resultate seiner Bemühungen waren namentlich die
Befreiung des amerikanischen
Handels, die
Ausdehnung
[* 6] desselben
auch auf andre Häfen als
Cadiz,
[* 7] die freie Einfuhr gewisser
Rohstoffe, die Errichtung einer
Nationalbank, die
Stiftung volkswirtschaftlicher
Gesellschaften etc. Von der Volkserziehung wandte Campomanes
sein
Auge
[* 8] auf die Schulbildung und insbesondere auf Verbesserung der Lehrbücher.
Neben seiner vielfachen litterarischen Wirksamkeit stand er noch an der
Spitze mehrerer wissenschaftlicher
Institute. Als
Anerkennung erhielt er 1780 vom König den
Titel de
Castilla, wurde aber endlich durch den ihm von seinen Feinden
entgegengestellten
Grafen von
Floridablanca seines Einflusses Beraubt, zog sich nun vom
Hof
[* 9] zurück und widmete sich der Litteratur.
Er starb Außer den bereits genannten
Schriften hat Campomanes
noch eine beträchtliche Anzahl staatswissenschaftlicher
und geographischer Werke herausgegeben, die indes heute nur noch litterarhistorische Bedeutung haben.