Camorra
,
eine geheime Verbindung im vormaligen Königreich Neapel, [* 2] deren Mitglieder sich Camorrtsti nannten, und deren Zweck auf Gaunerei und Räuberei hinauslief. Denn mit Gewandtheit und Dreistigkeit sich überall eindrängend, gingen sie stets und überall auf Geldgewinn durch Erpressungen bei allen Geschäften und in allen Ständen aus. Die Erhebung einer Steuer von allen in Neapel eingehenden Lebensmitteln hatten sie förmlich organisiert. Reichen Gewinn machten sie als Schmuggler, aber auch zu Verbrechen ließen sie sich in Sold nehmen.
Ihre feste
Organisation gab ihnen große Macht. In jeder Provinzialhauptstadt hatte die Camorra
eine Zentralstelle, in der
Stadt
Neapel allein deren zwölf. Auf jeder befand sich ein
Chef mit absoluter
Gewalt sowie ein Rechnungsführer, welcher die
gemeinsame
Kasse verwaltete. Mit furchtbarem
Eid gelobte jeder Neuaufzunehmende
Treue und Verschwiegenheit.
Nach einer
Lehrlings- und Probezeit erhielt er die zwei besonders geformten
Messer
[* 3] des eigentlichen Camorristen, welche als
Erkennungszeichen dienten.
Ferdinand II. von
Neapel duldete die aus politischen
Gründen, und
Minister, sogar
Prinzen standen in ihrem
Sold;
Franz II. verfolgte
sie und ließ alle der
Polizei bekannten Mitglied er deportieren,
Garibaldi fand daher bei der Revolutionierung
Unteritaliens an der Camorra
Unterstützung. Vergeblich suchte die neue
Regierung die Camorra
im Polizeidienst nutzbar zu machen: dieselbe
wurde zur Parteigängerin der
Bourbonen und bereitete durch Beförderung des Brigantentums der
Regierung
Viktor
Emanuels große
Schwierigkeiten. Nach Unterdrückung der bourbonischen
Umtriebe bemächtigte sich die Camorra
in
Neapel der
städtischen
Verwaltung und beutete sie zu ihrem Vorteil aus.
Vgl. Monnier, La C., notizie storiche (Flor. 1863);
Umilta, Camorra
et
Mafia (Neuchât. 1878).