Camerarius
(lat., »Kämmerer«),
Aufseher des Schatzes der fränkischen Könige, erster Palastbeamter;
in
Schottland ehedem
ein umherreisender
Gerichts- und Polizeivisitator. In
Klöstern wird der
Zeugmeister Camerarius
genannt.
Camerarius
612 Wörter, 4'339 Zeichen
Philologie und Alterthumskunde — Philologen — Klassische Philologen
Camerarius
(lat., »Kämmerer«),
Aufseher des Schatzes der fränkischen Könige, erster Palastbeamter;
in
Schottland ehedem
ein umherreisender
Gerichts- und Polizeivisitator. In
Klöstern wird der
Zeugmeister Camerarius
genannt.
Camerarius
1)
Joachim, eigentlich Liebhard, gewöhnlich aber Kammermeister (latin. Camerarius
) genannt (nach dem in der
Familie
erblichen
Amt eines bischöflichen
Kämmerers), berühmter Humanist und hervorragender Beförderer der
Reformation, geb. zu
Bamberg,
[* 2] bezog 1513 die
Universität
Leipzig,
[* 3] 1518 die zu
Erfurt,
[* 4] wurde 1521
Magister und begab sich in demselben
Jahr nach
Wittenberg,
[* 5] wo er mit
Melanchthon enge
Freundschaft schloß. Nach längerm Aufenthalt in seiner Vaterstadt sowie größern
Reisen nach Basel
[* 6] zu
Erasmus (1524) und nach
Preußen
[* 7] (1525) wurde er 1526 als
Direktor und
Lehrer des
Griechischen
an der »hohen
Schule« zu
Nürnberg
[* 8] angestellt und 1530 vom dortigen
Senat zum Abgeordneten beim
Reichstag in
Augsburg
[* 9] ernannt,
wo er großen
Anteil an der Abfassung der
Augsburgischen Konfession hatte. 1535 vom
Herzog
Ulrich von
Württemberg
[* 10] an die
Universität
zu
Tübingen
[* 11] berufen, begründete er dort die klassischen
Studien und führte darauf 1541 im Auftrag der
Herzöge
Heinrich und
Moritz von
Sachsen
[* 12] auch die Reorganisation der
Universität
Leipzig glänzend durch. Im J. 1555 ging er nochmals
als Deputierter zum
Reichstag nach
Augsburg und begleitete
Melanchthon zum
Religionsgespräch in
Nürnberg sowie auch 1556 auf
den
Reichstag zu
Regensburg.
[* 13]
Maximilian II. berief 1568 Camerarius
nach
Wien,
[* 14] um ihn über kirchliche Angelegenheiten zu
Rate zu ziehen. Kaiserlich
beschenkt, kehrte er nach
Leipzig zurück, wo er starb. Camerarius
machte sich um Beförderung der klassischen
Studien verdient
als ausgezeichneter Universitätslehrer sowie als gelehrter
Herausgeber griechischer und lateinischer
Klassiker.
Von seinen
zahlreichen
Schriften sind am bekanntesten seine
Biographien des Eobanus
Hessus (Leipz. 1553), des
Fürsten
Georg von
Anhalt
[* 15] (das. 1555) und
Melanchthons (das. 1566; neue Ausg. von
Strobel,
Halle
[* 16] 1777). Auch gab er eine Sammlung von
Briefen
Melanchthons (Leipz. 1569) heraus.
Noch jetzt wertvoll sind seine »Commentarii linguae graecae et latinae«
(Bas. 1551). Nach seinem
Tod erschienen seine
»Epistolae familiares« (Frankf. 1583-1595, 3 Bde.).
- Von seinen fünf
Söhnen ist besonders
Joachim, geb. zu
Nürnberg, als
Arzt und
Botaniker berühmt geworden.
Seit 1564 praktischer Arzt in seiner Vaterstadt, veranlaßte er den dortigen Magistrat 1592 zur Stiftung einer medizinischen Lehranstalt, deren Dekan er bis zu seinem Tod blieb. Er lieferte eine Ausgabe von Matthiolus' »De plantis epitome utilissima, novis iconibus et descriptionibus aucta« (Frankf. 1586; deutsch von Handsch u. d. T.: »Kräuterbuch«, das. 1586). Von seinen übrigen Werken nennen wir: »Opuscula quaedam de re rustica« (Nürnb. 1577, 1596);
»Hortus medicus et philosophicus« (Frankf. 1588, 1654);
»Symbolorum et emblematum centuriae tres« (Nürnb. 1590-97) etc.
2)
Rudolf
Jakob,
Mediziner und
Botaniker, geb. zu
Tübingen, studierte
Philosophie und
Medizin, bereiste 1685-87 einen
großen Teil
Europas, wurde 1687
Professor der
Medizin und
Direktor des botanischen
Gartens in
Tübingen und starb daselbst.
Camerarius
erkannte, nachdem allerdings früher schon ähnliche
Ansichten geäußert worden waren, doch zuerst bestimmter die beiderlei
Befruchtungsorgane in den
Blüten der
Pflanzen als die
Geschlechtsorgane derselben, stellte mehrere hierauf bezügliche
Experimente
an und legte damit den
Grund zur Sexualtheorie in der
»Epistola de sexu plantarum«
(Tübing. 1694, neue
Ausg. 1749),
welche er an den Professor Valentin in Gießen [* 17] richtete. Seine Schriften gab Mikan unter dem Titel: »R. J. ^[Rudolf Jakob] Camerarii opuscula botanici argumenti« (Prag [* 18] 1797) heraus.