Camera
[* 1] obscura
(lat.,
»finstere Kammer«),
eine von Erasmus Reinhold in Wittenberg [* 2] 1540 zur Beobachtung einer Sonnenfinsternis [* 3] erfundene optische Vorrichtung, die in ihrer einfachsten Gestalt in einem dunkeln Raum besteht, in welchen die von den äußern Gegenständen ausgehenden Lichtstrahlen nur durch eine einzige sehr kleine Öffnung gelangen können, von der sie divergierend auf einer gegenüberstehenden Fläche sich ausbreiten und hier ein mit den natürlichen Farben versehenes, aber nur matt erleuchtetes und umgekehrtes Bild des äußern Gegenstandes erzeugen.
Das
Bild erscheint um so schärfer, aber auch um so lichtschwächer, je kleiner die Öffnung ist.
Größere
Schärfe und Helligkeit
erzielt man bei Anwendung einer
Sammellinse, welche nach dem
Vorschlag des Neapolitaners
Porta 1558 in die
erweiterte Öffnung eingesetzt wird. Auch hier erhält man ein verkehrtes
Bild, wenn man nicht hinter die
Linse
[* 4] ein großes,
rechtwinkelig geschlossenes Glasprisma setzt.
Hooke konstruierte 1679 eine transportable Camera obscura
, welche sich besonders zum Nachzeichnen
der optischen
Bilder eignet. Sie besteht aus einem dunkeln
Kasten (s. Figur, S. 756), in dessen Vorderwand
eine in ein
Rohr gefaßte Konvexlinse verschiebbar eingesetzt ist.
¶
mehr
Von einem äußern Gegenstand (der aber beträchtlich weiter entfernt zu denken ist als der in der [* 5] Figur gezeichnete Pfeil d e) würde die Linse ein umgekehrtes verkleinertes Bild zunächst auf der Hinterwand des Kastens entwerfen. Durch einen unter einem Winkel [* 6] von 45° zur Achse der Linse geneigten ebenen Spiegel [* 7] kann man aber die Strahlen entweder nach oben auf eine in die Decke [* 8] des Kastens eingesetzte matte Glastafel a b, welche durch den aufgehobenen Deckel b c vor fremdem Licht [* 9] geschützt wird, oder nach unten auf ein mit weißem Papier überzogenes Brett lenken, wo nun das Bild in aufrechter Stellung erscheint und bei letzterer Einrichtung mit einem Bleistift [* 10] nachgezeichnet werden kann.
Diese ältern Formen der Camera obscura
gewähren durch die Bewegtheit ihrer niedlichen Bilder belustigende Unterhaltung und erschienen
früher nicht selten auf Jahrmärkten etc. In vervollkommter Form bildet die Camera obscura
heutzutage das
wichtigste Werkzeug des Photographen, dessen Kunst darin besteht, ihre vergänglichen Bilder dauernd festzuhalten
(vgl. Photographie). Die pantoskopische Camera obscura
(Panoramenapparat) ist ein von Mortens in Paris
[* 11] angegebener photographischer Apparat,
welcher sich während der Aufnahme dreht und ein ganzes Panorama auf eine einzige Platte aufnimmt.