Camerācum,
s. Cambrai.
Cameracum
3 Wörter, 24 Zeichen
s. Cambrai.
(spr. kangbrä), ehemals reichsunmittelbares Bistum im burgundischen Kreis [* 4] des Deutschen Reichs, wurde um 580 durch Übertragung des Bistums von Arras [* 5] nach Cambrai begründet. Sein Sprengel lag zwischen der Erzdiözese Köln [* 6] und den Bistümern Tournai, dem spätern Arras, das 1093 errichtet wurde, und Laon und gehörte zum Erzbistum Reims. [* 7] Sein Gebiet bestand aus der Grafschaft Cambrai, welche zu Anfang des 11. Jahrh. den Bischöfen als Reichslehen übertragen wurde. 1556 ward das Bistum zu einem Erzbistum erhoben und im Frieden von Nimwegen [* 8] 1678 an Frankreich abgetreten.
(spr. kangbrä, deutsch Kambryk), Arrondissementshauptstadt und Festung [* 9] erster Klasse im franz. Departement Nord, an der Schelde und am Kanal [* 10] von St.-Quentin, Station der Nordbahn, hat breite Straßen mit Giebelhäusern, eine schöne Esplanade zwischen Stadt und Citadelle, eine nach dem Brand von 1859 wieder aufgebaute Kathedrale mit Fénelons Denkmal (von David d'Angers), ein schönes Rathaus, einen erzbischöflichen Palast und (1881) 17,875 Einw. Cambrai besitzt viele Fabriken für Batist, Linon, Gaze (Artikel, die hier zuerst verfertigt wurden und gewöhnlich Kambriks oder Kambrais genannt werden), Tüll und Baumwollspitzen, ferner Zucker- und Seifenfabriken, Brauereien, Gerbereien etc. Der Handel mit diesen Fabrikaten und den Produkten der umliegenden reichen Landschaft, namentlich Getreide, [* 11] Hopfen, [* 12] Vieh, Lein, ist sehr bedeutend. Die Stadt ist Sitz eines Erzbischofs, eines Handelsgerichts und eines Tribunals, hat eine Bibliothek (35,000 Bände und 1000 Handschriften), ein Collège, ein theologisches Seminar, eine Musik- und eine Zeichenschule, ein Theater [* 13] und ein Museum für Altertümer. Cambrai ist Geburtsort des Anatomen Aimé Bourdon, der Bildhauer Balthasar u. Kaspar Massy, des Generals Dumouriez sowie Sterbeort des Erzbischofs Fénelon. - Cambrai war das Camaracum der Alten, eine Stadt der Nervier in Gallia belgica.
Zur römischen Kolonie erhoben, wurde es bald eine der vornehmsten und schönsten Städte Galliens, mit Palästen, Wasserleitungen, Amphitheater etc. Der Usurpator Maximus zerstörte Cambrai 370; später wurde es von den Vandalen und Alanen erobert. Durch den Vertrag von Verdun [* 14] 843 fiel es an Lothringen, 870 im Vertrag von Mersen an Westfranken, ward aber später wieder mit dem deutschen Herzogtum Lothringen vereinigt. Inzwischen war Cambrai und sein Gebiet (Cambrésis) eine Grafschaft geworden, die der deutsche König Heinrich 1. nach dem Aussterben der eigentlichen Grafen den Bischöfen von Cambrai verlieh, und die bis zum 17. Jahrh. zum Deutschen Reiche gehörte. 1581 ward Cambrai wegen seines Anschlusses an die aufständischen Niederlande [* 15] von den Spaniern belagert, aber nach kurzer Zeit wieder entsetzt, worauf sich der Gouverneur Johann von Monluc, Herr zu Baligny, zum unabhängigen Herrn von Cambrai machte. 1595 wurde die Stadt von neuem von den Spaniern belagert und diesmal erobert, 1677 aber von den Franzosen genommen und im Nimwegener Frieden förmlich an Frankreich abgetreten. Von den Engländern erstürmt, war Cambrai die erste französische Stadt, welche Ludwig XVIII. wieder empfing. Dann war Cambrai bis 1818 das ¶
Hauptquartier Wellingtons und der englischen Okkupationsarmee. Vorzüglich berühmt ist Cambrai durch die Liga von Cambrai, das Bündnis, welches Ludwig XII. von Frankreich mit dem Kaiser Maximilian und Ferdinand dem Katholischen von Aragonien hauptsächlich zur Demütigung Venedigs schloß, und welchem 1509 der Papst Julius II. beitrat, sowie durch den am hier geschlossenen Frieden zwischen Frankreich und Spanien, [* 17] worin Frankreich auf alle Hoheit über Artois und Flandern verzichtete und dafür den Besitz des Herzogtums Burgund wiedererhielt (den sogen. Damenfrieden, weil der Friedenstraktat von seiten Spaniens durch Margarete, Statthalterin der Niederlande, Karls V. Tante, von seiten Frankreichs durch Luise von Savoyen, Mutter Franz' I., abgeschlossen wurde).
Vgl. Bouly, Histoire de Cambrai (Cambrai 1843, 2 Bde.);
Lécluselle, Histoire de Cambrai depuis 1789 (das. 1874-75, 2 Bde.).