Prüfungen. Die
Studenten zerfallen nach ihren Studienzielen in die sog. Poll men (vom griech.
polloi, «viele»),
welche die gewöhnlichen leichten Prüfungen bestehen, und die bessere
Klasse, die Honours-men, welche in
drei- bis vierjähriger Studienzeit die schwierigern Tripos-Prüfungen absolvieren. Am
Schluß erringen sie nach bestandener
Prüfung den
Grad eines
Bachelor
(B. A.). Für jede Prüfung sind die zu studierenden
Bücher und Gegenstände
genau vorgeschrieben. Die Prüfungen sind fast ausschließlich schriftliche. Unter den Triposes ist der Mathematical Tripos
der älteste, der Medieval and Modern Languages Tripos der jüngste. Ein erfolgreiches
Examen verleiht nur den Universitätsgrad,
nicht aber irgend welche
Anwartschaft auf Anstellung im
Staatsdienst. Die
Bachelors können nach 3 Jahren,
ohne weitere Prüfung, gegen gewisse Gebühren den
Grad eines
Master (meist M. A.) erlangen. Der Doktorgrad wird meist ohne
Prüfung nur an ältere Gelehrte verliehen.
Der Einfluß der
Universität auf das Land ist sehr bedeutend. Durch die verschiedenen
University Local Examinations und
die Prüfungen des Oxford
[* 3] and Cambridge Joint Board wird alljährlich eine sehr große Anzahl der höhern
Knaben- und Mädchenschulen
(auch in manchen
Kolonien) geprüft und auf Wunsch von Graduierten der
Universität besucht und beurteilt. Es wird dadurch
auf die Lehrpläne und Lehrziele eingewirkt. Die Universitätsdruckerei veröffentlicht allmählich eine stattliche Reihe
von
Büchern für Schulzwecke (Pitt
PressSeries), welche sofort nach ihrem Erscheinen in
Hunderten von Schulen eingeführt werden.
Für junge Leute, welche sich später dem
Staatsdienst in
Indien
(IndianCivilService.) zu widmen gedenken, wird neuerdings durch
besondere Vorlesungen gesorgt. Durch die
University Extension Lectures wird wissenschaftliche
Auffassung der verschiedensten
Gegenstände durch besonders befähigte Redner in
Cyklen von Vorträgen mit regelmäßig darauf folgender Diskussion und (fakultativer)
Schlußprüfung in alle
Teile des
Landes verbreitet. Durch
Anerkennung gewisser Schulen als «affiliated colleges» wird der zur
Erlangung eines
Grades hier geforderte teure Aufenthalt abgekürzt, indem
Studenten aus solchen Anstalten ihre dort verbrachte
Studienzeit zum
Teil in Anrechnung gebracht und in Cambridge dann nur die letzte Ausbildung gegeben wird. -
(spr. kehmbridsch),Stadt im County Middlesex des nordamerik.
Staates Massachusetts, am
Charlesfluß, ist
eigentlich eine Vorstadt von
Boston
[* 4] (s. d.), mit dem es durch mehrere
Brücken
[* 5] in
Verbindung steht. Die Stadt, 1630 unter dem
Namen Newton gegründet, ist weitläufig angelegt und regelmäßig gebaut, hat schöne, öffentliche
Gebäude, Privathäuser mit prächtigen Gärten und (1890) 70028 (1880 erst 52669) E., darunter zahlreiche
Irländer.
Handel
und
Industrie sind beträchtlich; hervorzuheben sind
Walzwerke, Seifen- und Wagenfabrikation,
Zuckerraffinerie. Cambridge ist Sitz
der bedeutendsten
Bildungsanstalt der
Vereinigten Staaten,
[* 6] der Harvard-Universität, die 1636 als Theologenschule gegründet
und 1638 nach John Harvard, einem puritanischen Geistlichen, der ihr einen
Fonds und
Bibliothek vermachte,
benannt wurde.
Bis 1701 die einzige
Universität der englisch-amerik.
Kolonien, ist sie seit 1786 auf private Unterstützung angewiesen. 1783 wurde
eine Lehranstalt für
Mediziner, 1817 eine Rechtsschule errichtet. Seit 1869 ist durch Ch. W. Eliot der
Grundsatz der Lernfreiheit durchgeführt. Die Universitätsgebäude sind geschmackvoll gebaut und in
Parks gelegen. Die bedeutendsten sind die
UniversityHall
[* 7] aus Granit mit Kapelle, Lesezimmer und Speisesälen,
GoreHall mit der
Bibliothek, Divinity
Hall, Massachusetts
Hall,
Holden Chapel und Memorial
Hall, ein prächtiger
Bau, 94 m lang und 35 m breit,
der zu Ehren der im letzten
Kriege gefallenen Harvardianer errichtet wurde. 1888/89 betrug die Anzahl
der
Studenten des eigentlichen College 1180. Die mediz.
Schule wurde von 284, die Schule für Jurisprudenz von 212, die theol. Schule von 30, diejenige für Zahnheilkunde von 41,
für
Tierheilkunde von 20, für polytechnische Wissenschaften von 36 und für
Agrikultur von 5
Studenten
besucht. Das chem. Laboratorium
[* 8] wurde von 373 und das physikalische von 154
Studenten benutzt. 1893 war die Gesamtzahl der
Studierenden 2966. Das Gesamtlehr- und Beamtenpersonal betrug 125. Das Vermögen wird auf 11 bis 12 Mill. Doll.
geschätzt; die regelmäßigen Einnahmen betrugen, abgesehen von den Zuwendungen, (1890/91) 966026 Doll.,
die
Ausgaben 950900 Doll. Die
Bibliothek, die drittgrößte der
Vereinigten Staaten, besaß 395970
Bände. Zu der
Universität
gehören eine
Sternwarte,
[* 9] botan.
Garten
[* 10] und Herbarium, das
Peabody-Museum für amerik.
Archäologie und Ethnographie
[* 11] und das
Museum für vergleichende
Anatomie mit naturhistor. Sammlungen, und fachwissenschaftlichen Publikationen. Die Universitätsdruckerei
ist die älteste der Stadt. -
Vgl.
Quincy, History of Harvard
University (2 Bde., Bost. 1840; 2. Aufl.
1860);
Thayer, An historical sketch of Harvard
University (Cambridge 1891).
(spr. kehmbridsch),AdolphusFrederick,Herzog von, brit.
Feldmarschall, der jüngste Sohn
Georgs III., geb. zu
London,
[* 12] trat im
Alter von 16 J. in die
Armee und besuchte die
Universität Göttingen.
[* 13] Im niederländ. Feldzug von 1793 wurde er bei Hondschoten
kriegsgefangen, aber bald nachher ausgewechselt. 1798 wurde Cambridge zum Generallieutenant befördert und ging 1801 nach
Berlin,
[* 14] um die daselbst beschlossene
Besetzung Hannovers zu verhindern, was ihm jedoch nicht gelang. Der
Plan, ihn 1803 an
die
Spitze der bewaffneten
Bevölkerung
[* 15] Hannovers zu stellen,hatte ebenso wenig Erfolg, und der
Herzog entging der Kapitulation
nur, indem er das Kommando dem
GeneralWallmoden überließ. Nach der Wiederbesitznahme und
Erhebung Hannovers zum Kö-
^[Artikel, die man untcr C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
nigreiche (1813) wurde Cambridge als Generalstatthalter dahin geschickt und infolge der Unruhen zu Göttingen 1831 zum
Vicekönig von Hannover
[* 17] ernannt. Unter ihm wurde 1819 die alte ständische Verfassung geregelt und 1833 das von Wilhelm IV.
verliehene neue Grundgesetz eingeführt. Als nach dem Tode Wilhelms IV. 1837 Hannover an C.s ältern Bruder
Ernst August fiel, kehrte er nach England zurück. Hier wirkte er segensreich als Präsident vieler wohlthätiger Vereine,
die er zum Teil begründen half, wie das deutsche Hospital in London. Cambridge starb Aus seiner Ehe mit Prinzessin Auguste
von Hessen-Cassel (gest. hinterließ er einen Sohn George William, der ihm als Herzog von Cambridge folgte,
und zwei Töchter: Augusta Karoline, geb. vermählt mit dem GroßherzogFriedrich Wilhelm (s. d.) von Mecklenburg-Strelitz,
und Mary, geb. vermählt mit HerzogFranz vonTeck (s. d.).
(spr. kehmbridsch),George William Frederick Charles, Herzog von, Graf von Tipperary, Baron
von Culloden, brit. Feldmarschall, Sohn des vorigen, geb. zu
London, wurde bereits 1837 Oberst der brit. Armee und stieg 1845 zum Generalmajor auf. Im Orientkrieg führte er als Generallieutenant
die 1. Division nach der Krim
[* 18] und nahm an den Schlachten
[* 19] an der Alma und bei Inkerman teil, kehrte jedoch
hierauf nach England zurück. Juli 1856 ward er zum Oberbefehlshaber des brit. Heers ernannt, in welcher Stellung er namentlich
für die Errichtung stehender Lager
[* 20] sowie verbesserte Ausrüstung der Truppen wirkte und nach längerm Sträuben auch in die
Beseitigung des Kaufsystems und der körperlichen Strafen willigte. Am erfolgte seine Erhebung
zum Feldmarschall, und wurde er bei Gelegenheit der Feier seines 50jährigen Dienstjubiläums zum Oberbefehlshaber
der Armee (Commander-in-chief) ernannt, eine Würde, die als Letzter der Herzog von Wellington bekleidet hatte.