Cambert
(spr. kängbähr), Robert, franz. Komponist, geboren um 1628 zu Paris, [* 2] bildete sich unter Leitung Chambonnières (s. d.) im Klavierspiel aus, wurde dann Organist an der Kirche St.-Honoré und 1666 auch Intendant der Hofmusik der Königin-Mutter (Anna von Österreich). [* 3] Im J. 1659 komponierte er die Musik zu einem Schäferspiel Perrins (als »première comédie française en musique« bezeichnet), welches im April d. J. im Landhaus des Generalpächters de la Haye zu Issy, bald darauf auch am Hof [* 4] in Vincennes zur Aufführung gelangte.
Durch den
Kardinal
Mazarin zu weitern
Versuchen ermutigt, traten Cambert
und
Perrin zwei Jahre später mit einem
zweiten Musikdrama: »Ariane«, hervor, dessen Ausführung jedoch durch den
Tod des
Kardinals verhindert wurde. Während der folgenden
Jahre bewarb sich
Perrin, durch die bisherigen Erfolge in dem
Wunsch
bestärkt, die von
Italien
[* 5] her eingeführte
Oper dem nationalen Kunstempfinden gemäß umzubilden, um ein
Privilegium, »in ganz
Frankreich Opernakademien nach Art der italienischen zu veranstalten«, und nachdem er dasselbe 1669 erhalten,
konnte 1671 die Académie de musique (noch heute der offizielle
Name der
Pariser sogen.
Großen
Oper) mit der wiederum von
Perrin
gedichteten und von Cambert
komponierten
Oper
»Pomona« eröffnet werden.
Inzwischen aber war dem jungen Unternehmen in dem
Florentiner
[* 6]
Komponisten
Lully ein gefährlicher Gegner
erwachsen; dieser benutzte die hohe
Gunst, in welcher er bei
Ludwig XIV. stand, sowie einen zwischen den
Direktoren der
Akademie
ausgebrochenen Streit, um sich in den
Besitz des
Perrin erteilten
Privilegium zu setzen (1672), und wurde von nun an der
alleinige Beherrscher des französischen Opernwesens, während die eigentlichen Begründer der nationalen
Oper bald vergessen
waren. Cambert
ging, nachdem er vergebens versucht hatte, seine 1672 geschriebene
Oper »Les peines et les plaisirs de l'amour«
(Text von
Gilbert) zur Aufführung zu bringen, nach
England, wo er von
Karl II. hoch geehrt wie auch zum
Kapellmeister ernannt wurde, ohne jedoch die ihm in seinem Vaterland widerfahrene Zurücksetzung verschmerzen zu können.
Er starb 1677 in
London,
[* 7] wie
Lullys Feinde behaupteten, von diesem vergiftet.
Vgl. Pougin, »Les vrais créateurs de l'opéra français« (im »Ménestrel« 1874-75, Nr. 34 ff.).