Camargue,
La (spr. -marg'), eine von den beiden Hauptmündungsarmen der Rhône gebildete Flußinsel im Arrondissement Arles des franz. Depart. Bouches du Rhône; sie reicht von 1,5 km oberhalb Arles (Tête de la Camargue) in Dreiecksgestalt (daher auch le Delta de la France genannt) bis zum Meere, 42 km weit, und enthält etwa 731 qkm. Der niedrige, nirgends über 3 m hohe, durchaus steinlose, sumpfige, von Lachen, Teichen, Kanälen und toten Flußarmen durchschnittene Alluvialboden ist durch Eindeichungen gegen die Überschwemmungen geschützt und so an einigen Stellen (etwa 13000 ha) in fettes Marschland, an andern infolge des unzureichenden Wasserabflusses in große Sümpfe mit ungesunder Fieberluft verwandelt. Am Rande des Deltas finden sich reiche Fruchtfelder, schöne Wiesen und Obstgärten.
Die höhern Striche liefern sogar guten Rotwein. Das innere Sumpfland enthält Strandseen, dessen größter, der Etang de Valcharès, 120 qkm bedeckt. Die Camargue wird von Herden von Schafen, schwarzen Rindern und halbwilden Pferden durchzogen; zahllos sind Wasservögel und besonders merkwürdig eine große langhaarige Hunderasse. Von den Meiereien ist die Stammschäferei Armillère die bedeutendste. Die Bewohner, deren Zahl sich ständig verringert, sind teils mutige, aller Kultur fern stehende, in Felle gekleidete Hirten, teils armselige Salzgräber («Sauniers») und Zollwächter.
Die Camargue hat nur wenige Ortschaften und gehört zum Teil zum Kanton Arles, zum Teil zum Kanton Saintes Maries (1 Gemeinde, 375 qkm, 1159 E.), einem Städtchen mit 918 E., einem Schloß und einer citadellenähnlichen Kirche, die zur Zeit der Reliquienausstellung alljährlich von etwa 10000 Pilgern besucht wird. -
Vgl. Leger, Études agricoles. La Camargue et le Plan-du-Bourg (Par. 1875);
I. Pader, La Camargue et ses troupeaux (im «Bulletin de la Société de géographie de Marseille», 1886).