Calw.
1) Oberamt im württemb. Schwarzwaldkreis, hat (1890) 25408 E., 4 Städte und 39 Landgemeinden. - 2) Calw oder Kalw, Oberamtsstadt im Oberamt Calw, 36 km westlich von Stuttgart, in dem tief eingeschnittenen Thale der Nagold, in 349 m Höhe, an der Linie Stuttgart-Calw-Horb (97,7 km, Schwarzwaldbahn) und Pforzheim-Calw (26,8 km, Nagoldbahn) der Württemb. Staatsbahnen, ist Sitz des Oberamts, eines Amtsgerichts (Landgericht Tübingen), eines Eisenbahnbetriebsamtes, einer Handels- und Gewerbekammer und hat (1890) 4522 (2063 männl., 2459 weibl.) E., darunter 223 Katholiken und 69 Methodisten, Post erster Klasse, Telegraph, Zollamt;
zwei Brücken über die Nagold, auf deren einer die architektonisch merkwürdige, um 1400 erbaute, restaurierte St. Nikolauskapelle steht, eine frühgotische evang. Kirche, 1884 - 88 erbaut;
ferner ein Reallyceum (Realprogymnasium), höhere Bürgerschule, Handels-, Frauenarbeitsschule, ansehnliche Stiftungen, drei Banken;
Fabrikation von Wolldecken, Tricotwaren, Winterschuhen, Kratzen und Cigarren;
Baumwollspinnerei, Schönfärberei, Buntsandsteinbrüche;
Ackerbau und Viehzucht. 3 km oberhalb die Ruinen des berühmten Klosters Hirsau, 830 gegründet, 1692 von Mélac zerstört, mit der von Uhland besungenen Ulme von Hirsau. - Calw war früher die Hauptstadt der Grafen von Calw, deren Stamm 1262 erlosch und deren Burg 1600 abgetragen wurde, eins der ältesten, begütertsten und angesehensten Geschlechter in Schwaben. 1345 kam Calw an Württemberg.
Nach der Schlacht bei Nördlingen 1634 wurde die Stadt Calw vom bayr. General von Werth und 1692 von Mélacs franz. Horden eingeäschert. -
Vgl. Stälin, Geschichte der Stadt Calw (Stuttg. 1888).