Calvados
(spr. -os), Departement im nordwestlichen Frankreich, bildet zwischen dem Mündungsbusen der Seine und der Viremündung ein 60-80 km landeinwärts sich erstreckendes Rechteck, das nördlich vom Kanal [* 2] (La Manche), im übrigen von den Departements Eure, Orne und Manche umschlossen wird. Es umfaßt die zur ehemaligen Normandie gehörigen Landschaften Bessin, Bocage, Campagne de Caen, Auge [* 3] und Lieuvin und hat einen Flächeninhalt von 5521 qkm (100 QM.). Das Land, im ganzen mäßig gewellte Ebene, hebt sich nach SW. hin, wo es aus paläozoischen Schichten besteht, bis zu 364 m und umfaßt im äußersten Südwesten in der Forest de St.-Sever mit dem Quellgebiet der Vire ein lieblichen waldreiches Hügelland.
Die im allgemeinen flache
Küste zeigt an der Westgrenze und in der Mitte vorgelagerte sehr gefährliche
Klippen,
[* 4] die Rochers
de Calvados
, deren Benennung auf ein 1588 dort gescheitertes
Schiff
[* 5]
(Salvador?) der großen
Armada
Philipps von
Spanien
[* 6] zurückgeführt wird, und die ihrerseits dem
Departement den
Namen gegeben haben. Auch im Innern bilden den aus einer
Mischung von
Thon und
Kalk mit einer fetten vegetabilischen Kruste bedeckten, zur
Viehzucht
[* 7] besser als zum
Ackerbau geeigneten
Boden fast durchweg
Ebenen, unter welchen namentlich das
Thal
[* 8]
Auge wegen seiner ausgezeichneten
Weiden, die
freundliche
Landschaft
Bocage zwischen
Vire und
Orne und die
Ebene von
Caen hervorzuheben sind.
Die vorhandenen wenigen
Flüsse:
[* 9] Touques,
Dives,
Orne, Seulles,
Aure und
Vire, haben sämtlich kurzen
Lauf. Von
Caen zum
Meer führt
ein
Kanal. An Waldungen ist Calvados
im ganzen arm. Das
Klima
[* 10] ist feucht, aber gleichmäßig und gesund;
Westwinde
sind sehr häufig und werden oft zu
Orkanen. Die Zahl der Einwohner beträgt (1881) 439,830 (davon nur 2000
Protestanten),
ein wohlgebildeter Menschenschlag, dabei arbeitsliebend und voll Anhänglichkeit an
Heimat und hergebrachte
Sitte.
Doch ist die Bevölkerung, [* 11] wenn auch noch dichter (80 pro QKilometer) als im Mittel in Frankreich, wie überall in der Normandie in bedenkliche Abnahme begriffen (seit 1861 um 41,160 Einw.), wozu wesentlich der Wunsch der Familien beiträgt, den Wohlstand zu erhalten und nur 1-2 Kinder zu haben; auch die verbreitete Ammenindustrie sowie die wachsende Viehzucht, welche weite Flächen dem Ackerbau entzieht, sind auf die Bevölkerungszahl von Einfluß. Der angebaute Boden beträgt ungefähr 4/7, die Wiesen nehmen 3/14, die Waldungen 1/14 des Ganzen ein.
Erzeugt wird viel Getreide [* 12] und Raps, auch Rüben, Flachs und Hanf, ferner Obst in Menge, besonders Äpfel und Birnen; fast alle Felder sind mit Obstbäumen umgrenzt. Wein wird nicht gebaut, wogegen Cider das allgemeine Getränk ist. Die normännischen Pferde [* 13] sind berühmt; das Rindvieh ist durch holländisches noch verbessert worden und liefert Ochsen bis zu 700 kg Gewicht. Die Butter von Iligny und Trévières und die Käse von Livarot und Pont l'Evêque sind in ganz Frankreich bekannt.
Weniger Fleiß wird auf die Schafzucht verwendet; die einheimische Wolle ist schlecht. In der Schweinezucht zeichnen sich Bocage und Auge, in der Hühner- und Kapaunenzucht Caumont und Crèvecoeur aus. Bedeutend ist auch die Bienenzucht [* 14] (Honig von Crèvecoeur). Die Seefischerei liefert viele Schaltiere und Hummern; auch nimmt man starken Anteil an der Heringsfischerei und versendet jährlich gegen 25 Mill. Austern. Mineralische Produkte sind: Marmor, Granit, Steinkohlen, Salz [* 15] und Torf, die sämtlich ausgebeutet werden.
Die Industrie steht in aus einer hohen Stufe. Das Departement hat namentlich bedeutende Baumwollspinnerei und erzeugt Spitzen und Tüll, Flanell, Tuch und Leinwand, dann Papier, Porzellan, Seife etc.; auch die Eisenindustrie und der Schiffbau werden hier betrieben. Trotzdem suchen jährlich viele Männer als Steinarbeiter etc. Erwerb in der Fremde. Unter den sieben Häfen des Landes sind nur Honfleur, Caen und Trouville von Bedeutung. Die wichtigste Landverkehrslinie ist die Eisenbahn Paris-Cherbourg mit sechs hier abzweigende Seitenlinien. Das Departement zerfällt in die sechs Arrondissements: Caen, Bayeux, Falaise, Lisieux, Pont l'Evêque und Vire. Die Hauptstadt ist Caen.
Vgl. Hippeau,
Dictionnaire topographique du departement du
Calvados
(Par. 1883).