Calonne
(spr. -ónn), Charles
Alexandre de, franz. Generalkontrolleur der
Finanzen, wurde 1734 zu
Douai geboren, wo sein
Vater erster Präsident des Parlaments war. Er stieg erst in der gerichtlichen Laufbahn auf, trat
dann in die
Verwaltung über und wurde Intendant von
Valenciennes. Als die Minister Joly de Fleury und Ormesson ihre
Ämter
niederlegten, weil sie nicht im stande waren, die zerrütteten
Finanzen zu ordnen, wurde Calonne
1783 unter dem Einflusse des
Grafen
Artois und des Ministers Vergennes zum Generalkontrolleur des Schatzes ernannt. Zunächst wußte
er jetzt für die übermäßigen Bedürfnisse des
Hofs stets reichliche Geldmittel zu schaffen, indem er, wenn auch unter
den ungünstigsten
Bedingungen,
Anleihen vermittelte, Einnahmen vorwegnahm
u. dgl. Aber die Täuschung zerann;
1785
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.] ¶
mehr
hatte Calonne
mit Necker eine hitzige Fehde;
dann geriet der Kredit der Regierung ins Wanken;
das Parlament wurde einem neuen Anleiheversuch gegenüber widerspenstig, die Versammlung der Geistlichkeit zeigte sich 1786 zurückhaltend;
eine Geldverschlechterung erhöhte
das Unbehagen. Da griff Calonne
plötzlich auf die Reformideen Turgots zurück: Verallgemeinerung der Grundsteuer, Aufhebung der
Ungleichheiten, Schaffung provinzialer Versammlungen u. s. w. Von da ab blieb Calonne
sich
treu, aber seine Pläne verstießen gegen die natürliche Selbstsucht der Bevorrechteten, und seine Vergangenheit erweckte
zu viel Mißtrauen. Er berief auf Febr. 1787 die Notabeln, aber sowohl das Mißtrauen wie die Selbstsucht kehrte sich alsbald
gegen den kühnen Minister, die öffentliche Meinung jubelte dem Angriffe auf Calonne
zu und seine Entgegnungen
fruchteten wenig;
der Hof,
[* 3] die Königin vereinigten sich mit seinen aristokratischen Gegnern und Calonne
fiel.
Sein Gegner und
Nachfolger, Loménie de Brienne, kam mit nicht besserm Erfolge auf die gleichen Vorschläge zurück. Calonne
ging nach England und
eröffnete von hier eine Fehde mit Necker. Als sich 1789 die Generalstände versammelten, begab er sich
nach Flandern, in der erfolglosen Absicht, dort gewählt zu werden, und trat von da ab in Schriften gegen die Revolution auf.
Dann ging er nach Deutschland,
[* 4] wo er bei den emigrierten Prinzen eine große Thätigkeit entwickelte.
Ihr Mißerfolg führte ihn nach England zurück; er überwarf sich mit seiner Partei und hielt 1802 um die Erlaubnis zur
Rückkehr nach Frankreich an, die ihm Bonaparte auch bewilligte. Doch starb Calonne
in demselben Jahre. -
Vgl. Chérest, La chute de l' ancien régime (Par. 1884);
Rocquain, L' esprit révolutionnaire avant la révolution (ebd. 1878).